Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Dagmar Ullmann-Bautz · 12. Feb 2017 · Theater

Stille Einsamkeit – Uraufführung von Monika Helfers "Der Frauentourist" im Theater Kosmos

Am vergangenen Donnerstag feierte das Stück „Der Frauentourist“ im Theater Kosmos in Bregenz seine Uraufführung. Die Vorarlberger Autorin Monika Helfer hat ein wunderbares Stück geschrieben, einen zauberhaften, poetischen Text über die Einsamkeit, die Suche nach einem kleinen Stückchen Glück, die Welt zwischen Männern und Frauen, das Suchen und Finden, das Kommen und Gehen. Das Stück erzählt mit großem Respekt und großer Liebe von einem Mann, der von einer Frau zur nächsten wandert, der es nicht schafft, sich hinzugeben und trotzdem tief in seinem Herzen die Sehnsucht danach trägt.

Das Stück erzählt aber auch von Frauen, die einsam sind, die den Wunsch nach Zweisamkeit äußern und deren Schicksal von Fernsehmachern in verschiedensten Formaten zum Gaudium des Publikums und für die Einschaltquoten ausgenutzt werden.

Warten auf den oder die Richtige!

Stefan Pfeistlinger hat ein wunderschönes, beeindruckendes Bühnenbild entworfen. Auf einem mit Holzschnitzeln ausgelegten Boden steht eine gerundete Rückwand, die an einen Lampenschirm erinnert und gleichzeitig als Projektionsfläche dient, teilweise mit einer großmustrigen Tapete beklebt, die auch in den Videoaufzeichnungen den Hintergrund beherrscht und damit eine erbarmungswürdige Biederkeit zum Ausdruck bringt. Der Holzschnitzelboden assoziiert einerseits Wärme und Weichheit, aber auch unsicheres Terrain, auf dem sich die Protagonisten bewegen. Das zentrale blautürkise Sofa, mit rundherum Sitzfläche, erinnert mehr an ein Wartezimmer- als an ein Wohnzimmermöbel, und das soll es ja auch, denn alle Figuren sind eigentlich Wartende. Wartend auf den oder die Richtige! Wenn gleich sie auch aktiv werden in ihrem Warten, indem sie wie Elfi sich bei einer Fernsehsendung für einsame Herzen als Kandidatin melden, oder wie Gabriel, der Frauentourist, der über solche Fernsehsendungen neue Partnerinnen sucht und findet, 36 in zehn Jahren.

Zurückhaltende Regie

Regisseur Augustin Jagg hat äußerst zurückhaltend inszeniert, was dem Text einerseits entgegenkommt, während die Geschichte jedoch etwas mehr an Ideen vertragen und verdient hätte. Die Musik von Herwig Hammerl ist perfekt - wo er sonst aber sehr genau den Ton eines Theaterabends trifft,  erscheint sie diesmal beliebig.

Authentisch, eindrücklich und souverän

Yvette Heller, Brigitte Jagg und Petra Hämmerle spielen in den Videos von Hansjörg Kapeller drei der 36 Frauen des Frauentouristen, bei ihrer Suche nach „Mr. Right“. Die 14- bzw. 24-jährige Rosa, Tochter einer der Stationen von Gabriel, wird von der jungen Schauspielerin Daniela Bjelobradić sehr frisch und authentisch gespielt. Mit außerordentlicher Einfühlsamkeit verkörpert Daniela Gaets Elfi, zeigt eindrücklichst ihre Unsicherheiten, den Mut, die Verzweiflung, die Überwindung, die Verletzlichkeit und auch die Stärke, die diese Figur umtreibt. Die fürchterlich unsympathische, manipulierende und wahrscheinlich selbst manipulierte Fernsehmoderatorin wird von Caroline Mercedes Hochfelner recht souverän dargestellt. Und zu guter Letzt Bernd Sračnik als Gabriel, der Frauentourist, der allein mit seiner Mutter aufgewachsen ist, ein gutes Herz hat und gute Ratschläge für andere, aber es nicht schafft, sein Leben in den Griff zu bekommen, für sein Glück zu kämpfen, den erforderlichen Mut und Einsatz zu bringen.

Das Publikum erlebte einen ruhigen, leisen Theaterabend und bedankte sich applaudierend bei den SchaupielerInnen, dem Leadingteam und ganz besonders bei der Autorin Monika Helfer.