Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Anita Grüneis · 14. Mai 2016 · Aktuell

Eröffnung der Schlossmediale - Schlangen sprechen zum Feuer

Die Schlossmediale 2016 auf Schloss Werdenberg ist eröffnet. Das Eröffnungsfest entsprach dem Charakter dieses zehntägigen Festivals: Es war klein, exquisit, vielfältig und mischte Alt und Neu zu etwas grandiosem Anderen.

Fünf Jahre ist es nun alt, dieses Festival in Werdenberg. „Es ist den Kinderschuhen entwachsen“, meinte Geschäftsführer Kurt Scheidegger. „Themenschwerpunkte sind überall Standard, aber nirgends werden sie so konsequent durchgezogen wie hier“, führte er fort und wies darauf hin, dass das Festival neue Sponsoren fand und nun 2/3 des Budgets aus Eigenmitteln finanziert werden. Die künstlerische Leiterin Mirella Weingarten sprach davon, dass sich das Schloss jedesmal mit Beginn der Eisheiligen verwandle und sein Charakter doch eigentlich sehr dem Wetter gleiche: „Wir hatten Schneetreiben und Nebel am See, wir hatten Hagel und Föhn und manchmal auch einfach nur schönes Wetter. Genauso ist das mit der Kunst.“ Das diesjährige Thema „Häutungen“ habe viel mit Künstlern zu tun, die diese Art der Erneuerung sehr gut kennen.

Hirngespinste und schwebende Kissen


Wie gut, das zeigt die Ausstellung im Schloss. So verwandelt Nándor Angstenberger, einer der diesjährigen Stipendiaten, das Landvogtzimmer in ein „Hirngespinst“. Unzählige Fäden, eine Art Wollgespinst, umklammern Tisch, Kronleuchter und Stühle, wirken leicht wie Spinnweben und versperren doch den Weg in den Raum. Die zweite Stipendiatin Clara Oppel nennt ihre Installation „Mephisto“. Sie lässt im Dachraum des Turmes acht Federkissen im Raum schweben, aus denen das Schnurren von Katzen kommt, das allerdings manchmal nach einem Schnarchen oder Gluckern tönt. Jedes Kissen tönt anders. Der dritte Stipendiat Adrianos Zacharias präsentiert die Installation „Der Zwerg“ – eine Inkarnation des menschlichen Wesens. Künstlerin im Fokus ist Anne Marie Jehle, der eine eigene kleine Ausstellung für ihre Skulpturen und Zeichnungen gewidmet ist.

Die Schlange spricht


Die Eröffnung der Ausstellung war aber nur einer der fünf Programmpunkte, mit denen in die Schlossmediale gestartet wurde. Im Konzert „Serpent“ bewies eine sehr musikalische Schlange, wozu sie fähig ist. Das Konzert mit Musik von Claudio Monteverdi, Heinrich Schütz, Michel Godard und Bruno Helstroffer war ein erster grandioser Höhepunkt dieses Festivals. Das Serpent aus der Familie der Tuba ist schlangenförmig gewunden und hat sechs Fingerlöcher. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert. Sein Meisterspieler ist der französische Jazzmusiker Michel Godard. Im Schloss Werdenberg erwies er sich als wahrer „Herr der tönenden Schlange“. Godard spricht durch dieses Instrument, er flirtet damit, lässt es gurren und flüstern, grummeln und humorvoll herausposaunen, wirft Luftküsse durch den Raum und beweist bei all seinem Spiel einen Groove, bei dem sogar das Dachgebälk des Schlosses mitzuschwingen schien.

Einfach gute Musik


Mit ihm musizierten Marthe Perl an der Viola da Gamba, Bruno Helstorffer an der Theorbe (eine Art Laute), die Monteverdi Partien sang Mezzosopranistin Guillemette Laurens mit ihrer wunderbar weichen und zartklingenden Stimme. In diesem Konzerte war der ganze Charakter der Schlossmediale enthalten, die alte Musik mühelos mit neuer verbindet, die aufzeigt, dass gute Musik keine Zeit kennt. Zum Schluss durfte das Publikum noch eine Uraufführung erleben: Michel Godard stand auf einer Treppe mit seinem Serpent – das diesmal auch wie ein Didgeridoo tönte. Ihm gegenüber, auf einer anderen Treppe, die Tänzerin Maja Zimmerlin, die seine Klänge in in Bewegung umsetzte. Ein kongeniales Paar!

Doch das war noch lange nicht der Schluss des Abends. Es gab noch ein Schattenspiel auf Büffelhaut und eine Feuerinstallation, zu der Michel Godard noch einmal sein Serpent ertönen ließ. Bis 22. Mai dauert die Schlossmediale und neuerdings kann man sogar dreimal im Schloss schlafen, Zimmer an Zimmer mit Heinrich, einer echten Boa Constrictor.