Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Ingrid Bertel · 09. Feb 2013 · Musik

Wie Clint Eastwood – Peter Herbert begeisterte mit seiner Hommage an Joni Mitchell am Dornbirner Spielboden

Wenn der Kontrabassist Peter Herbert mit einem siebenköpfigen Ensemble Joni Mitchell die Reverenz erweist, dann trifft Konzentration auf musikalisches Schweben. So war sein Spielboden-Konzert zum 70. Geburtstag der kanadischen Singer-Songwiterin.

Dieses konzentrierte Gesicht hatte der junge Clint Eastwood in seinen Western. Da rollte er den Zigarillo von einem Mundwinkel in den anderen und knurrte: „Ich hasse Ungerechtigkeit!“ Peter Herbert knurrt nicht. „Er ist immer freundlich, geduldig, aufmerksam“, schwärmt die Geigerin Joanna Lewis, „und er schreibt wunderbare Arrangements für Streicher.“ Lewis und ihr Koehne Quartett verbindet eine beinahe 20jährige Zusammenarbeit mit Peter Herbert, denn: „Die waren das erste Streichquartett, das wirklich grooven konnte“, so Herbert. Den Groove von Songs wie „Cherokee Louise“ oder „Wilde Things Run Fast“ kriegt vermutlich auch heute noch kaum ein anderes Streichquartett so makellos, so schwerelos, so verspielt hin, auch nicht das filigran gegeneinander versetzte Pizzicato von „Blue Motel Room“ oder die Flageolett-Artistik, mit der Herbert die blue notes anreichert.

Wilde Things Run Fast

Joni Mitchell begleite ihn schon sein ganzes Leben lang, betont Peter Herbert. Sie habe sich so oft und so radikal verändert, so viele Facetten ihrer Musikalität entdeckt! Eine Wahlverwandte, möchte man annehmen, denn auch Herbert selber hat sich im Lauf der Jahrzehnte einen überaus bunten musikalischen Kosmos erschaffen. So fügt er arabische Maqams in Mitchells „Slouching Towards Betlehem“, denn Betlehem liege bekanntlich in der Westbank. Und die kennt Peter Herbert, der seit vielen Jahren die weite Welt arabischer Musikstile erkundet. Zusammen mit dem Koehne-Quartett und Yolla Khalife hat er beispielsweise „Songs for Yolla“ – weibliche arabische Lyrik – vertont. Für seine Hommage an Joni Mitchell fand er eine stimmlich frappierend ähnliche Sängerin in Verena Pruka. Denn die Phrasierungstechnik Joni Mitchells ist ziemlich außergewöhnlich. Verena Pruka folgt ihr mit einer Intensität und Hingabe, wie sie nur großes, freies musikalisches Denken ermöglicht. Und Herbert stellt die Sängerin in seinen Arrangements nicht aus: Sie ist eine Stimme unter sieben. Es geht um die Klangwirkung des Ensembles. „Da ist endlich einmal kein Schlagzeug dabei“, betont der Pianist Wolfgang Mitterer. „Das schafft Freiräume“. Mitterer nützt das Klavier vor allem als perkussives Instrument, streut ein paar elektronische Effekte ein, markante Akzente voller Witz.

“Love is the greatest beauty“


Mitchells Texte seien ebenso faszinierend wie ihre Musik, betont Verena Pruka. “Sie handeln von der Liebe und davon, wie sich Beziehungen in einer bestimmten Zeit verändern.“ Was lösen Veränderungen aus? Was ermöglichen sie? Wie verhält sich eine Gruppe fantastischer Musiker dazu? Das lotet das Projekt „Joni“ aus. Und wer nicht das Glück hatte, die sieben Musiker dabei am Spielboden zu erleben: „Joni“ von Peter Herbert ist bei col legno erschienen.