Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 25. Jul 2016 · CD-Tipp

James Blake: The Colour in Anything

Keiner leidet schöner als James Blake. Auch in seinem dritten Album sind es überwiegend Trennungsschmerz und Liebesleid, emotionale Verschnupftheit und resignative Selbsterkenntnis, die den mittlerweile 27-jährigen Briten zu 17 melancholisch gefärbten Songs inspiriert haben.

Seine vielfach elektronisch verfremdete, auf höchste Emotionalität abzielende Stimme bewegt sich hörbar immer mehr in Richtung Neo-Soul, und auch seine aus unterschiedlichen Electronic-Spielarten, R’n’B- und Soulpop-Elementen generierten, von der Soundästhetik her neue Trends setzenden Soundtüfteleien wirken zugänglicher als früher, ohne an Originalität und Experimentierfreude einzubüßen. Zwar hat sich James Blake den in den unterschiedlichsten Genres zuverlässig für Massenkompatibilität sorgenden Rick Rubin als Co-Produzenten und für einige Titel Frank Ocean („My Willing Heart“) und Bon Iver-Frontman Justin Vernon („I Need a Forest Fire“, „Meet You in the Maze“) als zusätzliche Impulsgeber geholt, die 76 Minuten tragen aber durch und durch seine unverkennbare Handschrift. Elektronicfreie Ruheinseln wie die Pianoballade „F.O.R.E.V.E.R“ oder das Titelstück „The Colour in Anything“ sind expressive Höhepunkte dieses musikalisch vielschichtigen und einfallsreichen Albums, das James Blake mit sich selber, als sein eigener, elektronisch erzeugter A-cappella-Chor beendet. Die gleichermaßen tristen wie (alb)traumhaft schönen Stimmungen des Albums wurden vom Kinderbuchillustrator Sir Quentin Blake im Coverdesign perfekt eingefangen - inklusive aller emotionalen Abgründe, die da möglicherweise lauern mögen.

(Polydor/Universal)