Aktuell in den Filmclubs (3.1. – 9.1. 2025)
Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche mit „Die Witwe Clicquot” einen Spielfilm über die französische Champagnerproduzentin Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin. Min Bahadur Bahm entführt dagegen im bildmächtigen „Shambhala” in den nepalesischen Himalaya.
Die Witwe Clicquot: Thomas Napper zeichnet das Porträt Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardins, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts in der männerdominierten Weinherstellung zu behaupten versucht.
Im Wechsel von großartigen Landschaftstotalen der bald in leuchtende Herbstfarben, bald winterlich verschneiten und dann wieder in kräftiges Grün getauchten Weinberge und - vielfach von Kerzenlicht erhellten - Innenszenen entwickeln Napper und seine Kamerafrau Caroline Champetier sicher die Handlung. Ein Augenschmaus sind diese Bilder, wirken andererseits aber doch auch etwas zu aufgeräumt. Darüber lässt aber das Spiel von Haley Bennett, die den Film auch koproduzierte, hinwegsehen. Eindrücklich vermittelt sie die Entschlossenheit der Witwe und bildet in den Rückblenden mit ihrer Rationalität einen starken Gegensatz zu ihrem hochemotionalen, aber auch psychisch schwer angeschlagenen Ehemann (Tom Sturridge).
So stark das aber auch gespielt und gefilmt ist, so ist doch auch eine gewisse Kurzatmigkeit nicht zu übersehen, auch wenn sich der Film auf der Gegenwartsebene nur etwa auf das Jahrzehnt von 1805 bis 1815 konzentriert. Im Versuch ein möglichst komplexes Bild zu zeichnen, verliert sich Napper so teilweise in Szenen, die man entweder breiter ausformulieren oder auf die man ganz verzichten hätte müssen. Dennoch beeindruckt dieses Porträt durch seine visuelle Kraft und das starke Spiel Bennetts, auch wenn deren Barbe-Nicole mit ihrer Entschlossenheit, ihrem Einsatz für Bezahlung der Arbeiter:innen, ihrem Geschäftssinn und ihrem Gespür für Innovation bei der Weinherstellung insgesamt doch allzu verklärt gezeichnet wird.
Spielboden Dornbirn: Fr 3.1. + Mi 22.1. - jeweils 19.30 Uhr
Shambhala: Min Bahadur Bham entführt in seinem zweiten Spielfilm in den nepalesischen Himalaya. Fern ist in dem in einer Höhe zwischen 4200 und 6000 Metern gedrehten Film jede moderne Technik. In einem abgeschiedenen Dorf heiratet die selbstbewusste Pema den Bauern Tashi und seine beiden jüngeren Söhne Karma und Dawa. Weil Karma ins Kloster eintritt und Dawa noch im Volksschulalter ist, ist Tashi der eigentliche Ehemann. Als Pema aber während einer mehrmonatigen Handelsreise Tashis nach Lhasa entdeckt, dass sie schwanger ist, kommen Gerüchte über den Vater auf. Weil Tashi auch in der Ferne davon hört, kehrt er nicht in das Dorf zurück, doch Pema macht sich auf die Suche nach ihrem Mann, um ihm ihre Liebe und Unschuld zu beweisen.
Min Bahadur Bham bietet entschleunigtes Kino, das mit seinen langen und ruhigen Einstellungen und großartigen Landschaftstotalen in den meditativen Erzählrhythmus und die beeindruckende, ursprüngliche Bergwelt eintauchen lässt. Ganz selbstverständlich korrespondiert dabei die äußere Reise der Protagonistin mit einer Suche nach Ruhe und innerer Befreiung, die im Buddhismus mit dem mythischen Königreich Shambhala verbunden werden.
Keine großen filmsprachlichen Überraschungen werden hier geboten, sondern linear erzählt Bahadur Bham und einzig einige in Sepiatöne getauchte – etwas kitschige – Träume, die eine Ahnung vom Shambhala vermitteln sollen, unterbrechen den Handlungsfluss. Doch so einfach und geradlinig dieser Film auch angelegt ist, im Abtauchen in eine fremde Welt, die hier authentisch-rau und nicht exotisch wirkt, und in seinem ruhigen Erzählfluss ist dies doch ein angenehmer und bildschöner Kontrapunkt sowohl zur alltäglichen Hektik als auch zum gängigen Kino.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 9.1., 20 Uhr
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