Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 14. Apr 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.4. - 21.4. 2016)

Zwei Filme, die am Puls der Zeit sind, stehen diese Woche in den Filmclubs auf dem Programm: Während am Spielboden Dornbirn Barbara Eders Episodenfilm „Thank You for Bombing“ läuft, in dessen Mittelpunkt Kriegsberichterstatter stehen, zeigt das Filmforum Bregenz „Mediterranea“, in dem Jonas Carpignano von einem realen Vorfall inspiriert hautnah vom Alltag von Flüchtlingen erzählt.

Thank You for Bombing: In drei voneinander unabhängigen Episoden, die nur am Ende unnötig und wenig überzeugend verknüpft werden, folgt Barbara Eder drei Kriegsberichterstattern, zeigt wie die Ereignisse sie prägen und nachwirken, aber auch, wie sie durch ihre Arbeit völlig abstumpfen und in der Gier nach Ruhm alle Grenzen überschreiten.
Stark und dicht ist die erste Episode über einen österreichischen Kriegsberichterstatter, der am Wiener Flughafen einen Kriegsverbrecher aus dem Bosnien-Krieg wiederzuerkennen glaubt. Hautnah folgt die unruhige Handkamera dem von Erwin Steinhauer eindringlich gespielten gut 50-jährigen Mann, bei dem man aber bald nicht mehr ausschließen kann, dass der Verdacht einer Paranoia aufgrund der schweren Traumatisierung durch die 20 Jahre zurück liegenden Ereignisse entspringt.
Durchaus spannend ist auch, wie in Details in der zweiten Episode die Kultur westlicher KriegsberichterstatterInnen mit dem Leben in der afghanischen Hauptstadt Kabul kontrastiert wird, doch platt ist hier das Finale, in dem sich die Reporterin von Soldaten demütigen lässt, um mit einer Story berühmt zu werden.
Und noch mehr aus dem Ruder läuft die dritte Episode, in deren Mittelpunkt ein Reporter steht, der nicht nur auf die Kriegsereignisse nur noch zynisch reagiert, sondern auch im privaten Leben durch die Erfahrungen völlig abgestumpft ist.
Spielboden Dornbirn: Sa 16.4., 19.30 Uhr + Fr 22.4., 19.30 Uhr

Mediterranea: Der Italiener Jonas Carpignano folgt in seinem Spielfilmdebüt hautnah zwei Flüchtlingen aus Burkina Faso auf ihrem Weg von Algerien über Libyen nach Italien und schildert auch ihr Leben in einem süditalienischen Flüchtlingslager.
Nichts erfährt man über die Motive der Flucht oder über die Situation der Protagonisten in ihrer Heimat. Obwohl man Ayiva und Abas durch den ganzen Film folgt, gewinnen sie als Charaktere nur wenig Profil, aber die auch emotionale Kälte, die die Flüchtlinge erfahren, macht Carpignano in den in kaltes Blau und weißes Licht getauchten Bildern doch eindringlich erfahrbar – und als Gegenpol dazu ihre Sehnsüchte und Hoffnungen, die in diesem kalten Europa langsam zerbröseln.
Kein Betroffenheitskino wird hier geboten, kein sentimentaler Blick auf eine Situation, nichts wird weichgespült, sondern schonungslos Realität nachgestellt: „Mediterranea“ zeigt den Rassismus der Italiener, das Demütigende der Jobs auf einer Orangenplantage, stellt dem dennoch geduldig Arbeitenden Ayas Abas gegenüber, der diese Drecksarbeit nicht mehr verrichten und aufgeben will, zeigt aber auch, wie sich Beziehungen zu den Einheimischen entwickeln.
Etwas abrupt folgt der Umschwung zum dramatischen, von einem Vorfall im süditalienischen Rosarno im Jahre 2010 inspirierten Finale, in dem die Spannungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Flüchtlingen eskalieren, Demonstrationen in Vandalismus übergehen und schließlich auch Tote zurückbleiben.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 16.4., 22 Uhr