Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Karlheinz Pichler · 25. Feb 2013 · Aktuell

Harald Sonderegger folgt Andrea Kaufmann als Kultur-Landesrat nach

Der Landesparteivorstand der ÖVP hat den 49-jährigen Gemeindeverbandspräsidenten und seit 18 Jahren als Schlinser Bürgermeister amtierenden Harald Sonderegger am Montagabend einstimmig als Nachfolger von Andrea Kaufmann als Landesrat für Kultur und Wissenschaft nominiert. Kaufmann tritt bekanntlich zurück, da sie im Mai zur neuen Bürgermeisterin von Dornbirn gewählt wird. Die Übergabe der Agenden an Sonderegger wird im Rahmen der Landtagssitzung vom 8. Mai über die Bühne gehen.

Landeshauptmann Markus Wallner lobt den ausgebildeten Juristen in einer Aussendung der ÖVP als erfahrenen Sachpolitiker mit Handschlagqualität. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Sonderegger vor zwei Jahren, als er als damaliger "Vize" die Nachfolge von Wilfried Berchtold (ÖVP) als Gemeindeverbandspräsident antrat. Berchtold hatte seinen Sessel infolge der Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn aufgeben müssen.

Sonderegger begann seine berufliche Karriere zunächst an der Bezirkshauptmannschaft Bregenz, ehe er 1995 Gemeindeoberhaupt in Schlins wurde. Mittlerweile befindet er sich in seiner vierten Amtszeit als Bürgermeister. Im Jahr 2000 kam das Amt des Vizepräsidenten des Gemeindeverbands dazu. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Als Landesrat wird Sonderegger das Bürgermeisteramt und die Präsidentschaft des Gemeindeverbandes zurücklegen. Bei letzterem wird ihm der Bürgermeister von Hard, Harald Köhlmeier (ÖVP), nachfolgen. Die Agenden als Schlinser Bürgermeister wird interimistisch die aktuelle Vizebürgermeisterin Gabriele Mähr übernehmen.

Außergewöhnliche Künstler in der Heimatgemeinde

Nach Ansicht von Wallner bringe Sondereger in der Breite seiner Funktionen alles für die Aufgabe mit, die auf ihn zukomme. Als Gemeindeverbandspräsident sei er mit allen Anliegen konfrontiert, auch mit den Kulturagenden. „Da wird er sich rasch einarbeiten können und auch seine eigene Handschrift einbringen“, ist Wallner überzeugt.

In den letzten Jahren war der designierte neue Kulturlandesrat in zahlreichen Arbeitsgruppen des Landes tätig. „Quer durchs Gemüsebeet“, wie er selbst sagt, von der Straßengesetzesnovelle bis zum Demokratiepaket. Und er ist auch Vizepräsident des Roten Kreuzes und ehrenamtlich für die Stiftung Jupident tätig. Ob ihn dies zu einem Landesrat für Kultur und Wissenschaft befähigt, wird sich weisen. Im kulturellen Bereich jedenfalls ist Sonderegger bis dato nicht in Erscheinung getreten. Und lebten in Schlins nicht außergewöhnliche Persönlichkeiten, wie etwa der Komponist Gerold Amann oder der Lehmkünstler Martin Rauch, wäre es um das 2000-Seelen-Dorf kulturell nicht so gut bestellt. Jedenfalls hat Sonderegger in den 18 Jahren seiner Zeit als Bürgermeister so gut wie keine kulturellen Akzente gesetzt.

Eine Frage der Chemie

Andererseits ist der Kulturlandesrat in spe bei der Bevölkerung sehr beliebt und gilt als offen und flexibel. Warum sollte ihm nicht glücken, was etwa auch einem Hans-Peter Bischof gelungen ist – nämlich an der Aufgabe zu wachsen? Den Ehrgeiz dazu hat er jedenfalls.

Die Vorarlberger Kulturszene wird dem Wechsel zunächst allerdings eher mit Skepsis begegnen. Zu häufig haben in diesem Ressort in den letzten Jahren die politischen Zuständigkeiten gewechselt. Hinzu kommt, dass es Anfang dieses Jahres auch auf Beamtenebene zu einer Ablöse gekommen ist. Langzeit-Kulturamtsleiter Werner Grabher hat sich in den Ruhestand verabschiedet, der vor allem in der bildenden Kunst bewanderte Winfried Nussbaummüller ist per 1. Jänner 2013 in dessen Fußstapfen getreten.

Ein Schnitt also sowohl auf politischer wie auch auf Beamtenebene. Letztlich wird aber auch die Chemie zwischen den beiden obersten Neo-Kulturverantwortlichen mit ausschlaggebend sein, ob die Kulturagenden belebt und von einem frischen Wind vorwärtsgetragen werden.