Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Gunnar Landsgesell · 12. Sep 2013 · Film

The World's End

In "The Worl's End" können sich biederste Spießbürger urplötzlich als Aliens entpuppen. Ein Treffen gelangweilter Jugendfreunde gerät damit in eine skurrile Alien-Verschwörung in einer englischen Kleinstadt. Schwarze Komödie mit derbem Sarkasmus aber sozialer Erdung, in der der Comedien Simon Pegg als arschgesichtiger Sisters-of-Mercy-Fan von 40 Jahren selbst den Außerirdischen beibringt, was ein Mensch mit Prinzipien ist. Egal, welche.

Ein in die Jahre gekommener Bursche, mit seinen hohlen Sprüchen, Sisters-of-Mercy-T-Shirt und schwarzem Mantel auf den ersten Blick als Troublemaker auszumachen, trommelt mit einiger Mühe seine alten Kumpels zusammen. 20 Jahre nach ihrer „besten Zeit“ möchte Gary (der britische Komödiant Simon Pegg) gemeinsam in einer gepflegten englischen Kleinstadt das vollenden, was damals offen blieb: Die Golden Mile, das ist eine Sauftour durch 12 Pubs, mit je einem Pint Bier erfolgreich zu absolvieren. Vom letzten Pub bezieht der Film auch seinen Titel. Zuerst kratzt das spätpubertäre Rudel aber hart am Abbruch. Aus den Freunden wurden biedere Anzugträger – Immobilienmakler oder Autoverkäufer – die eher an Familien oder Geschäften interessiert sind als daran, das ehrgeizige Ziel, 12 Bier in einer Nacht zu kippen, nun endlich zu realisieren. Als Gary jedoch auf dem Klo eine Schlägerei provoziert, kippt mit der Dramaturgie des Films auch die Stimmung: Garys Gegenspieler entpuppen sich als Roboter, denen schnell mal ein Arm oder Kopf ausgerissen ist. Renitente Bewohner der Stadt wurden durch täuschend echte Humanoide ausgetauscht. Ein Mash-up von Buddy-Komödie und Science-Fiction nimmt seinen Lauf, wobei dem Autorenduo Simon Pegg und Regisseur Edgar Wright der sarkastische Grundton typisch britischer Satiren nicht abhanden kommt.

Böser Witz, soziale Note

Das zeugt auch von einer gewissen Zielstrebigkeit dieser Geschichte. Trotz der geradezu mutwilligen Wendung ins Alien-Fach bleibt der Plot von „The World’s End“ ziemlich auf dem Boden. Anders als etliche US-Komödien, die das Maulheldentum ihrer Figuren und einen ironischen Nihilismus pflegen, nimmt sich diese Geschichte auf fast schon altmodische Weise ernst. Sukzessive drehen sich die Wertigkeiten um, wenn durch den Alien-Plot (ein bisschen so wie in John Carpenters Konsumismus-Parabal „They Live“) die Frage gestellt wird, wer eigentlich noch ein Mensch aus Fleisch und Blut – soll heißen: mit Prinzipien – ist. So mancher Anzugträger bleibt da auf der Strecke, während der Nervtöter Gary alles daran setzt, die Parole aus Bubenzeiten zu verwirklichen und World’s End zu erreichen. Mit Gary als eigentlichem Mitglied der Anonymen Alkoholiker, der gar nicht glücklich mit seinem Leben ist, erhält die Figur schließlich eine etwas menschlichere Note. Dass die Aliens bei allen Turbulenzen nur allegorisches Beiwerk bleiben, trägt jedenfalls dazu bei, dass der böse Witz und die soziale Note sich nicht in Luft auflösen.