Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 09. Feb 2023 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.2. - 16.2. 2023)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche im Kino GUK die messerscharfe und sehr unterhaltsame Gesellschaftssatire „The Menu". Am Spielboden Dornbirn und im Filmforum Bregenz steht mit „Bones and All" Luca Guadagninos furioser Mix aus Comic-of-Age-Geschichte, zartem Liebesfilm, Roadmovie und blutigem Body-Horror auf dem Programm.

The Menu

Zwölf ausgewählte Gäste haben für beachtliche 1250 Dollar ein Ticket zu einem Gourmet-Essen auf einer kleinen Insel erworben. Der dortige Starkoch offenbart aber bald andere Absichten: Verbittert aufgrund der Demütigungen, die er durch Missachtung seiner kunstvoll zubereiteten Speisen im Laufe seines Lebens erfahren hat, will er nun endlich zurückschlagen.
Durchschlagskraft entwickelt diese von pechschwarzem Humor durchzogene bissige Satire durch die kompakte Inszenierung. Nach der Überfahrt auf die Insel bleibt das Feinschmecker-Restaurant der einzige Schauplatz. Zum Huis clos wird dieses Anwesen, die Gäste und die Küchenmannschaft bleiben die einzigen Figuren, die Abrechnung mit dem Kult ums gute Essen und die sukzessive Zuspitzung des Antagonismus von Arbeiterschicht und Kapitalisten die einzigen Themen. Auf alle Schnörkel wird verzichtet, auch durch die Konzentration auf einen Abend gewinnt „The Menu" Dichte.
Zum Spannungsfeld zwischen Oberschicht und Unterschicht kommt dabei das intensive Psychoduell zwischen dem von Ralph Fiennes wunderbar trocken gespielten Starkoch und der jungen Margot (Anya Taylor-Joy), die als einzige von den Gästen Widerstand zu leisten beginnt. Stringent treibt Mark Mylod die Handlung voran, überrascht immer wieder mit Wendungen, aber auch der Gegensatz von exquisiten Speisen und finsteren Racheplänen trägt zum Reiz des Filmes bei.
An Bong Joon-hos Welterfolg „Parasite", mit dem „The Menu" neben dem schwarzhumorigen Ton auch die bissige Verhandlung von Klassengegensätzen verbindet, reicht Mylods Gesellschaftssatire zwar nicht heran. – Knochentrockene schwarzhumorige Unterhaltung, die auch zum Nachdenken anregen kann, wird aber auf jeden Fall geboten.

TasKino Feldkirch im Kino GUK: Mo 13.2. – Fr 18.2.

Bones and All

Als die 18-jährige Maren (Taylor Russell) aufgrund ihres kannibalistischen Triebs von ihrem Vater verlassen wird, macht sie sich auf die Suche ihrer Mutter. Dabei trifft sie nicht nur auf den älteren Sully (Mark Rylance), der ebenfalls Kannibale ist und von dem sie erfährt, dass es mehrere Menschen mit diesem Drang gibt, sondern auch auf den ebenfalls kannibalistisch veranlagten Lee (Timothée Chalamet). Auf der Reise durch die USA kommen sich die beiden Außenseiter langsam näher.
Heftige Momente setzt Luca Guadagnino mit den kannibalischen Szenen und auch die Situierung in einem schäbigen Unterschichtmilieu verleiht dem in den 1980er-Jahren spielenden Film einen tristen und bedrückenden Anstrich. Im Kern erzählt das Horrordrama aber ganz universell von vererbten Trieben, von daraus resultierender gesellschaftlicher Ausgrenzung und dem Wunsch nach Befreiung von diesen Zwängen und einem ganz normalen Leben.
Meisterhaft versteht es Guadagnino nicht nur aus seinen Darsteller:innen das Maximum herauszuholen, sondern auch die Bilder durch Farb- und Lichtregie mit Emotionen aufzuladen. Der Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross unterstützt dabei mit zeitgenössischen Songs von Duran Duran über Kiss bis Joy Division und Radiohead einerseits perfekt die Atmosphäre und Bildsprache, andererseits wird durch die Musik in diesem furiosen Mix aus Coming-of-Age-Geschichte, Roadmovie, zärtlichem Liebesfilm und blutigem Body-Horror immer wieder in scheinbar harmlosen Szenen schon ein Gefühl der Bedrohung aufgebaut, bevor sich Gewalt und Schrecken entladen.

Spielboden Dornbirn: Fr 10.2. + Sa 25.2. – jeweils 19.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 16.2., 20 Uhr