"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Peter Füssl · 12. Okt 2016 · CD-Tipp

Guidi/Petrella/Sclavis/Cleaver: Ida Lupino

Wunderbare lyrische Momente, spannende Dialoge und von großer Experimentierlust getragene Gruppenimprovisationen machen „Ida Lupino“ zu einem abwechslungsreichen Vergnügen. Pianist Giovanni Guidi und Posaunist Gianluca Petrella – beide exzellente Instrumentalisten und zentrale Persönlichkeiten im italienischen Gegenwartsjazz – haben durch ihre langjährige Zusammenarbeit in den Bandprojekten Enrico Ravas sowie im eigenen Duo zu einer großen musikalischen Nähe und Übereinstimmung gefunden, die durch wechselnde musikalische Partner zusätzlich stimuliert und herausgefordert werden soll.

ECM-Chef Manfred Eicher hat dazu zwei vielfach bewährte ECM-Urgesteine ins Studio geholt, den amerikanischen Schlagzeuger Gerald Cleaver und den französischen Klarinettisten Louis Sclavis. Ersterer ein höchst versierter und wandlungsfähiger Timekeeper, letzterer ein genialer Schöpfer musikalischer Konzepte, aber – wie er hier wieder einmal beweist – auch ein äußerst kreativer Improvisator. Das Titelstück, eine Hommage an die amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Ida Lupino, ist Carla Bleys bekannteste und am häufigsten gecoverte Komposition (unter anderem von Paul Bley, Steve Kuhn, Michel Portal und zuletzt Mary Halvorson), die zweite Fremdkomposition ist der Protestsong „Per I Morti Di Reggio Emilia“ des Turiner Songwriters Fausto Amodei. Einige der vierzehn Stücke fußen auf Kompositionen Guidis und Petrellas, und ein beträchtlicher Teil wurde spontan eingespielt. „Es ist ein exaktes Abbild davon, wohin uns unsere individuellen Reisen gebracht haben und was wir gemeinsam zustande bringen. Das wäre ohne Manfred Eicher, der irgendwie unser fünfter Musiker ist, nicht möglich gewesen – er hört jede Note, jeden Sound, jedes Detail. Als wir beim Abmischen hörten, was wir gespielt haben, waren wir sprachlos ob all der Feinheiten, die die gesamte Qualität der Musik auf eine höhere Ebene transformieren,“ zeigt sich Pianist Giovanni Guidi begeistert. Ein sehr schönes Beispiel dafür ist das fast zehnminütige „Gato!“, ein stimmungsvolles Farewell an den kürzlich verstorbenen argentinischen Saxophonisten Gato Barbieri.

(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)