Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 10. Aug 2017 · Film

Monsieur Pierre geht online

Internet-Dating ermöglicht, virtuell unter falschen Vorgaben Bekanntschaften zu schließen. Als es zum realen Treffen kommen soll, lässt sich der vom 83-jährigen Altstar Pierre Richard gespielte Monsieur Pierre deshalb durch einen Jüngeren vertreten. – Stéphane Robelin gelang mit seiner modernen „Cyrano de Bergerac“-Version eine bittersüße Komödie über Verlust, Einsamkeit und die Sehnsucht nach Nähe.

Als der erfolglose Schriftsteller Alex (Yannis Lespert) dem Großvater seiner Freundin, der nur griesgrämig in seiner Wohnung herumhängt und zunehmend versumpft, Computerunterricht erteilen soll, entdeckt der alte Mann bald die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Speziell Kontaktbörsen wecken das Interesse Pierres und bald hat er im virtuellen Raum auch eine Frau entdeckt, die ihn an seine vor zwei Jahren verstorbene und schmerzlich vermisste Gattin erinnert. Da die Auserwählte (Fanny Valette) aber erst um die 30 ist, manipuliert Pierre sein Alter und seinen Beruf. Problematisch wird es freilich, als der Kontakt auf ein reales Date ausgeweitet werden soll. So lässt sich der Greis -  "Cyrano de Bergerac" lässt grüßen - durch Alex vertreten, verfolgt aber als Zuschauer die Treffen, die zunehmend zu Verwicklungen und Missverständnissen führen.

Außer Frage steht bei diesem Feelgood-Movie, dass irgendwie dann doch alles gut enden wird. Vorwerfen kann und muss man Stéphane Robelin, der mit diesem Film nach „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ seine zweite Senioren-Komödie vorlegt, aber, dass er nicht alle Themen, die er anschneidet, auch wirklich weiter entwickelt. Denn scheinen am Anfang die Freundin von Alex und deren Mutter eine zentrale Rolle zu spielen, so verabschieden sich diese zunehmend aus dem Film, und auch die Thematik des Umgangs der älteren Generation mit dem Computer dient nur als Aufhänger für das Internet-Dating.

Aber charmant, mit viel Herz und Mitgefühl für die Protagonisten ist das auf jeden Fall inszeniert, gut aufgebaut ist das Drehbuch, das geschickt die Verwechslungen und Täuschungen weiter treibt. Grob fahrlässig verharmlost wird allerdings das grausame Spiel der Männer mit der Angebeteten und damit auch die Betrügereien, die im Internet-Dating wohl gang und gäbe sind. Andererseits balanciert Robelin sicher auf dem schmalen Grat zwischen Witz und Drama, sodass „Monsieur Pierre …“ leichtfüßig bleibt und auch berührend davon erzählt, wie schwierig es ist, über einen großen Verlust hinwegzukommen.

Während Yannis Lespert als Alex blass bleibt, brilliert dabei vor allem Pierre Richard, der in den 1970-er Jahren mit „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ zum Komödienstar aufstieg, in dieser Altersrolle. Mit sichtlichem Vergnügen spielt er diesen Monsieur Pierre, verleiht ihm Wärme und lässt stets auch dessen Trauer über den Verlust seiner Frau, seine Einsamkeit und seine Sehnsucht nach einer neuen Beziehung, bei der die Frau freilich eine Doppelgängerin der Verstorbenen sein muss, spüren.