Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 10. Aug 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.8. - 17.8. 2017)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Terrence Malicks starbesetzten assoziativen Bilderfluss "Song to Song". Beim FKC Dornbirn steht Andres Veiels Dokumentarfilm "Beuys" auf dem Programm

Song to Song: Blickte Terrence Malick in „Knight of Cups“ in der für ihn typischen assoziativen Erzählweise auf das sinnentleerte und oberflächliche Leben in Hollywood, so tritt in „Song To Song“ an die Stelle der Filmstadt die texanische Musikmetropole Austin.
Im Zentrum – sofern es so etwas bei einem Film von Terrence Malick gibt – steht die junge Faye (Rooney Mara), die eine Karriere als Musikerin anstrebt. Sie beginnt zunächst eine Affäre mit dem arroganten Musikproduzenten Cook (Michael Fassbender), verliebt sich aber dann in den Musiker BV (Ryan Gosling). Während Cook sich in der Folge wiederum eine Kellnerin (Natalie Portman) angelt, entwickelt BV Interesse für die etwas ältere Amanda (Cate Blanchett).
Mehr angedeutet als ausformuliert wird freilich die Handlung, der Zuschauer muss sie sich aus fragmentierten Szenen selbst zusammenreimen.
Der wahre Star ist hier Kameramann Emmanuel Lubezki. Ständig ist seine Handkamera in Bewegung, umkreist die Figuren, erfasst sie in ungewöhnlich angeschnittenen Grossaufnahmen, wechselt bald von einer modernen Designervilla auf ein Felsplateau oder einen ruhigen Fluss. Dazu hört man Rooney Mara, aber auch Michael Fassbender und Ryan Gosling im Voice-over über die Liebe und das Lebensglück sinnieren.
Doch so sehr man sich für diesen Fluss der Bilder, das Voice-over und den stupenden Soundtrack, dessen Bandbreite sich von Händel, Ravel und Mahler bis zu Bob Dylan und Lykke Li erstreckt, zunächst auch begeistern mag, so ermüdend wird dies doch bald, weil viel angedeutet, aber nichts ausformuliert wird und man sich in diesem assoziativen Rausch der Bilder und Töne verliert.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 12.8., 22 Uhr

Beuys: Keine brave Nachzeichnung des Lebens von Joseph Beuys von Geburt bis Tod legt Andres Veiel mit seinem Dokumentarfilm vor. Außer zu den vereinzelt eingeschobenen Kunstwerken und Kunstaktionen finden sich keine Zeitangaben im Film. Kaum etwas über den familiären Hintergrund, die Kindheit und das Privatleben des Aktionskünstlers erfährt man, ausführlicher wird einzig der Absturz als Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg behandelt. Nicht thematisiert wird dabei aber die Haltung von Beuys zum Nationalsozialismus, auch nicht seine künstlerische Ausbildung.
Andres Veiel verzichtet auf Off-Kommentar, vertraut ganz auf Aussagen und Auftritte des Künstlers selbst. Ergänzt wird das Archivmaterial einzig durch wenige Interviews mit Bekannten und Freunden von Beuys.
Wie ein Puzzle fügen sich so die Teile zu einem gewissen Bild zusammen, bekommt man einen Eindruck vom "erweiterten Kunstverständnis" von Beuys, von der Begeisterung und dem Widerstand, den er als Hochschullehrer erfuhr, sowie vom Zusammenspiel von künstlerischem und politischem Engagement – und doch bleibt vieles aufgrund des Verzichts auf präzise Einbettung in den gesellschaftlich-historischen Kontext und die Beschränkung auf die Perspektive des Künstlers diffus und zwangsläufig auch einseitig.
Bewundern muss man freilich die Herkulesarbeit, die Veiel mit der Sichtung und Aufarbeitung der enormen Fülle an Archivmaterial vollbracht hat und wie geschickt er dieses Material dann zu einem gut 100-minütigen Dokumentarfilm kompiliert hat.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 17.8., 18 Uhr + Do 18.8., 19.30 Uhr