Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Gunnar Landsgesell · 20. Apr 2017 · Film

The Founder

Er ließ sich als Gründer von McDonalds feiern und hatte in Wahrheit das Konzept anderer gestohlen: Ray Kroc, grandios von Michael Keaton verkörpert. "The Founder" ist so etwas wie die Schattenseite des amerikanischen Traums, den nur die leben, die ein bisschen gewiefter sind als der Rest.

Der Automobilhersteller Henry Ford meinte einmal: Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern. Ford könnte Pate gestanden sein für Ray Kroc (Michael Keaton), dem erfolglosen Vertreter von Milchshake-Mixern, der einem zu Beginn von „The Founder“ begegnet. Kroc redet sich nicht den Mund fusselig, um einen Mixer loszuwerden, nein, er belästigt die Leute richtiggehend mit seinen im Stakkato abgespulten Vertreter-Sprüchen. Während ihm eine Tür nach der anderen vor der Nase zugeknallt wird, gibt Kroc nicht auf. Und bevor sich dieser Mann zu einem Brüderpaar namens McDonalds nach Kalifornien aufmacht, wo diese die unglaubliche Menge von sechs Mixern bestellt haben, haben wir bereits gelernt, dass man sich vor Ray Kroc in Acht nehmen sollte.

Zwischen Charme und Berechnung


„The Founder“ ist keine Hymne auf den ungebrochenen Unternehmergeist eines America, das noch Great war, sondern die von galligem Witz durchzogene Persönlichkeitsstudie eines Mannes, dem der Erfolg zu lange verwehrt blieb. Schließlich steht Kroc staunend vor dem Fastfood-Imbiss der McDonalds-Brüder. Sie bieten ihren Gästen zwar kein Lokal mit Sitzplätzen an, liefern dafür aber Hamburger ohne jegliche Wartezeit. Kroc versteht sofort, dass Henry Fords revolutionäre Fließbandproduktion nun beim Fleischlaibchen angekommen ist: beim exakten Braten des Faschierten, bei der seriellen Belegung mit Salat und den abgezählten Ketchup-Einheiten für den Burger. Ein Geschäftsmodell, von dessen Möglichkeiten die kreuzbraven McDonalds-Brüder nichts zu ahnen scheinen. Die Hinterfotzigkeit, mit der sich nun Ray Kroc in das Unternehmen einschleicht, um deren Gründer schleichend zu enteignen, ist der Motor dieses Films. „The Founder“ hat einen Helden, dessen Charme sich so falsch anfühlt wie die Visitenkarten, auf denen er sich bald selbst als Gründer von McDonalds ausgibt. Freilich erlebt der Zuseher Kroc nicht als Erfinder, sondern als Verbesserer – die Milch, die die McDonalds für ihre Shakes verwendet haben, ersetzt er bald durch Milchpulver, weil das billiger ist. Kroc vertreibt die Halbstarken vor den Läden, weil Familien mehr Umsätze versprechen und baut das Konzept zum Franchise-System aus, das ihm rigide Kontrolle über jedes verwendete Pfefferkorn verspricht. „The Founder“ ist nur beiläufig eine Kritik an dem globalen Fastfood-Giganten, sondern darf getrost als schrille Abrechnung mit dem Mann dahinter verstanden werden. In Michael Keaton findet Regisseur John Lee Hancock die geradezu perfekte Verkörperung dieser Figur. Keaton spielt Kroc mit allen Ambivalenzen und Abgefeimtheiten, die das Drehbuch von Robert D. Siegel („The Wrestler“) zu bieten hat. Wenn Keaton von McDonalds als einer neuen Kirche für die USA spricht, dann spürt man die Kühle hinter diesen Worten. Marketing und Reichtum gehen in diesem scheinbar biederen Amerika eine Allianz ein, wie sie uns vertraut ist. Dafür eignet sich der „Gründer“ auch den klingenden Namen McDonalds an, den Maurice und Richard McDonalds geschäftlich nicht mehr verwenden dürfen. Auch Krocs Ehefrau (Laura Dern), ihr Leben lang loyal gegenüber den windigen Geschäftsmodellen ihres Mannes, hat am Ende das Nachsehen. „The Founder“ sammelt biographische Eckdaten als Highlights eines frivolen Aufstiegs, und bringt dabei einiges gegen Ray Kroc in Stellung. Und seien es die geprellten Fastfood-Brüder, die fast schon für ein besseres Amerika herhalten müssen. Das alles ist ziemlich komisch. In den USA reagierte das Publikum – vielleicht gerade deswegen – eher verhalten auf den Film.