Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Manuela Schwaerzler · 17. Dez 2020 · Aktuell

Zweite Auflage von „stream in – Kunst hilft Kunst“: Weiterhin online und freitags im Radio

Kaum war der erste Lockdown ausgesprochen, initiierten Armin und Bernie Weber mit Heidi Salmhofer eine Plattform, die Vorarlberger Künstler*innen unkompliziert und unbürokratisch eine finanzielle Hilfe und coronasichere Bühne bot: „stream in – Kunst hilft Kunst“ präsentierte bereits am 30. März 2020 das erste Konzert (Bernie Weber & Walter Schuler), das live in der „theatergarage“ des theatermobils in Sulz gespielt und per Streaming worldwide gehört und gesehen werden konnte. Bis zum Sommer wurde quer durch die Kunstsparten jeweils am Montag und Donnerstag gestreamt, über 100 Künstler*innen standen auf der Bühne und die eingegangen Spenden wurden rasch und völlig unbürokratisch ausbezahlt. Im November ist dann eingetreten, was niemand gehofft hatte: Der zweite Lockdown legte das Kulturleben erneut lahm. Das Team von „Kunst hilft Kunst“ reagierte gleich und erweiterte die Spendenmöglichkeit mit „Buy a band“, bei der man im Gegenzug für die Spende eine von Helmut King gestaltete Postkarte im A-5-Format erhält. Seit 10. Dezember wird wieder gestreamt (jeden Donnerstag) und ab 17. Dezember hat die Initiative bis Mitte Februar einen fixen Sendeplatz bei Radio Vorarlberg. Jeden Freitag werden dort von 20 bis 21 Uhr heimische Künstler*innen vorgestellt. Bernie Weber hat uns einige Fragen zu „stream in – Kunst hilft Kunst“ beantwortet:

Manuela Schwärzler: Ihr habt ja seit Ende März schon einige Streaming-Termine hinter Euch, welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Wie hat sich das Ganze bis zum Sommer entwickelt oder anders gefragt: Wie sieht Euer Resümee aus?
Bernie Weber: Die ganze Geschichte entstand auf die Initiative von Armin Weber, der Heidi Salmhofer und mich mit an Bord geholt hat, und gemeinsam mit unser eingeschworenen und höchstmotivierten Technik-Crew haben wir von Ende März bis Ende Juni 27 Veranstaltungen gestreamt, bei denen jeweils ein musikalischer Act und ein weiterer künstlerischer Beitrag on air oder vielleicht besser – durchs Netz gingen. Insgesamt waren rund 110 bis 120 Künstler*innen mit dabei.
Schwärzler: Ich nehme an, die Künstler*innen waren und sind von Eurem Angebot begeistert. Wenn Du ihre Rückmeldungen zusammenfasst: Was schätzen sie am meisten?
Weber: Ja, ich glaube schon, dass die teilnehmenden Künstler*innen großteils von unserer Initiative angetan waren und sie sehr geschätzt haben. Und ich glaube, dass Wichtigste für alle war, einfach wieder einmal auftreten zu können. Für ein Publikum zu spielen, das zwar nicht unmittelbar vor ihnen im Raum, aber doch live mit dabei war. 
Schwärzler: Erreicht Euch auch Feedback vom Publikum?
Weber: Ja es gab eine ganze Reihe an Feedbacks. Es gibt bei der Streaming-Serie über YouTube die Möglichkeit, über eine Chatfunktion direkt zu interagieren. Aber vor allem ist Feedback über Mails oder Social-Media-Kanäle eingelangt. Natürlich kann diese Aktion niemals eine Live-Performance ersetzen, aber in der jetzigen Situation ist sie ein kleiner Ersatz für unzählige abgesagte Gigs und Aufführungen.
Vor allem jetzt erreichen uns sehr viele Rückmeldungen, weil wir mit unserem Buy a Band-Shop eine prächtige Unterstützungsmöglichkeit für alle ins Leben gerufen haben. Und die kommt super gut an. Jede und jeder kann sich einen Gitarristen, eine Band oder etwas Love, Heat or Pain kaufen und bekommt dafür eine wunderschöne Karte mit einem Bild von Helmut King zugesandt. Und dadurch unterstützt man gleichzeitig mit seinem Beitrag die ganze Aktion. Das ist alles gut angelaufen aber wir brauchen noch viel, viel Unterstützung, weil wir noch ganz lange streamen und Honorare bezahlen wollen.

Wiederaufnahme im Dezember

Schwärzler: Habt Ihr schon im Sommer daran gedacht, die Streamings zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen? Beziehungsweise wann habt Ihr Euch dazu entschieden?
Weber: Wir hatten schon am letzten Abend im Juni darüber gesprochen, dass wir wieder starten würden, wenn es sein muss. Aber ich gestehe, daran geglaubt haben wir eigentlich nicht. Zumindest ich nicht. Das ist dann Ende November auf einmal wieder aufgepoppt und dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. Innerhalb von 10 Tagen, haben wir die ersten Künstler*innen gebucht, eine Website samt Shop auf die Beine gestellt, die Technikcrew samt der großen Infrastruktur reaktiviert, die Werbetrommel angeworfen und am 10. Dezember das erste Mal wieder gestreamt. 
Schwärzler: Wie entsteht das Programm? Können sich die Künstler*innen bei Euch melden? Oder geht Ihr auf die Künstler zu?
Weber: Eigentlich beides. Künstler*innen melden sich direkt bei uns, manchmal gehen wir auch auf sie zu, wenn uns bei dem einen oder anderen Beitrag noch jemand einfällt, der prima dazu passen würde.

Kooperation mit dem ORF

Schwärzler: Ab Freitag hat Eure Plattform einen fixen Sendeplatz von 20 bis 21 Uhr bei Radio Vorarlberg. Dadurch wird sich der Kreis des Publikums vermutlich deutlich erweitern. Welche Veränderungen bringt diese Zusammenarbeit mit dem ORF außerdem mit sich?
Weber: Es gibt wunderbarerweise eine Kooperation mit dem ORF Vorarlberg, die uns sehr freut. Sie ermöglicht uns, den Künstler*innen ein noch größeres Publikum anbieten zu können. Natürlich müssen wir bei der Zusammenstellung des Programmes jetzt auch die Erfordernisse einer Radiosendung mitdenken, aber das sollte doch recht easy funktionieren. Schließlich haben wir auch immer einen musikalischen Part mit dabei. Die ganze Sache läuft sehr easy und kooperativ ab und ich bin gespannt wie und wohin sich das alles noch entwickelt.
Ich bedanke mich an der Stelle aber auch noch sehr herzlich beim Land Vorarlberg und bei allen Sponsoren und Unterstützer*innen, ohne die das alles nicht möglich wäre. 

Hier geht’s direkt zum Streaming und dem Buy a Band-Shop: www.kunsthilftkunst.at
Die „Wall of Fame“ bietet einen Rückblick auf vergangene Streamings, die jederzeit erneut genossen werden können.