Aktuell in den Filmclubs (10.10. – 16.10. 2025)
Diese Woche bieten die Filmclubs mit Darren Aronofskys „Caught Stealing“ am Spielboden Dornbirn und Gilles Lellouches „Beating Hearts - L'amour ouf“ in der Kinothek Lustenau pulsierendes Genrekino.
Caught Stealing: Einst war Hank (Austin Butler) ein vielversprechendes Baseball-Talent, doch ein traumatischer Unfall, der ihn in Albträumen immer wieder einholt, beendete abrupt seine Karriere. Nicht nur sein Knie wurde damals zertrümmert, auch sein Highschool-Freund kam dabei ums Leben.
Nun arbeitet er in einer New Yorker Bar, ist selbst zu sehr dem Alkohol zugeneigt und wohnt in einer schäbigen Wohnung. Als sein Nachbar Russ (Matt Smith), ein Punk-Rocker mit prächtigem Irokesenschnitt, wegen einer schweren Erkrankung seines Vaters nach England reisen muss, soll Hank auf dessen Kater aufpassen. Bald stellen sich aber nicht nur zwei brutale Schläger der russischen Mafia ein, sondern auch zwei orthodoxe Juden erweisen sich als äußerst gefährlich.
Dynamisch und kraftvoll treibt Darren Aronofsky mit schnellem Schnitt (Andrew Weisblum) die 1998 spielende Handlung voran. Songs der britischen Post-Punk-Band Idles unterstützen die düstere Stimmung und mit expressiver Bildsprache zieht der 56-jährige New Yorker die Zuschauer:innen mit extremen Großaufnahmen und ungewöhnlichen Kameraperspektiven ins Geschehen hinein. Unübersehbar beeinflusst ist dieser düstere Trip von Martin Scorseses „After Hours“, stilistisch orientiert sich Aronofsky aber vor allem an den Filmen von Guy Ritchie und Quentin Tarantino. Wie diese mischt er brutale Gewalt mit schwarzem Humor, tut sich dabei aber schwer, den richtigen Ton zu finden, da im Gegensatz zum Spielerischen seiner Vorbilder bei ihm immer wieder der Ernst Oberhand gewinnt.
Spielboden Dornbirn: Sa 11.10., 19.30 Uhr
Beating Hearts – L'amour ouf: Die aus unterschiedlichen Milieus stammenden Jugendlichen Jackie und Clotaire verlieben sich ineinander und die Gefühle bleiben, obwohl Clotaire in die Kriminalität abdriftet.
Im Grunde erzählt Gilles Lellouche in seinem dritten Spielfilm eine einfache Geschichte, aber wie er diese erzählt, macht „Beating Hearts“ zu einem mitreißenden Kinostück, das in seiner Kraft an die Filme Jacques Audiards ebenso erinnert wie in seiner Lust an der visuellen und akustischen Oberfläche an das französische Cinéma du Look der 1980er Jahre.
Expressiv ist die Bildsprache, die mit überraschenden Kameraperspektiven sowie übersteigerter Farb- und Lichtgestaltung mit großen Kinobildern arbeitet, dynamisch die Erzählweise mit schnellem Schnitt und bewegter Kamera. Dicht zurren Parallelmontagen die im Erwachsenenalter unterschiedlich verlaufenden Geschichten der beiden Protagonist:innen zusammen, und über die Wiederholung einer Sonnenfinsternis und gleichlautende Dialogzeilen wird trotz räumlicher Distanz eine Verbindung zwischen ihnen hergestellt.
Dazu kommt ein wuchtiger Soundtrack, der mit Songs von The Cure, die Jackie als ihre Lieblingsband bezeichnet, über Billy Idol, Prince und Deep Purple bis zu Falcos „Kommissar“ und Foreigner intensiv die Stimmung der 1980er und 1990er Jahre evoziert.
Der Fokus liegt ganz auf der leidenschaftlichen Liebesgeschichte, die über die kriminelle Energie Clotaires souverän mit spektakulären Überfällen und brutalen Auseinandersetzungen im Gangstermilieu verknüpft wird. Nüchtern betrachtet mag die prototypische Gegenüberstellung der beiden unterschiedlichen Milieus von Jackie und Clotaire klischeehaft sein. Doch der erzählerische Furor Lellouches und das leidenschaftliche Spiel seines Ensembles lassen solche Einwände gar nicht erst aufkommen, sondern sorgen dafür, dass man für 161 Minuten ganz in die Welt dieses Films eintaucht.
Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mo 13.10., 18 Uhr + Mi 22.10, 20 Uhr
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