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Gunnar Landsgesell · 13. Okt 2016 · Film

Inferno

Tom Hanks im nächsten grob zusammengewürfelten Weltverschwörungsthriller nach einem Roman von Dan Brown. In "Inferno" gilt es die Vernichtung der halben Menschheit zu verhindern. Ob das wohl gelingt?

Drei Stirnfalten sind als Mini-Inferno zwischen Tom Hanks Augenbrauen aufgezogen oder aufgeklebt, und sie werden sich weigern, wieder zu verschwinden, bis dieses Kapitel – vielleicht das letzte der Menschheit – zu Ende gebracht ist. Tom Hanks spielt Professor Robert Langdon, die Figur, mit der Dan Brown, Spezialist für die ganz großen Dinge, bereits seine Romane „Illuminati“ und „Sakrileg - Der Da Vinci Code“ bestritten hat. Langdon ist an sich ein Wissenschaftler mit herausragenden Eigenschaften und einem grandiosen Gedächtnis, aber in „Inferno“ ist es auf ein Häufchen Fragen geschrumpft: Wer bin ich? Wo bin ich? Wer ist hinter mir her? Und worum geht es hier eigentlich? Mit Existenzialismus hat das freilich wenig zu tun, ja Hanks aka Langdon ist in seiner persönlichen Krise nicht einmal wirklich auf sich selbst zurückgeworfen. Zu sehr zerren die Fliehkräfte und Konventionen des Bombast-Thrillers an dem Amnesie-Patienten, der von einer Ärztin (Felicity Jones) im gehetzten Tempo begleitet wird.
Florenz wird zu einem jener überdramatisiert verdichteten Orte, an denen alles stattfindet: Kleine Romanze, Flucht vor Kriminellen und Behörden, Jagd auf ein mystisch verbrämtes Rätsel, Wettlauf gegen die Zeit, der durch einen Blick von oben (aus der Luft) auf die Uffizien und die Ponte vecchio kurzzeitig gestoppt wird. Mittendrin stolpert der Professor durch die Aktionsgemälde, die Regisseur Ron Howard für ihn geschaffen hat, während der Professor doch liebend gerne einen tiefgehenden Blick auf Botticellis Gemälde von der Hölle werfen würde, um das Rätsel, um das es hier geht, zu lösen. Es ist ihm (und dem Zuseher) nicht gegönnt.

Dan Browns „Inferno“ ist einmal mehr ein Roman mit politischem Anstrich. Aufhänger ist die Überbevölkerung als aktualisiertes Schreckensszenario von Dantes Inferno. Ein exzentrischer Milliardär will das Problem recht rustikal lösen, eine von ihm freigesetzte Seuche soll die Hälfte der Menschen ausrotten.
In Ron Howards Verfilmung könnte es aber auch um einen wertvollen Eierbecher aus dem 14. Jahrhundert gehen, dessen Zerstörung unbedingt verhindert werden muss. So banal Hanks Spiel und das der Verschwörung ist, in der er steckt, so freudlos aneinandergereiht wirkt die Abfolge der Szenen. Dass die Menschheit auf der Kippe steht, dieser Eindruck überkommt den Zuseher, der an der Hand genommen und durch die Handlung geführt wird, aber nie, auch wenn eine Frau, deren Sturz durch eines der prächtigen Deckengemälde in den Uffizien ein großes Loch reißt, einem einen echten Schrecken einjagt.