Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 10. Mär 2016 · Film

Trumbo

Eine überraschend sanfte Komödie mit feinen satirischen Zügen: so präsentiert Jay Roach ("Austin Powers") sein Biopic von Dalton Trumbo, der als Hollywood-Drehbuchautor ein Star war und während der Kommunistenjagd zum Verfemten wurde. Mit Helen Mirren als hinterfotzige Gossip Lady erhält Trumbo eine besondere Gegenspielerin.

Er war der bestbezahlte Drehbuchautor in Hollywood, zweifacher Oscar-Preisträger und bestens verankert in der Industrie. Als Ende der 1940er-Jahre der Kalte Krieg ausbrach, geriet Dalton Trumbo in die Strudel der Kommunistenjagd unter Senator McCarthy. Der einstige Autorenstar wurde mit vielen anderen der Branche auf die Blacklist gesetzt und ökonomisch in den Ruin getrieben.
Es ist eine selten verfilmte Zeit, aus der „Trumbo“ erzählt. Hollywood, das sich im Film gerne auch selbst abfeiert, verspürte wegen der eigenen, wenig glamourösen Rolle wohl lange kein Interesse, diesen Stoff zu verfilmen. Walt Disney forderte vor den McCarthy-Ausschüssen „Smoke them out“ (und meinte die Kommunisten) und John Wayne beschimpfte Hollywoods Linke als Verräter. Er glaubte ernsthaft, sie würden im Auftrag Moskaus die Filmindustrie infiltrieren. Regisseur Jay Roach, eigentlich ein Komödienspezialist („Austin Powers“; Brüno“ als Produzent) setzt dieses Biopic als sanfte Komödie um, die ihren Helden mit der Besetzung von Bryan Cranston („Breaking Bad“) durchaus als Mensch aus Fleisch und Blut versteht. Dalton Trumbo, der Querkopf, der die Legitimität des McCarthy-Komitees lapidar mit der Berufung auf das 5. Amendment der US-Verfassung ablehnt; der aus seiner Verweigerung selbst das Wohl seiner Familie riskiert und der lieber ins Gefängnis geht als die Legitimität des Komitees anzuerkennen. Dieser Trumbo ist weniger ein überzeugender ideologischer Vorreiter, sondern ein kleiner Kapitalist, der eine Ranch und einen Privatteich besitzt und vor allem ein gutes Leben sucht. So zumindest sieht ihn einer seiner Mitstreiter aus dem Kreis der „Hollywood Ten“, zu denen etwa auch Herbert Biberman oder Edward Dmytryk zählten.

Stimmiges Bild


Eine politische Rekonstruktion komplizierter politischer Verhältnisse versucht „Trumbo“ nicht. Mit einem Kunstgriff setzt Roach vielmehr die durchtriebene Zeitungskolumnistin und Gossip Lady Hedda Hopper (Helen Mirren) als Gegenspielerin des Drehbuchautors ein, wodurch der symbolhafte und inszenierte Charakter dieser Kommunistenjagd von damals noch einmal deutlich gemacht wird. Dass bei Jay Roach die Exil-Jahre in Mexiko kein Teil der Erzählung sind, mutet hingegen etwas seltsam an. Immerhin waren sie eine wichtige Erfahrung von Verlust an Sicherheiten, weil Trumbo nicht nur sein Land verlassen musste, sondern auch seine Einkünfte verlor. Mit jenen Sequenzen, in denen John Goodman in einer Nebenrolle als B-Movie-Produzent zu sehen ist, für den Trumbo serienweise billigste Drehbücher produziert, gelingt aber ein stimmiges Bild für die Prekarisierung und Zermürbung, die die Blacklist für die Betroffenen zum Ziel hatte.