Neu in den Kinos: „The Substance“ (Foto: Mubi)
Christina Porod · 26. Feb 2014 · Aktuell

„Überwindung von Ärmlichkeit und Kälte durch Denken“ - Der Kunst- und Kulturverein Edmund Kalb stellt sich vor

Der Kunst- und Kulturverein Edmund Kalb, gegründet auf Initiative von Ulrich Gabriel und Rudolf Sagmeister, setzt sich für die Erhaltung des sogenannten „Kalb-Hauses“ samt Garten in der Dornbirner Schillerstraße ein sowie von Teilen der volkskundlichen Sammlung von Georg Kalb. Dafür wurden mehrere Nutzungskonzepte erarbeitet. Bei der heutigen Pressekonferenz stellte sich der Verein, der Ende 2013 gegründet wurde und bereits 130 Mitglieder aus Kultur, Wirtschaft und Politik zählt, vor. Sein Motto „Überwindung von Ärmlichkeit und Kälte durch Denken“ ist Wahlspruch und Zielsetzung. Es stammt von der Rückseite eines Selbstbildnisses von Edmund Kalb aus dem Jahr 1937. Nach umfangreichen Vorarbeiten tritt der Kunst- und Kulturverein nun an die Öffentlichkeit, um gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt Dornbirn, des Landes Vorarlberg und des Bundes für die Verwirklichung seiner Ziele tragfähige Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Das Gebäude wurde 1884 erbaut. Josef und Elisabeth Kalb dürften es noch vor 1900 erworben haben. Der Stadel wurde 1903 zu einer Werkstatt, das Obergeschoß zu Wohnräumen umgebaut, ein Erker mit Quergiebel wurde zur Straßenfront vorgesetzt. Wenige Jahre später erfolgten schon die nächsten Veränderungen: Gebaut wurden eine turmartige Erweiterung mit drei Geschoßen zur Gartenseite und eine Veranda, ein Schopf wurde zu Wohnräumen umgestaltet. Mit dem Baumeister Johann Alois Albrich entstand so ein villenartiges Gebäude, orientiert an den Fabrikantenvillen in Dornbirn-Oberdorf.
Die großbürgerlichen Vorbilder spiegeln sich auch im Inneren des Hauses durch Malereien und Täfelungen. Das enge Stiegenhaus und die Innenräume hat Josef Kalb teilweise mit Figuren, Städteszenen und floralen Jugendstilelementen ausgemalt. Josef Kalb, der sich zwar als Kunstmaler fühlte, seinen Unterhalt aber vorwiegend als Schriften-, Schilder- und Wappenmaler verdiente, hat die Fassade des Hauses mit zahlreichen Sinnsprüchen versehen, wie „Sei fromm und verschwiegen, was nicht dein ist, lass liegen“. Das Haus ist seit der letzten Bauphase um 1907 nahezu unverändert. Durch die reiche Jugendstilausmalung nimmt es eine Sonderstellung in Vorarlberg ein, ist zudem das Eltern- und Wohnhaus des bekannten Malers Edmund Kalb und hat somit auch historische Bedeutung.

Internationale Anerkennung

Kunst als Erkenntnis und Erkenntnis als Befreiung von Zwang und Unmündigkeit, dies waren die Lebensmaximen des Künstlers Edmund Kalb (*1900). Bekannt ist Kalb vor allem wegen seiner unzähligen Portraits, die ihm auch internationale Anerkennung einbrachten. Von ihm sind heute über tausend Arbeiten erfasst, von denen viele aufgrund des Unverständnisses seiner bigotten Umgebung nach seinem Tod 1952 vernichtet wurden. Der Erbe und Besitzer des „Kalb-Hauses“, Georg Kalb, ein ehemaliger Kapuzinerpater und Cousin von Edmund, ist eng mit dessen Leben und Werk verbunden. Nach dem Tod von Edmund vernichtete Georg zahlreiche Aktzeichnungen aufgrund seiner religiösen Einstellung.

Unverzichtbarer Kernbestand


Da Georg Kalb, ein Sammler aus Passion, begonnen hat, seine Sammlung volkskundlicher und religiöser Objekte zu verkaufen, musste der Verein schnell handeln. Durch die Schenkung einiger Mitglieder, in Absprache mit ExpertInnen des vorarlberg museums, konnte ein unverzichtbarer Kernbestand der Sammlung gesichert werden.
Zudem wurden wichtige biografische Objekte zum Leben und Werk von Josef, Elisabeth und Edmund Kalb, beispielsweise Wappenmalerei, Kleidung, Werkzeuge oder Bücher, erworben. Einiges wurde auch von Georg Kalb in Anerkennung der Arbeit des Vereins als Schenkung gestiftet.

Lebendiges „Künstlerhaus“


„Wir wollen das Haus lebendig halten“, so Rudolf Sagmeister. Das denkmalgeschützte Haus soll kein Museum werden, sondern ein lebendiges „Künstlerhaus“ mit Wohnungen und Ateliers für junge Kulturschaffende aus Vorarlberg, aber auch für internationale Austausch-KünstlerInnen. Auf eigene Kosten beauftragte der Verein Vorarlberger ArchitekturstudentInnen unter der Leitung des Architekten Hugo Dworzak (Architekturhochschule Liechtenstein) den Bestand aufzunehmen und Nutzungsvorschläge und eine Machbarkeitsstudie zu erarbeiten.

„Kunst- und Wunderkammer“


Unter Anleitung von Georg Kalb ist im ersten Stock ein Raum als „Kunst- und Wunderkammer“, ganz dem Charakter des 91-jährigen Sammlers entsprechend, entstanden. Weitere Räume im ersten Stock, insbesondere das Arbeitszimmer und Atelier von Edmund Kalb, sollen mit wechselnden Installationen, Filmen oder Ähnlichem der Sozialgeschichte der bildenden Kunst und der gesellschaftlichen Entwicklung vom Malerhandwerk zur freien Kunst Vorarlbergs im 20. Jahrhundert gewidmet werden.
Die bestehende Messerschleiferei Wohlgenannt im Erdgeschoß soll im Haus bleiben.

Garten-Kleinod


Edmund Kalbs Interesse galt auch mathematischen und pflanzenzüchterischen Versuchen. Er lebte als Vegetarier weitgehend vom eigenen Ertrag aus Garten und Feld. Dieses Garten-Kleinod, das für Kalbs pflanzenzüchterische Versuche mit Samen aus aller Welt und ungewöhnliche Baumveredelungen eine große Rolle spielte, wird der Obst- und Gartenbauverein Dornbirn unter Einbeziehung von Schulen in den ursprünglichen Zustand bringen und pflegen.


Kultur- und Kunstverein Edmund Kalb
„... zur Überwindung von Ärmlichkeit und Kälte durch Denken“
Hatlerstraße 53
6850 Dornbirn
info@edmundkalbverein.at