Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Kurt Bereuter · 06. Apr 2022 · Aktuell

Zweiter Vortrag in der Reihe der Werkstatt Geschichte: „Wenn Gesundheit polarisiert“

Der Bregenzerwald ist nicht arm an Geschichten und an geschichtlichen Besonderheiten. Er ist auch nicht arm an Personen, die sich mit ihnen auseinandergesetzt haben und solchen, die es immer noch tun. Angefangen bei Historikern wie Mathias Moosbrugger über die Literaten des 19. Jahrhunderts bis zum Kulturforum, dem EggMuseum, dem Frauenmuseum oder auch dem Heimatpflegeverein mit den Bregenzerwald-Heften, in deren letzter Ausgabe übrigens der Vortrag von Wolfgang Weber zur Spanischen Grippe schon abgedruckt wurde, den die neue „Werkstatt Geschichte“ am 12. April als Vortrag präsentiert. Dennoch sieht eine Gruppe von Historiker:innen einen Anlass, sich im Bregenzerwald mit einer Werkstatt Geschichte zu Wort zu melden. Sie arbeitet nach eigenen Aussagen an Konzepten zur Vertiefung der Aufarbeitung der Geschichte des Bregenzerwaldes. Zum Kernteam gehören neben Georg Sutterlüty auch Elisabeth Wicke und Marco Hörburger in Zusammenarbeit mit Katrin Netter vom Bregenzerwald Archiv. Dazu wurde bereits um eine Leader-Förderung angesucht, als Drehscheibe für die Werkstatt Geschichte soll das Bregenzerwald Archiv dienen.

Genau darin entzündete sich Kritik von Andreas Hammerer, Obmann des Vereines des EggMuseums. Er hat in der Vergangenheit gut und gerne mit der Archivleiterin Katrin Netter kooperiert und sieht hier durchaus die Gefahr, dass damit andere (ehrenamtliche) Veranstalter konkurriert werden und ihnen Ressourcen des Archivs entzogen werden könnten. Tatsächlich mutet es etwas befremdlich an, wenn sich eine Gruppe findet, die zwar offiziell noch nicht in Erscheinung treten will, aber schon mit Veranstaltungen auftritt. Und ob dieses Leader-Projekt in die Gänge komme, stehe noch nicht fest, so Katrin Netter. Ende Juli muss es noch einmal in das Kuratorium des Bregenzerwald Archivs und dann soll bis Oktober ein Konzept vorgelegt werden. Katrin Netter: „Vielleicht reden wir hier ja über ungelegte Eier.“ Elisabeth Wicke erklärte, dass die historische Forschung im Bregenzerwald stagniere und kaum Quellenstudien stattfinden würden. Vielmehr werde immer weiter abgeschrieben und zitiert. Historische Forschung gehöre aber zum Bregenzerwald Archiv und sei Kernaufgabe dieses, könne aber neben der Basisarbeit der Archivierung zu wenig geleistet werden und deshalb würden gezielt auch Laienhistoriker zur Mitarbeit angeworben. Und überdies könne das Bregenzerwald Archiv gar nicht um eine Leader-Förderung ansuchen, weshalb es diese Werkstatt auch gebe. Allerdings sie soll dann unter dem Dach des Bregenzerwald Archivs stattfinden.

Zweiter Vortrag: „Wenn Gesundheit polarisiert“

Derweil gab es in Lingenau in Kooperation mit dem Unikumm-Verein die zweite Veranstaltung unter dem Titel: „Wenn Gesundheit polarisiert“ mit der Innsbrucker Historikerin Marina Hilber. Knapp 20 Zuhörer fanden sich ein.
Wie der Titel zu verstehen ist, konnte weder die Referentin noch Georg Sutterlüty erklären. Vielmehr mangle es an einer Definition von „Gesundheit“, meinte Letzterer. Da wäre doch etwas in den Werkstätten der Geschichte zu finden gewesen. Aber der Vortrag war grundsolide und bot einen guten Überblick über die Pockenimpfung ab ca. 1800 bis in die Jetztzeit, durchaus mit Lokalbezug, wenn auch die Region um Bludenz durch eine Studentenarbeit im Mittelpunkt der Untersuchungen und des Vortrages stand.
Wer sich eine Diskussion über die Covid-Impfungen erwartete, wurde übrigens enttäuscht, was der Veranstaltung aber keinen Abbruch tat – es war ja eine „Werkstatt Geschichte“ und keine „Werkstatt Impfen“. Der Auftakt war dem Team mit Georg Sutterlüty als Frontman durchaus gelungen und neben ihm begrüßte auch der Obmann von „Unikumm“, Ferry Orschulik, mit gelungenem Wortwitz.

Und wie geht es weiter?

Am 12. April, um 19.30 Uhr referieren Wolfgang Weber und Georg Sutterlüty in Andelsbuch im Rathaussaal zur Spanischen Grippe und zum Andelsbucher Gemeindearzt Dr. König (1829-1899).
Und sonst soll bis Oktober ein Konzept der Gruppe zur Vertiefung und Auseinandersetzung mit der Geschichte der Talschaft im Rahmen eines Leader-Kleinprojektes vorgestellt werden. Davor soll es allerdings noch im Kuratorium des Bregenzerwald Archivs präsentiert werden und da ist Andreas Hammerer ehrenamtliches Mitglied.
Interessierte werden gespannt sein und möglicherweise werden sie dann auch noch als Partner(institutionen) ins Boot geholt, wird doch diese Werkstatt auch als Vernetzungs- und Koordinationsstelle im Bregenzerwald Archiv angesiedelt. Dass Reihenfolge und Kommunikation zu möglichen Partnern nicht optimal gelaufen ist, gibt die Bregenzerwald-Archiv-Leiterin Katrin Netter gerne zu. Aber Ende Juni soll es dann doch noch ein Vernetzungstreffen geben und da würden alle eingeladen werden, von den Ortschronisten bis zu den Museumverantwortlichen und den Kulturveranstaltern.

https://www.werkstatt-geschichte.at/