Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 13. Dez 2016 · Aktuell

Vier außergewöhnliche Persönlichkeiten ausgezeichnet – Die Förder- und Ehrengaben des Landes wurden vergeben

Ein rundum gelungenes Fest war die diesjährige Vergabe der Förder- und Ehrengaben im Montfortsaal des Vorarlberger Landhauses. Geehrt wurden Evelyn Fink-Mennel und Martin Gruber, die Fördergabe erhielten die bildende Künstlerin Monika Grabuschnigg und der Cellist Kian Soltani. Eine besondere Note erhielt der Festakt, weil der Cellist Kian Soltani live musizierte und mit ausgesuchten Werken sowie einer Eigenkomposition die Gäste mit seinem authentischen Spiel begeisterte. Landesrat Christian Bernhard hielt die Laudationes für die vier außergewöhnlichen Künstler und stellte deren vielfältigen Tätigkeitsbereiche informativ und sympathisch dar.

Die Musikerin, Musikethnologin und Pädagogin Evelyn Fink-Mennel sowie der Schauspieler und Regisseur Martin Gruber sind in Vorarlberg vielbeachtete und weithin geschätzte Persönlichkeiten. Dementsprechend groß war die Zustimmung als bekannt wurde, dass sie die Ehrengabe des Landes Vorarlberg 2016 erhalten werden. Freilich wurde auch darüber geschmunzelt, dass es sich bei der Ehrengabe um eine „Anerkennung für das Lebenswerk“ handelt. Dem ist hoffentlich nicht so, denn von diesen beiden Künstlern wollen alle in den folgenden Jahrzehnten noch mehr hören, sehen und bestaunen.

Forschung und künstlerische Aufarbeitung

Evelyn Fink-Mennel etablierte sich als sehr vielseitige Musikerin, die in vielen musikalischen Genres – von der zeitgenössischen Musik über die Barockmusik bis hin zur Volksmusik – stilsicher unterwegs ist. In der vergangenen Zeit hat sie vor allem als Musikethnologin aufhorchen lassen, indem sie Musikerinnen und Musiker aus unterschiedlichen Ländern zusammenführt und die Archaik der Musik in den Vordergrund stellt, unter anderem mit der Plattform www.migraton.at 
Seit kurzem leitet sie auch das „Zentrum Volksmusikforschung Bodenseeraum“. Ausgangspunkt für diesen Arbeitsbereich ist die Folk-Sammlung Haid, eine der wichtigsten einschlägigen Sammlungen zum alemannischen Sprachraum. Mit den Musikethnologen Gerlinde und Hans Haid hat Evelyn Fink-Mennel über viele Jahre zusammen gearbeitet und Feldforschung betrieben. Nach dem Tod von Gerlinde Haid wurde der Nachlass dem Vorarlberger Landeskonservatorium überlassen. Dieser wird nun von Evelyn Fink-Mennel wissenschaftlich betreut und aufgearbeitet. Darüber hinaus werden durch dieses Forschungsfeld offene Forschungsfragen zu alemannischer Volksmusik erschlossen und in musikpädagogische Vermittlungskontexte überführt sowie Forschungsansätze zum Spannungsfeld Volksmusik und Migration im Bodenseeraum entwickelt.

Am Ball der Zeit

Erst kürzlich wurde der Regisseur und Leiter des „aktionstheater ensembles“ Martin Gruber mit dem Wiener Theaterpreis „Nestroy“ 2016 für die beste off-Produktion ausgezeichnet. Seine Theatervision versteht sich als „schnelle Eingreiftruppe des Theaters“, wenn es darum geht, brisante, gesellschaftskritische Kontexte künstlerisch markant und aussagekräftig auf die Bühne zu bringen.
Ein Förderpreis wurde an die Künstlerin Monika Grabuschnig übergeben. Ihre Skulpturen und Objekte strahlen eine große Eigenständigkeit aus und verbinden unterschiedliche Kulturen mittels Ornament und Symbolen.

Musikalität und Bühnenpräsenz

„Es ist unglaublich, was man alles können kann“, sagte Christian Bernhard, als der Cellist Kian Soltani mit dem „Intermezzo y Danza Finale“ von Gaspar Cassado den Festakt musikalisch eröffnete. Der erst 24-jährige Musiker mit persischen Wurzeln feiert internationale Erfolge und fasziniert die Zuhörer durch sein mitreißendes Musizieren. Größen wie Anne-Sophie von Mutter haben ihn in ihre Stiftungen aufgenommen, mit Martha Argerich musizierte er Kammermusik und unter der Leitung des Dirigenten Daniel Barenboim trat Kian Soltani erst vor wenigen Tagen als Solist auf. Nachdem Christian Bernhard den beeindruckenden  künstlerischen Werdegang des Musikern skizziert hatte, stellte er fest, dass es schon ziemlich spät sei für eine Fördergabe und resümierte pragmatisch, "aber besser jetzt als nie“.

Viel Aufmerksamkeit zog auch der wunderbar abgerundete und voluminöse Celloton von Kian Soltani auf sich. Vor allem in seinem eigenen Werk „Persischer Feuertanz“ kam der spezifische Klang dieses raren Instrumentes aus der Werkstatt des Instrumentenbauers Antonio Stradivari schön zur Geltung.