Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 01. Jul 2018 · Musik

Aus vielschichtigem Gewebe klare Formen geführt – Beeindruckender Abschluss der "Montforter Zwischentöne" zum Thema „begehren – über das Verlangen“

Unter dem etwas reißerischen Titel „Der Tag danach. Konzert zu Schuld und Buße“ beendeten die "Montforter Zwischentöne" den aktuellen Turnus im Montforthaus mit Kompositionen von Brett Dean, Carlo Gesualdo und Igor Strawisnky. Das Symphonieorchester Vorarlberg und der Kammerchor Feldkirch unter der Leitung von Claire Levacher sowie das Vocalconsort Berlin präsentierten ein hervorragend zusammen gestelltes Programm, das eine archaische Wirkung verströmte und zum Weiterdenken anregte.

Zur Einstimmung in den Konzertabend schufen ein auf eine große Leinwand projizierter römischer Brunnen sowie Vogelgezwitscher Assoziationen zum gleichnamigen berühmten Gedicht von Conrad Ferdinant Meyer. In diese Atmosphäre passte das Werk „Carlo“ von Brett Dean ausgezeichnet.
Der australische Komponist bezieht sich in seiner Musik direkt auf Carlo Gesualdo. Einesteils war er fasziniert von der tragischen Biografie des Fürsten, der seine Frau ermordete, jedoch nie darüber hinwegkam. Andernteils bezog sich Brett Dean auch auf das kompositorische Schaffen Gesualdos. Über Tonband wurden gesampelte Zitate aus Madrigalen zugespielt, zu denen das Streichorchester einen intensiven Dialog aufbaute. Das Symphonieorchester Vorarlberg interpretierte die bildhafte Musik feinsinnig und führte sofort hinein in die Thematik des Abends. Allmählich "wischten" die Streicher die zugespielten Passagen immer mehr von der Klangoberfläche, bis das Orchester die Oberhand gewann und den Klangfluss zu einem orchestral aufklarenden Schluss führte. Brett Deans „Carlo“ wies zwar einige Längen auf, doch Folkert Uhde hat die Musik sehr stimmig visualisiert und damit eine weitere künstlerische Ebene hinzugefügt, die das Werk hervorragend ergänzte.

Asketisch und füllig zugleich

Mitten im Raum positioniert sang das Vocalconsort Berlin - Cécile Kempenaers, (Sopran), Franziska Neumann (Alt), Stephan Gähler (Tenor 1), Johannes Klügling (Tenor 2) und Christoph Drescher (Bass) - fünf Motetten aus den "Sacrae Cantiones liber primus" von Carlo Gesualdo. Die leicht mit einem Hall aufgepeppten, polyphon geführten Stimmen breiteten sich im Saal des Montforthauses kristallkar intoniert aus und zogen die Zuhörenden in ihren Bann.

Archaische Kraft

Die dichte Konzertatmosphäre wurde mit Strawinskys „Psalmensymphonie“ noch einmal überhöht. Dieses eigentümliche Werk hat durch die Instrumentation und die modale Kompositionsart sowie in der Kombination mit Chor eine besondere Ausstrahlung. Gut, dass die "Montforter Zwischentöne" die seltene Gelegenheit boten, diese Komposition wieder einmal zu hören. Konzentriert spielten die jeweils vier- bzw. fünffach besetzten Flöten, Oboen, Trompeten und Posaunen mit zwei Klavieren und tiefen Streichern sowie weiteren Instrumentalstimmen die rhythmisch belebten und harmonisch modal gestaltete Musik. Ergänzend zum Orchesterpart sang der mit Studierenden des Mozarteums Salzburg ergänzte Kammerchor Feldkirch die lateinischen Psalmen.
Nach erdigen und motorisch in den Raum gestellten Passagen nahm der musikalische Fluss zum Schluss hin einen pendelnd beschwörenden in wunderbar harmonischen Farben verklingenden Charakter an. Obwohl der Prägnanz der Darbietung mehr Probenzeit wahrscheinlich gut getan hätte, überzeugte die Werkdeutung. Wesentlich zu danken ist dies auch der Sicherheit gebenden und mit Profil agierenden Dirigentin Claire Levacher.