Vorläufiges Aus für Metro Kino und Filmforum Bregenz (Foto: Walter Gasperi)
Walter Gasperi · 04. Jul 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.7. – 11.7.2024)

Im Kinotheater Madlen in Heerbrugg und im Gutshof Heidensand in Lustenau wird in dieser Woche mit "Die Herrlichkeit des Lebens" ein melancholisches Drama über die letzte Liebe Franz Kafkas gezeigt. Beim Filmforum Bregenz und TaSKino Feldkirch steht dagegen mit "Ein richtig guter Job – Un métier sérieux" eine leidenschaftliche Hommage an Lehrer:innen auf dem Programm.

Die Herrlichkeit des Lebens: Im Sommer 1923 verliebt sich der 40-jährige Franz Kafka an der Ostseeküste in die 15 Jahre jüngere Dora Diamant, doch der Autor ist schon schwer gezeichnet von Tuberkulose.
Georg Maas und die Kamerafrau Judith Kaufmann erzählen geradlinig und unspektakulär. Hier wird nicht nur nichts aufgebauscht, sondern auch nichts Kafkaeskes hat dieser melancholische Liebesfilm in seiner Einfachheit, besticht vielmehr durch Zartheit und Unaufgeregtheit. Eindringlich vermittelt das Regie-Duo aber auch Kafkas schwierige Beziehung zu seinem dominanten Vater, der im Film zwar nur einmal kurz auftaucht, aber ihn aus dem Hintergrund überlagert. Aber auch die Unzufriedenheit Kafkas mit seinen Werken wird spürbar, wenn er sie nie zu Ende führt und teilweise im Ofen verbrennt.
Unaufdringlich werden so Teile seiner Arbeiten von „Die kleine Fabel“ und „Brief an den Vater“ über „Die Verwandlung“ bis zu „Ein Hungerkünstler“ und „Eine kleine Frau“ eingebaut. Kein großer schriftstellerischer Erfolg stellt sich hier ein, sondern seinem Freund Max Brod (Manuel Rubey) trägt er sogar auf, nach seinem Tod sämtliche Schriften und Briefe zu vernichten.
Getragen wird so ein Liebesdrama aber immer von seinen Schauspieler:innen. Großartiges leisten hier Sabin Tambrea und Henriette Confurius. Sie spielen so zurückhaltend und unaufdringlich wie Maas und Kaufmann inszenieren. Berührend versprüht Tambrea zunächst sanften Witz und vermittelt dann mit zunehmend blasserem Gesicht und abgemagertem Körper den langsamen Verfall Kafkas, der knapp ein Jahr nach der ersten Begegnung mit Dora am 3. Juni 1924 in einem Sanatorium bei Klosterneuburg starb, während Confurius nicht nur die Lebensfreude, sondern vor allem die tiefe Liebe Doras spüren lässt.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 8.7., 20.15 Uhr
Gutshof Heidensand, Lustenau: Di 9.7., 20 Uhr

 

Ein richtig guter Job – Un métier sérieux: Dem negativen Image des Lehrberufs stellt Thomas Lilti das Engagement eines Kollegiums an einem französischen Gymnasium gegenüber und zeigt die vielfältigen Herausforderungen dieses Berufs:
Mit Leidenschaft feiert Lilti die Bedeutung des Zusammenhalts, der Empathie und der gegenseitigen Unterstützung der Lehrer:innen. Eindrücklich vermittelt er, welchen Stress die Arbeit mit vielfach desinteressierten Jugendlichen darstellt, spart aber auch private Probleme der Lehrer:innen nicht aus. 
Dazwischen gibt es aber auch immer wieder lustige und glückliche Momente von den gemeinsamen Autofahrten von der Schule zum Bahnhof über die gemeinsamen Mahlzeiten in der Kantine oder einen Spieleabend der Kolleg:innen bis zu einer Sportwoche am Atlantik, bei der freilich auch Gefahren lauern.
Breit ausformuliert werden hier kein Aspekt und keine Szene, aber in dem kaleidoskopartigen Blick auf das Lehrer:innenleben ergibt sich in diesem von einem großartigen Ensemble getragenen Spielfilm ein ebenso dichtes wie vielfältiges Bild. Für Realismus sorgt dabei auch die visuelle Gestaltung mit leicht verwaschenen Farben, der Dominanz von Blautönen und kaltem Licht. Nichts wirkt hier geschönt, sondern direkt aus dem Leben gegriffen und echt fühlt sich dieser Film an, der auch auf große Plotpoints und dramatische Szenen verzichtet. Dennoch bleibt „Un métier sérieux“ dank des empathischen Blicks immer leichtfüßig und wird nie zum schweren Drama.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 11.7., 20 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Do 18.7 – Sa 20.7.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 11.9., 19 Uhr
Kinothek extra, Kinothek Lustenau: Mo 16.9., 18 Uhr + Mi 25.9., 20 Uhr


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