Allmacht im Kollektiv
Premiere des Theaterstücks „Gott ist drei Frauen“ im Theater Kosmos
Zeitgenössisch, feministisch und hoch aktuell ist Kiki Miroslava Svolikovas vor drei Jahren uraufgeführtes Theaterstück „Gott ist drei Frauen“, das nun vom Ensemble UNPOP in Koproduktion mit dem Theater Kosmos in Bregenz gezeigt wird. Die Apokalypse ist nah, in vierzig Minuten wird die Erde untergehen. Die Göttinnen beginnen zu erzählen, vom Anfang der Welt, von ihrem Ende und dem Dazwischen.
Der Schlaf, der Schatten und die Möglichkeit einer Aussage seien ihre schönsten Erfindungen gewesen, sagen die drei Göttinnen mit Erinnerungslücken. War vor dem misslungenen Ende ein Komet oder ein Feuer? Die arg gebeutelte Erde (Claudia Seigmann) tritt auf, und auch sie ist verwirrt. In letzter Zeit habe sie das Gefühl, dass sich alles ein bisschen schneller drehe als sonst. Gehe sie nun in zwei Milliarden Jahren unter oder in zwei Stunden? Die Göttinnen sehen den Schmerz, der die Erdenbewohner:innen erfasst hat und begegnen ihm zunächst mit Nonchalance. Man sollte sich da raushalten, meint die eine, doch dann winkt da plötzlich jemand. Es ist Jens, der erste und letzte Mensch, „das Mensch“, und er zählt in einem monumentalen, zweiteiligen Monolog die vielen Helden-, aber auch Schandtaten seiner Spezies auf.
Absage an das Patriarchat
In Kiki Miroslava Svolikovas Theaterstück ist Gott nicht tot, aber der alte, weiße, bärtige Mann wurde von ihr durch ein weibliches Kollektiv ersetzt. Bei ihrem Versuch, der Schöpfung neues Leben wieder einzuhauchen, erweisen sich die drei zwar auch nicht als besonders talentiert, aber sie sind doch konflikt-, und diskursfähig, und sie zeigen sich solidarisch. Das wäre doch schon einmal ein guter Anfang! In ihrem poetischen und klugen Text stellt die Autorin die Frage nach unserer Verantwortung. Mit humoristischen Mitteln entlarvt sie Scheinmoral und menschliche Hybris.
Gedoppeltes schwarzes Loch
Ausstatterin Caro Stark hat der Black Box des Theater Kosmos ein weiteres schwarzes Loch hinzugefügt, aus dem es im Verlauf der achtzigminütigen Aufführung immer wieder kräftig blitzt und donnert. Für die Regie zeichnet Stephan Kasimir verantwortlich, der schon lange den Wunsch hegte, ein Stück von Kiki Miroslava Svolikova zu realisieren. Das Damentrio ist mit Barbara Bauer, Barbara Novotny und Sabine Lorenz homogen und stimmig besetzt, doch insgesamt mangelte es der Aufführung an Dynamik. Diese brachte Christian Streit in der zweiten Spielhälfte als Jens mit, allerdings war er bei der Premiere nicht textsicher.
„Gott ist drei Frauen“ ist ein philosophisch grundiertes, inhaltlich und formal interessantes „Textflächenstück“ mit bewusst gesetzten Redundanzen, dem man sich allerdings mehr Tempo und Witz gewünscht hätte.
"Gi3F - Gott ist drei Frauen" von Kiki Miroslava Svolikova
eine KOSMOS Koproduktion mit UNPOP
Weitere Aufführungen: 1./2./8./9./14./15./16.3., 20 Uhr, Sonntagsvorstellungen 17 Uhr
Theater Kosmos, Bregenz
www.theaterkosmos.at; www.unpop.at