JOV-Leader Martin Eberle sorgte auf seiner Trompete für Gänsehaut-Momente (Foto: Stefan Hauer)
Silvia Thurner · 02. Jän 2025 · Musik

Vielsagendes Neujahrskonzert

Großer Jubel beim Neujahrskonzert im Dornbirner Kulturhaus

Beim Jugendsinfonieorchester Dornbirn hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Im vergangenen Jahr stand der Posaunist Matthias Seewald erstmals am Pult der jungen Musiker:innen und seit damals hat er in der Nachfolge von Ivo Warenitsch die Leitung des Orchesters übernommen. Vor dem diesjährigen Neujahrskonzert machte sich nicht nur aus diesem Grund eine frohe Erwartungshaltung breit. Matthias Seewald hat für das Neujahrskonzert farbenreiche Werke aus Nordeuropa, Brasilien und Armenien zusammengetragen. Mit diesen konnten die Musiker:innen ihre rhythmischen Fähigkeiten und ihr Gefühl für das Zusammenwirken der einzelnen Stimmgruppen gut in Szene setzen. Die Solistin Christina Harrant am Englischhorn und der Solist Linus Weber an der Marimba bereicherten das Konzert wesentlich. Mit Polkas und Walzer von Johann Strauss (Sohn) läutete das Orchester das Jubiläumsjahr 2025 ein und feierte den 200. Geburtstag des Wiener Komponisten gebührend.

Eher selten steht die Marimba als Soloinstrument im Mittelpunkt. Umso willkommener war die Aufführung des ersten Satzes, „Saudação“, aus dem Marimbakonzert des brasilianischen Komponisten Ney Rosauro. Das Werk aus dem Jahr 1986 verströmte in der Interpretation von Linus Weber eine große Wirkung. Energiegeladen trat er mit dem Orchester in mitteilsame Dialoge und gemeinsam mit dem Orchester wurden die jazzigen Charaktere der Themen gut herauskristallisiert.
Christine Harrant musizierte den zweiten Satz aus der „Lemminkäinen-Suite“ von Jean Sibelius und breitete eine ganz andere Klangwirkung aus. Sie spielte die Melodielinie des Englischhorns feinsinnig und zelebrierte die Ruhe der Musik. Gut getragen wurde sie von den Streicher:innen, obwohl die Intonation in den piano geführten Passagen teilweise eine Herausforderung darstellte. 

Leidenschaft für armenische Volksliedern

Neben den Solowerken bildeten die „Armenischen Tänze I“ von Alfred Reed einen weiteren Höhepunkt. Der Orchesterleiter selbst hat von dem ursprünglich für symphonisches Blasorchester entworfenen Werk eine Fassung angefertigt, die auch die Streicher:innen einbezieht. Dabei hat er ganze Arbeit geleistet, denn die Stimmverteilungen, die Wechselspiele zwischen den Instrumentengruppen sowie die Verhältnisse zwischen Rhythmik und den armenischen Volksliedmelodien ergaben ein beeindruckendes Ganzes.
Das Jugendsinfonieorchester spielte engagiert und mit viel Elan. So kamen unter anderem die ungeraden Rhythmen und die Dialoge zwischen den Holz- und Blechblasinstrumenten gut zur Geltung. Der sinnlich gesetzte Choral erhielt durch die „Blechbläsersektion“ mit tiefem Blech einen besonderen Glanz und die abschließende Stretta setzte der imposanten Darbietung noch eins drauf.
Das Vorspiel zum zweiten Akt der Oper „Saul und David“ von Carl Nielsen sowie Otto Nicolais Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ bildeten gute Einstiege in die beiden Konzerthälften, in denen sich die Musiker:innen finden und ihre Energien bündeln konnten.

Geburtstag und ein Blick in die Zukunft

Der wirkungsvoll zelebrierte „Military March“ Nr. 4 aus Edward Elgars „Pomp und Circumstances“ markierte den Auftakt zu jenem Abschnitt, in dem das Jugendsinfonieorchester den 200. Geburtstag von Johann Strauss (Sohn) feierte. Mit markanten Artikulationen belebten die Musiker:innen die allseits beliebte neue Pizzicato-Polka und die Tritsch-Tratsch Polka sowie den Donauwalzer.
Aus den Reihen des Jugendorchesters führten die Moderatorin und der Moderator souverän durch das Programm und sorgten mit ihren lustigen Anmerkungen für eine fröhliche Stimmung im Saal. Matthias Seewald dirigierte das Orchester mit ausdrucksvoller Gestik und setzte mit klaren Anweisungen in allen Werkdeutungen dynamische Höhepunkte und gut proportionierte Phrasierungsbögen. Besonders im Walzer „An der schönen blauen Donau“ wirkten die kleinen, aber feinen Temposchwankungen (rubato) und Beschleunigungen (accelerando) belebend. Das Jugendsinfonieorchester Dornbirn ist bei Matthias Seewald in guten Händen, und auf die weitere Entwicklung dürfen sich Musikbegeisterte freuen.