Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 08. Aug 2017 · Musik

Powerfrau, Lady und Diva zugleich – Measha Brueggergosman, der Festspielchor und eine Band boten ein unterhaltsames „Musik und Poesie Special“

Die kanadische Sopranistin Measha Brueggergosman begeisterte schon öfters bei den Bregenzer Festspielen und hat hierzulande bereits so etwas wie eine Fangemeinde. Am Sonntag sang sie im Rahmen von „Musik und Poesie“ französische Lieder, als Opernsängerin verkörperte sie letztes Jahr die Hauptrolle in Miroslav Srnkas Sitcom Oper „Make No Noise“ und auch ihr Auftritt mit dem Symphonieorchester Vorarlberg und die Interpretation von Wagners Wesendonckliedern ist noch in guter Erinnerung. Ihre Vielseitigkeit stellte die Sopranistin bei einem „Special“ in der Werkstattbühne mit einer ausgesuchten Band und dem Festspielchor eindrücklich unter Beweis.

Viele Zuhörenden fanden sich zu später Stunde in der Werkstattbühne des Festspielhauses ein, um die Sopranistin Measha Brueggergosman in einem ganz anderen stilistischen Genre kennenzulernen, als sie bisher in Bregenz zu erleben war. Sie sang Spirituals, unterhielt mit einer unglaublichen Bühnepräsenz das Publikum und leitete die Bandmusiker sowie die Festspielchorsängerinnen und –sänger an.

Gute Musik und Arrangements

Aaron Davis am Klavier, der Perkussionist Borja Barrueta, Fernando Neira an der E-Gitarre und Mike Eckert an den Pedal-Steels sowie am Bass stellten sich ganz in den Dienst der Sängerin. Besondere Aufmerksamkeit lenkte Mike Eckert mit der Pedal-Steel-Gitarre auf sich. Deren Sound verlieh der Musik einen besonderen Touch, der teilweise an Countrymusic erinnerte. Die Arrangements für die durchwegs bekannten Spirituals hatte Aaron Davis vielgestaltig und originell angelegt.

Hohe Kunst und große Bühnenpräsenz

Selbstverständlich lebte der Abend von der außergewöhnlichen Persönlichkeit, Darstellungskraft und sängerischen Kunst von Measha Brueggergosman. Sie gestaltete die allseits bekannten Spirituals wie „Swing low“, „Go tell it on the Mountain“, „Go down Moses“ oder „Down by the riverside“ und einige andere mit einer individuellen Note aus. Die Sängerin bescherte den Zuhörenden berührende und kraftvolle Songs, unterstrichen durch einen großen improvisatorischen Anteil. Jedes Spiritual durchlebte sie, zelebrierte es körperbetont und mit Emphase. Dass Measha Brueggergosman sämtliche Fassetten der Sangeskunst beherrscht, war von vornherein klar. Spannungsgeladen und temperamentvoll entfaltete sie die stimmlichen Nuancierungen, unterschiedliche Tonqualitäten, die Wechsel der Registerfarben, den Einsatz der sonor klingenden, tiefen Lagen und die strahlende Höhe.

Die Sängerin unterhielt das Publikum energiegeladen und wickelte innerhalb kürzester Zeit alle um den kleinen Finger. In der musikalischen Ausgestaltung sowie im Anspruch an die Bandmitglieder wirkte Measha Brueggergosman kritisch und vermittelte sehr genau, welcher Sound in welcher Dynamik erklingen sollte. Humorvoll und sympathisch war ihre Art, über sich selbst zu lachen.

Freudvoller Chor

Die Begeisterung des Bregenzer Festspielchores unter der Leitung von Benjamin Lack, der selbst als Sänger mitwirkte, war in allen Darbietungen zu spüren. Locker und versiert agierten die Sängerinnen und Sänger als Backgroundchor. Mit schönen Soli traten sie selbstbewusst ins Rampenlicht.

Von Beginn an herrschte eine entspannte Stimmung im Raum, die eine gute Atmosphäre für die „Songs of freedom“ bot.