Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 30. Jun 2018 · Musik

Von der musikalischen Leichtigkeit des Seins – Aaron Pilsan, Kian Soltani und Freunde sorgten bei der Schubertiade Schwarzenberg für Jubelstimmung

Wenn Musiker wie Tobias Feldmann (Violine), Georgy Kovalev (Viola), Kian Soltani (Violoncello), Uxia Martínez Botana (Kontrabass) und Aaron Pilsan (Klavier) zum Kammerkonzert einladen, darf man sich einen besonderen Hörgenuss mit nicht alltägliche Werkdeutungen erwarten. So geschehen bei der Schubertiade Schwarzenberg, wo die fünf miteinander musizierten, als wären sie unter sich. Ihre Spielfreude, der humorvolle Austausch, bewundernswert aufeinander abgestimmte Phrasierungen und die Klangkultur ließen sofort den Funken zum Publikum springen. Nach der originellen Zugabe waren die Begeisterung und der Jubel groß und viele Zuhörende hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen.

Dass sich die vier Musiker und die Kontrabassistin blendend verstehen, war sogleich spürbar. Mit viel Esprit und gegenseitigem Einverständnis spielten sie ein reines Schubertprogramm und kombinierten dabei berühmte Werke mit weniger Bekanntem. Das musikalische Niveau, mit einer perfekt ausgeloteten Stimmenbalance und einem faszinierend exakten Timing waren neben der gut nachvollziehbaren musikalischen Gestaltungskraft die herausragenden Merkmale des Konzertes.
Naturgemäß nimmt in Trio- oder auch Quintettbesetzung der Klavierpart eine besondere Rolle ein. Es war eine Freude, Aaron Pilsan bei seinen perlenden Klavierpassagen und harmonischen Modulationen zuzuhören. Humorvoll forderte er seine Musikpartner heraus. Die Streicher nahmen die Aufforderungen gerne an, sie agierten homogen und verliehen in detailreichen Dialogen und Wechselspielen jedem einzelnen Motiv seine ihm zustehende Bedeutung. Die intensiven Werkdeutungen zogen das Publikum in ihren Bann, sodass sich im Angelika Kauffmann-Saal eine erfrischend fröhliche und auch konzentrierte Atmosphäre ausbreitete.
Der einleitend dargebotene Klaviertriosatz (D 28) zeigte einesteils die Anfänge von Franz Schubert auf und illustrierte andernteils die ausgeglichene Spielart von Tobias Feldmann, Kian Soltani und Aaron Pilsan. Im berühmten Klaviertriosatz (D 897) ließen die drei Musiker die Zeit stehen, indem sie das schwebende Hauptthema mit einer bewundernswerten Leichtigkeit und Pianokultur darboten, sodann den musikalischen Fluss belebten und wieder abebbten.

Konzertante Virtuosität und bildreiche Spiele

Schuberts Adagio e Rondo concertante (D 487) interpretierten die Dame und die vier Herren in Quintettbesetzung und folgten damit der Intention von Franz Schuberts Bruder Ferdinand, der das Werk als „Konzert mit Quartettbegleitung“ publizierte. Den konzertanten Charakter mit großen Gesten und wunderbar fließenden Seitenthemen sowie spannenden harmonischen Wendungen kristallisierten die Musiker hervorragend heraus. Ein wirkungsvolles Fundament boten Kian Soltani am Violoncello und Uxia Martínez Botana am Kontrabass, mit ihren leichtfüßigen Artikulationen.
Schuberts „Forellenquintett“ (D 667) rundete das Konzert ab. Auch diese Komposition erklang mitreißend musiziert. Eine schöne räumliche Dimension erhielt die Werkdeutung durch die detailreich angelegten Themenführungen und deren Darstellung in einem variantenreichen Klangvorder- und Klanghintergrund.
Mit der Zugabe machten die Musikerin und die Musiker den Zuhörenden eine besondere Freude. Speziell für diesen Anlass komponiert, kündigte Kian Soltani das Stück “Encore une fois la truite...” des niederländischen Bassisten und Komponisten Marijn van Prooijen an. Dieser nahm Schuberts Forelle an die Angel und versetzte sie vergnüglich aufgemischt in Gestalt eines Cakewalk, Tango und Boogie auf den Tanzboden.