Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Ingrid Bertel · 23. Mär 2015 · Aktuell

Keinen Groschen für diesen Wirt! + Nachspiel + Das große Finale

Ein einigermaßen bizarres Bild bot gestern, Sonntag, die Bregenzer Innenstadt. Hundertschaften von Polizei riegelten in Reih und Glied Straßen und Plätze ab. Geschäftig radelte der Bürgermeister von einem Posten zum nächsten. Ein versprengtes Häuflein von Pegida-DemonstrantInnen hörte sich am Kornmarktplatz die islamophoben Reden von Michael Stürzenberger (Deutschland) und Ignaz Bearth (Schweiz) an. Offenbar war die Kundgebung der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands“ durch oberösterreichische Islamgegner organisiert worden, weil die Ein-Frau-Organisation in Vorarlberg damit überfordert gewesen wäre.

Eine mindestens sieben Mal so große Menge von GegendemonstrantInnen distanzierte sich – abgeschottet von den Pegida-Anhängern – von Rassismus und Migranten-Hetze.
Der Kornmarktplatz selber zeigte sprechende Gebäude. Als Haus „für Einheimische und Vielheimische“ präsentierte sich mittels weithin sichtbarem Text das voralberg museum“.  „Der für Sonntag angekündigten Pegida-Demonstration sehen wir ohne Sympathie entgegen“, hatte der Geschäftsführer der Kulturhäuser-Betriebsgesellschaft, Werner Döring, im Vorfeld angekündigt. Man respektiere aber selbstverständlich die Versammlungs- und Meinungsfreiheit.

Veritable Drohungen


Fünfzig Meter neben dem Museum sah das anders aus. In die Eingangstür des Gasthaus „Kornmesser“ geheftet fanden Vorübergehende und Gäste veritable Drohungen – und die richtete sich nicht etwa gegen die Pegida-Demonstranten, sondern gegen den SPÖ-Vorsitzenden Michael Ritsch sowie die grüne Abgeordnete Sandra Schoch.  „Euer Aufruf zur Gegendemonstration zur Pegida Demo in Bregenz verursacht für uns leider sehr viel Ärger“, begann das Schreiben an Ritsch, in dem über „massiven Geschäftsentgang“ geklagt wurde. Dann folgten Drohungen, Unterstellungen, Verunglimpfungen und „die klare Warnung“: „Du wirst dein Wunder erleben und deine Partiekollegen (sic!) ebenfalls“.

Der Grünen Sandra Schoch wurde in unsicherer Grammatik bescheinigt …“Sie sähen hier Gewalt“. Er schäme sich, meinte der Wirt „diese Partei in der Stadtregierung gehabt zu haben“ und drohte auch hier: „sollte bei mir auch nur ein kleiner Schaden am Gebäude entstehen, dann warne ich Euch jetzt“. Ob der Bürgermeister wohl auch zu seinem offenen, diskursfähigen Parteifreund geradelt ist? Ob er ihm mitgeteilt hat, dass es zwar ein bürgerliches Grundrecht auf  Versammlungsfreiheit gibt, aber keines auf gastronomischen Profit?

Pegida-Mann Michael Stürzenberger beklagte in diverse Mikrophone hinein mangelndes Demokratieverständnis der Muslime – wo er es doch vor Ort an einem heimattreuen Bürger nicht besser hätte studieren können. Pegida-Mann Michael Stürzenberger äußerte seine Angst vor einem Verfassungsverständnis, das BürgerInnenrecht mit Füßen trete und mit Angst und Drohung operiere – und der Kornmesser-Wirt, Michael Salzgeber, zeigte höchstpersönlich, was damit gemeint ist. Ein klammheimlicher Moslem? Oder nur eine Krämerseele ohne einen Anhauch von demokratischem Bewusstsein? Mir jedenfalls mundet das Essen bei diesem Wirt nicht mehr – daher meine persönliche Empfehlung: Keinen Groschen für diesen Wirt!

 

NACHSPIEL 1:

 

Von: Kornmesser - M.Salzgeber

Gesendet: Montag, 23. März 2015 19:08

Betreff: Große Fehler des Kornmichls

 

Freunde und Bekannte des Kornmesser!

Wir hatten gestern die Pegida Demo und die Gegendemo in der Kornmarktstraße.

Wer mich kennt, weiß das ich kein Anhänger der Pegida sein kann. Ich hatte im Vorfeld dieser Demos leider sehr dumme und überaus unpassende Worte gegen Michael Ritsch und Sandra Schoch geschrieben, wegen ihren Aufrufen zur Gegendemo. Es hat mich so geärgert, weil es meiner Meinung nach der falsche Ort war um zu demonstrieren und mit der Gegendemo wurde dem Ganzen noch mehr Aufmerksamkeit gegeben.

Ich war überaus nervös wegen dieser angekündigten Demo und hatte auch Angst um das Gebäude, weil ja Alles bei uns vor der Haustüre stattfinden sollte. Und die Ankündigung vom größten Polizeiaufgebot welches es je in Vorarlberg gab beruhigte mich nicht unbedingt.

Ich habe mich bei den betroffenen entschuldigt und möchte das auch hiermit nochmals tun. Umsatz und Geschäft kann nicht so wichtig sein um den Neo Nazis auch nur eine kleine Möglichkeit zu geben hier Ihre Parolen zu erklären.

Ein großer Fehler meinerseits und unentschuldbar für mich selbst. Mit Sandra Schoch konnte ich noch im Trubel der Demo kurz sprechen und heute haben wir eine Besprechung vereinbart.

Nochmals entschuldige ich mich dafür.

Gruß
Michl S.

 

NACHSPIEL 2:


Von: Michael Ritsch

Gesendet: Donnerstag, 26. März 2015 14:05

Betreff: Aufruf zu Gegendemo der SJ in Bregenz


Hallo Michael Salzgeber,

ich habe dir ja in meiner ersten Reaktion geschrieben, dass dein Mail eines der Unverschämtesten war, die ich in meiner bisherigen Laufbahn bekommen habe. Ich bin als sozialdemokratischer Politiker in diesem Land sehr viel gewohnt, aber noch nie wurde ich derart untergriffig und letztklassig "angeschüttet". Das Allerschlimmste ist aber, dass du meine Familie mit deinen Anschuldigungen und Äusserungen öffentlich bedroht hast.

Du bist ja nicht nur Gastronom, sondern auch ÖVP Stadtvertreter-Ersatz in unserer Stadt. Ich weiß nicht, wie es dir gehen würde, wenn jemand so gegen dich, deine Kinder und deine Familie vorgehen würde. Mir ist echt der Mund offen geblieben, war wirklich am Wochenende sehr betroffen und ich bin bis heute eigentlich noch fassungslos darüber. Meine Mutter hat dir ja auch entsprechend geantwortet.

Offensichtlich hast du mittlerweile von mehreren Seiten die Empfehlung bekommen, dich bei mir und auch bei Sandra Schoch zu entschuldigen.

Ich kann damit umgehen und hätte dazu folgenden Vorschlag:

ich erwarte mir deine Entschuldigung auch öffentlich, am selben Aushang und Mailverteiler. Weiters gehe ich davon aus, dass du hinkünftig solche Anschuldigungen, Drohungen und Verleumdungen unterlässt.

Und als Wiedergutmachung für meine Familie stelle ich mir vor, dass du mir binnen 14 Tagen den Nachweis erbringst, dass du den Betrag von  2000.-- Euro an die Kinderhilfsorganisation "Stunde des Herzens" von Joe Fritsche überwiesen hast. Damit hilfst wenigstens mit deiner Aktion einigen notleidenden Kindern in Vorarlberg. Sollte die Erledigung innert der Frist erfolgen, ist für mich die Angelegenheit endgültig erledigt.

Grüße
Michael Ritsch

Das große Finale:


Von: Kornmesser - M.Salzgeber

Gesendet: 26. März 2015 17:20

Betreff: Antwort auf dein Mail von heute

 

Hallo Michael!

 

Ich verstehe Deine Betroffenheit und entschuldige mich noch einmal wie schon am Montag.
Ich habe die Überweisung wie von Dir vorgeschlagen an Joe Fritsche erledigt. 
Darüber hinaus habe ich an Rita Mittelberger vom Westend in Bregenz auch einen Betrag überwiesen.
Ich hoffe Du bist damit einverstanden und kannst mein Verhalten entschuldigen.

Michael Salzgeber

PS. 
Das Entschuldigungs-Mail hänge ich jetzt aus.
Auf ein Gespräch mit Dir würde ich mich trotz allem freuen.

 

Von: Michael Ritsch

Gesendet: 27. März 2015 11:33

Betreff: Antwort auf dein Mail von heute


Hallo Michael!

Alles klar. Danke für die Information und die Entschuldigung. Für mich ist die Sache damit erledigt.

Grüße
Michael