Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 13. Okt 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (14.10. - 20.10. 2016)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche Pedro Almodóvars meisterhaftes Melodram „Julieta“. Spielboden Dornbirn und der Verein Amazon thematisieren im Rahmen der gender: impulstage 2016 in drei Filmen den Kampf von Frauen um Gleichberechtigung und Würde.

Julieta: Die etwa 50-jährige Julieta ist gerade mit ihrem Umzug aus Madrid nach Portugal beschäftigt, da begegnet sie auf der Straße einer Bekannten, die ihr von einer Begegnung mit Julietas Tochter am Comer-See erzählt. Von einem Moment auf den anderen ist damit nichts mehr wie früher, denn über Julieta brechen Erinnerungen an ihre große Liebe, an Eifersucht und die Beziehung zu ihrer Tochter herein und in einer großen, mehrfach unterbrochenen Rückblende spannt Pedro Almodóvar den Bogen über mehrere Jahrzehnte.
Man kennt solche Mutter-Tochter-Beziehungen aus früheren Filmen des Spaniers und Neues mag man somit in „Julieta“ kaum entdecken, aber ein perfekt aufgebautes und unglaublich souverän erzähltes Melodram ist dies zweifellos. Denn meisterhaft wirft Almodóvar in den geschickt eingeflochtenen Nebengeschichten von Julietas Eltern oder der ersten Ehe ihres Mannes Fragen nach Verantwortung, Gewissen, Schuldgefühlen und Verdrängung auf.
Ein schwerer Film könnte das angesichts dieser Themen sein, doch die geschliffene Inszenierung lässt nie Niedergeschlagenheit aufkommen. Sie sorgt zwar – auch dank der starken schauspielerischen Leistungen von Adriana Ugarte als junge und Emma Suarez als gealterte Julieta - für große emotionale Kraft, aber die Hoffnung auf positive Bewältigung der traumatischen Vergangenheit und damit auf einen Neubeginn versiegt nie.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 19.10., 18 Uhr + Do 20.10., 19.30 Uhr


gender: impulstage 2016:
Im Rahmen der gender: impulstage 2016 zeigt der Verein Amazone in Kooperation mit dem Spielboden Dornbirn drei Filme. In „Suffragette – Taten statt Worte“ (Di 18.10.) zeichnet Sarah Gavron in konventioneller Erzählweise, aber dank starker Darstellerinnen dennoch eindrücklich den Kampf britischer Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts für das Wahlrecht nach. Als diese Kämpferinnen für Frauenrechte mit engagierten Reden ihre Ziele nicht erreichen, versuchen sie mit Sabotageakten ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Vom Kampf um gleichen Lohn im England der späten 1960er Jahre erzählt dagegen Nigel Cole in „We Want Sex“ (Do 20.10.). Im Gegensatz zum dramatischen „Suffragette“ schlägt Cole komödiantische Töne an und verbreitet mit schwungvoller Inszenierung und einem lustvoll aufspielenden Darstellerensemble gute Laune. Eine geballte Ladung an sozialem Elend präsentiert dagegen Lee Daniels in „Precious – Das Leben ist kostbar“ (Mi 19.10.), einer Verfilmung von Sapphires Roman „Push“. Dennoch gleitet diese Entwicklungsgeschichte eines schwer übergewichtigen und von seiner Familie ungeliebten und missbrauchten Harlemer Teenagers dank der frischen und ungeschminkten Erzählweise sowie starker und natürlicher Darsteller nie in Sozialkitsch ab.
Spielboden Dornbirn: jeweils 10 Uhr + 19.30 Uhr