Aktuell in den Filmclubs (31.5. – 6.6.2024)
Der Spielboden Dornbirn bietet im Rahmen des Kinderkinos mit „Yuku und die Blume des Himalaya“ einen Animationsfilm, der auch Erwachsene begeistern kann. Der FKC Dornbirn zeigt dagegen mit Ryusuke Hamaguchis „Evil Does Not Exist“ eine poetisch-meditative Parabel über das Verhältnis von Mensch und Natur.
Yuku und die Blume des Himalaya: Eine kleine Maus macht sich auf die Suche nach einer prächtigen Blume, um sie der Oma auf ihrer anstehenden Reise in die Dunkelheit mitzugeben. Auf ihrer Suche macht die Maus vielfältige Begegnungen, muss auch diverse Abenteuer bestehen, kehrt schließlich aber auch gereift und bereichert zu ihrer Familie zurück.
Spannende Episoden wechseln in Rémi Durins und Arnaud Demuyncks Animationsfilm immer wieder mit witzigen und auch die zahlreichen Songs, die jede Begegnung begleiten und bei denen auch mal Ameisen als Band mitspielen, sorgen für Leichtigkeit und Witz, während die Rätsel, die Yuku jeweils stellt oder die ihr gestellt werden, die Gehirnzellen der Zuschauer:innen anregen können. Temporeich und knapp ist das inszeniert und Leerlauf kommt keiner auf, denn immer gibt es auch viel zu sehen und über die erzählte Geschichte hinaus wird auch die Bedeutung von Geschichten an sich betont, wenn Yuku schließlich Omas Rolle als Geschichtenerzählerin übernimmt.
So einfühlsam, ganz auf Augenhöhe Durin / Demuynck dabei die als klassische Tierfabel angelegte Geschichte erzählen, so bezaubernd ist das auch auf der visuellen Ebene gestaltet. Gekonnt arbeitet das Regie-Duo nicht nur mit den markanten Größenunterschieden zwischen kleiner Maus und mächtigem Kater, Wolf oder Rabe, sondern auch mit unterschiedlichen Farben und Schauplätzen.
Wie mit Wasserfarben gemalt wirken die teilweise leicht verschwommenen Bilder und können mit ihrer Vielfalt und ihren starken Kontrasten nicht nur Kinder beglücken. Perfekt unterstützt die visuelle Gestaltung die Geschichte, bei der zwar der nahende Tod der Oma eine zentrale Rolle spielt, die aber doch das Leben, die Kraft der Musik und die Schönheit von Freundschaften feiert.
Bis zum Schlusssong rufen so Durin und Demynck den Zuschauer:innen zu „Genieße den Augenblick und lass das Morgen morgen sein“ und ihr Film bietet so beglückende 65 Minuten, die man zwar rundum genießen kann, aber doch auch stets die Vergänglichkeit des Lebens im Blick behält. – Diese leichthändige Balance zwischen „Carpe diem“ und „Memento mori“ ist vielleicht die größte Qualität dieses wunderbaren Animationsfilms.
Spielboden Dornbirn: Sa 1.6., 15 Uhr
Evil Does Not Exist: Nach seinem vielfach preisgekrönten Meisterwerk „Drive My Car“ legt Ryūsuke Hamaguchi eine poetisch-meditative Parabel über das Verhältnis von Mensch und Natur vor. Ausführlich beschreibt der Janapner, wie der Mittdreißiger Takumi (Hitoshi Omika) mit seiner neunjährigen Tochter Hana (Ryo Nishikawa) in einem Holzhaus im Wald im Einklang mit der Natur lebt. Auch das soziale Gefüge im Dorf ist intakt, doch dann tauchen Vertreter:innen einer Tokioer Firma auf, die ein Projekt für Glamping – also Luxus-Camping – vorstellen. Diskussionen über die Gefährdung des sensiblen ökologischen Gleichgewichts bleiben nicht aus.
Statt linear zu erzählen und einer Hauptperson zu folgen, arbeitet Hamaguchi multiperspektivisch. Steht zunächst Takumi im Zentrum, gewinnen bald die beiden Vertreter:innen des Glamping-Projekts an Gewicht und Einblick in die Dorfgemeinschaft wird ebenso geboten wie in die Strategien des Unternehmens.
Wunderbar unaufgeregt und ruhig bleibt die Erzählweise dabei. In langen Einstellungen lässt er den Szenen und Figuren Raum und lässt so auch die beiden Projektvertreter:innen bei der Autofahrt zurück ins Dorf in einer schier endlosen Einstellung Einblick in ihre persönliche Situation bieten. Indem so auch diese Charaktere Profil gewinnen, wird ein klares Gut-Böse-Schema durchbrochen. So klar das aber auch erzählt ist, so rätselhaft bleibt der Film einerseits durch Hamaguchis Weigerung, über seine Charaktere mehr preiszugeben, andererseits durch das verstörende und abrupte Ende.
Filmkulturclub Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 5.6., 18 Uhr + Do 6.6., 19.30 Uhr
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