Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 19. Dez 2016 · CD-Tipp

The Colorist & Emiliana Torrini

Aarich Jespers und Kobe Proesmans, Rhythmiker der belgischen Indie-Rockband Zita Swoon, haben unter dem Namen The Colorist ein neues Projekt ins Leben gerufen, in dem sie sich ihrer Vorliebe für Soundtüfteleien hingeben können. Klassische Instrumente werden gerne unorthodox eingesetzt, zur Erweiterung des Klangspektrums wurden aber auch eigene Klangerzeuger kreiert. Dabei haben Jespers und Proesmans aber nicht Eigenkompositionen im Sinn, sondern laden ihre Lieblings-Singersongwriterinnen ein, um deren Songs neu zu kolorieren und zu arrangieren. Besonders erfolgreich ist ihnen dies mit der in England lebenden isländischen Sängerin Emiliana Torrini gelungen.

Sie hat 2009 mit „Jungle Drum“ einen veritablen Hit gelandet und sich mit Alben wie „Fisherman’s Woman“, „Me And Armini“ oder „Tookah“ eine beachtliche Fan-Gemeinde ersungen. Das vorliegende Album ist im Rahmen einer höchst erfolgreichen gemeinsamen Belgien-Tournee live aufgenommen worden. Dafür haben Jespers und Proesmans ein achtköpfiges Orchester zusammengestellt, das Emiliana Torrinis zarter und trotzdem unter die Haut gehender Stimme einen unkonventionellen, aber perfekt stimmigen Background liefert. Der überwiegende Teil der Songs, wie das erwähnte „Jungle Drum“, „Caterpillar“, „Blood Red“, „Thinking Out Loud“, „Serenade“ oder „Bleeder“ sind den Torrini-Fans bestens vertraut, entwickeln aber in diesen eigenwilligen, elektronisch veredelten, kammermusikalisch angehauchten Arrangements ein interessantes Eigenleben. The Colorists nennen als Impulsgeber etwa den kalifornischen Komponisten, Instrumentenbauer und Avantgarde-Theoretiker Harry Partch, den von New York ins deutsche Münster emigrierten, unter dem Künstlernamen Moondog zu Außenseiter-Ruhm gelangten Louis Thomas Harding, oder den italienischen Futuristen Luigi Russolo. Aber die Arrangements der Belgier klingen völlig unakademisch, kommen entspannt daher und dürften auch von an speziellen Sounds interessierten Jazz- und Pop-Fans goutiert werden.

(Rough Trade/Beggars Group)