Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 25. Jul 2016 · Musik

Gepfiffen und sich im Tone nicht vergriffen – Nikolaus Habjan faszinierte mit der Oskar Werner Lesung und amüsierte mit einem Pfeifkonzert bei „Musik und Poesie“

Nikolaus Habjan ist ein sympathischer und vielseitiger Künstler mit großer Bühnenpräsenz. Unter dem markigen Motto „Ich pfeife auf die Oper ...“ unterhielt er die Besucherinnen und Besucher der Reihe „Musik und Poesie“ bei den Bregenzer Festspielen als Kunstpfeifer bestens. Faszination löste er als Puppenspieler aus, denn die hohe Kunst, seinen selbst gebauten Puppen ein eigenständiges Leben einzuhauchen, beherrscht er facettenreich und perfekt. So war es bei „Musik und Poesie“ möglich, das Alter Ego von Oskar Werner mit der dramatischen Erzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets“ von Rainer Maria Rilke in einer originellen Kombination von Puppenspiel und Bandzuspielung mitzuerleben.

Die Faszination, die von Nikolaus Habjans Puppen ausgeht, stellte sich auch im vollbesetzten Seestudio unvermittelt ein. Nikolaus Habjan baut seine Puppen selbst und hat ein untrügliches Gespür dafür, seinen Schöpfungen charakteristische Wesenszüge zu verleihen. Bei der Lesung erfüllte er Oskar Werner mit Leben. Die exakt an der Bandzuspielung orientierten Mundbewegungen, die typische Handbewegung durchs Haar, das Heben des Oberkörpers beim tiefen Durchatmen, die spannungsgeladenen Änderungen der Sitzpositionen oder das Umgreifen der Schreibtischkante waren nur einige Gesten, mit denen Oskar Werner überaus präsent wirkte. Zum Puppenspiel wurde die legendäre Aufnahme, in der Oskar Werner Rilkes Erzählung von der Sehnsucht, der Liebe und dem Tod des Cornets rezitierte, abgespielt. Gebannt und sehr aufmerksam tauchten die Besucherinnen und Besucher mit in die Welt des jungen Cornets ab, der Freundschaft, Liebe und einen dramatischen Tod erlebt und erleidet.

Akrobatisch und musikalisch


Im zweiten Teil des Abends stellte sich Nikolaus Habjan als Kunstpfeifer vor. Hervorragend am Klavier begleitet wurde er von Daniel Nguyen, der genau auf Nikolaus Habjans Pfeifen reagierte, die Lautstärken gut austarierte und facettenreich begleitete. Sogar als Pfeifpartner setzte er sich mit der zweiten Stimme in Offenbachs „Barcarole“ in Szene.

Nikolaus Habjan hat eine große Bühnenpräsenz, er wirkte spontan und ungekünstelt, moderierte die jeweils dargebotenen Arien und führte die Zuhörenden amüsant in die Handlung weniger bekannter Opern ein. Sein Pfeifen war eine Nummer für sich. Vor allem die Koloraturarien, beispielsweise aus Mozarts Zauberflöte und auch jene von Rossini versetzten die Zuhörenden in Staunen. Wendig, intonationssicher und musikalisch gut phrasiert erklangen die virtuosen Arien. Dass Nikolaus Habjan nicht nur ein Pfeifakrobat ist, sondern auch musikalisch die Kompositionen ausdeutete, war vor allem in den langsameren Darbietungen nachvollziehbar.

Wenn man noch dazu die Originale im Ohr beziehungsweise vor Augen hatte, stellte sich zudem eine amüsante Doppelbödigkeit ein, denn auch noch so leidenschaftlich und virtuos gepfiffene Arien haben eine kuriose Ausstrahlung. Dabei ließ die Tonqualität der Pfeiftöne von Nikolaus Habjan aufhorchen, denn grell oder gar sinustönig klangen sie beileibe nicht.

Nach den Darbietungen war es für die Ohren dann doch des Pfeifens genug. Freuen darf man sich auf die Puppen von Nikolaus Habjan, die als Hauptakteure in der „Staatsoperette. Eine Austrotragödie“ von Otto M. Zykan auftreten werden.