Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Thorsten Bayer · 21. Apr 2017 · Musik

Was für ein Auftakt! Das Dynamo Festival am Spielboden ist eröffnet

Zum dritten Mal kommen am Spielboden Bands aus dem In- und Ausland zusammen, die mit Hörgewohnheiten brechen und live einfach großartig sind. Am gestrigen Donnerstag hinterließen Onk Lou & The Better Life Inc. einen bleibenden Eindruck, bevor Attwenger ihren ganz eigenen Dada-Charme versprühten. Am Freitag und Samstag sind weitere sehenswerte Bands am Spielboden zu erleben, darunter Wallis Bird, Polkov, Findlay und Milliarden. Die Nachfrage ist groß, Restkarten für beide Tage sind noch erhältlich.

Petrus hatte gestern keine Lust auf gute Musik. Das Opening, das bei besserem Wetter an der Bergstation der Karrenseilbahn stattgefunden hätte, musste kurzfristig in den Großen Saal des Spielbodens verlegt werden. „Der in die Inszenierung der Bergstation gefallene Aufwand soll allerdings nicht vergebens sein – wir versuchen auch nächstes Jahr wieder, den Berg zu bezwingen“, informierten die Organisatoren. Publikum und Künstler ließen sich von dieser Änderung nicht den Spaß verderben. Das galt vor allem für den Singer/Songwriter Onk Lou, der seine Band „The Better Life Inc“. mitgebracht hatte. 

Schnörkellos nach vorne

Der junge, schmale Niederösterreicher hat eine Röhre, die unerwartet kommt und sofort aufhorchen lässt. Gleich der erste Song geht voll auf die Zwölf. Im Nu erobert Onk Lou den Spielboden und vermutlich auch das eine oder andere Herz. Es dauert nur wenige Minuten, bis auf der Bühne die Haare fliegen – zumindest beim Sänger und Gitarristen, aber er hat auch am meisten davon. Seine Mitstreiter sind Drummer Thomas Gieferl, Walter Walterson (Bass) und Keyboarder Vincenz Eder. Die vier Jungs spielen fetten Bluesrock, ohne Schnörkel und mit ganz viel Seele.

Keine Frage, wer von ihnen im Mittelpunkt steht. Onk Lou, der seit Jahren als Straßenmusiker unterwegs ist, füllt seine (Führungs-)Rolle sympathisch, uneitel aus. Sichtlichen Spaß haben alle Mitglieder der Band. Es ist eine Menge Energie, die Onk Lou nach vorne treibt, die ausgedrückt werden will. Mit Quatschen hält er sich nicht lange auf, redet nur das Nötigste. Seine Songs sind ihm eindeutig wichtiger. Ein beeindruckender Auftritt mit Wucht, der Lust auf mehr macht. In wenigen Wochen gibt es die Möglichkeit, die Band erneut in Vorarlberg zu erleben: Am Fr, 26. Mai ist sie in der Kammgarn Hard zu Gast.

Ein „Wödhit“ nach dem anderen

Auftritt Attwenger: Markus Binder (Gesang, Schlagzeug, Maultrommel, zuweilen auch Tuba) und HP Falkner an Mikrofon und steirischer Harmonika gehen seit 25 Jahren ihre unverwechselbaren musikalischen Wege, denen der häufig verwendete Begriff „Neue Volksmusik“ nur schwer gerecht wird. Laut Pressetext kombinieren sie traditionelles Material, afroamerikanische Einflüsse, elektronische Sounds und Singsang im oberösterreichischen Dialekt. So oder so ist Minimalismus ihre Maxime.

Markus Binder gibt eine sehr geschmeidige Vorstellung am Schlagzeug, das ebenso reduziert ist, wie es die Songtexte – soweit verständlich – sind. Der zweite Song am Spielboden ist „Das Ende der Welt, wie wir sie kennen“, das im Original von R.E.M. stammt. Bei Michael Stipe weiß man eher, wovon er singt, doch diese originelle Version hat auch etwas. Wenig später ertönt „Shakin’ my brain“, laut Binder „eigentlich a Wödhit“. Ähnliches könnte man von „Oida“ vom aktuellen Album „Spot“ sagen, das die schönen Zeilen liefert: „Oida hoach her / Es is goa ned schwer / Du brauchst nur Muh song / Und scho bist Du ka Pferd.“ Noch Fragen?

Festival noch bis Samstag

Nach dem mitreißenden Onk Lou kommen Attwenger eher sperrig daher. Doch vielleicht ist es genau dieser Mix, der das Dynamo Festival ausmacht – zumal beide Acts den Dynamo-Anspruch von stilistischer Breite und starker Live-Performance mühelos erfüllen. Das ist auch für die folgenden Auftritte am Spielboden zu erwarten: Freitag und Samstag spielen in- und outdoor noch jeweils sechs Bands. Besonders interessant könnten dabei die Shows von Milliarden und Leyya (beide Freitag) sowie tags drauf von Polkov, Findlay sowie Wallis Bird werden.

www.spielboden.at
www.dynamofestival.at