Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Thorsten Bayer · 23. Apr 2022 ·

Von innig bis ekstatisch – das Dynamo Festival am Spielboden

Zum sechsten Mal sind am Spielboden – und heuer auch zur Eröffnung im Cinema Dornbirn – Newcomer und etablierte Bands aus Österreich und Deutschland zu erleben. Stilistisch ist die Bandbreite groß. Spezialist:innen für sehr tanzbare Sounds wie Elektro Guzzi, ÄTNA und CID RIM finden sich ebenso im Programm wie luftig-leichte Songs von Get Well Soon. Mit Juleah und WHY-Y sind auch Vorarlberger Künstler:innen mit dabei. Zum Finale am heutigen Samstag treten ab 17 Uhr unter anderem Catastrophe & Cure und Elektro Guzzi auf.

Das Stück ist 14 Jahre alt, die Botschaft passt immer noch. Heute vielleicht sogar besser als damals. „Rest now, weary head, you will get well soon“ hieß es im Prélude zum Debütalbum. Dieses Stück eröffnet auch den Auftritt von Get Well Soon in Dornbirn. „Es ist erst unser zweites Konzert nach fast dreijähriger Pause. Wir bitten mangelnde Souveränität zu entschuldigen“, sagt Frontman Konstantin Gropper nach dem nächsten Stück, „My home is my heart“, vom aktuellen Album „Amen“. Bevor die sechs Musiker die Bühne betreten hatten, war bei bereits abgedunkeltem Licht „Feeling Good“ von Nina Simone zu hören gewesen. Ein selbstbewusster Start, die Latte gleich derart hoch zu legen – erst recht nach der erwähnten Live-Pause.
Doch die Band agiert angenehm unprätentiös, mixt 80er-Jahre-Klänge mit Stücken, die nicht nur wegen der einsetzenden Trompete an Element of Crime oder Calexico erinnern. Alle Musiker sind gut beschäftigt, im Zweifel immer wieder an neuen Instrumenten. Sehr sympathisch sind Groppers Ansagen, bei denen er sich gerne selbst auf die Schippe nimmt. Wie es zum Namen des Stücks „Accept Cookies“ kam, erklärt er so: „Ich habe 80 Glückskekse gegessen und zu einem Text verarbeitet.“ 

Variable Show

Nach dem umjubelten Auftritt von WHY-Y auf der Outdoor-Bühne um 18 Uhr ging es drinnen mit CID RIM weiter. Der Wiener baute seine Songs geschickt aus Synthie-Elementen, eigenem verzerrten Gesang und vor allem beeindruckenden Einsätzen an den (Analog-)Drums zusammen. Die Wechsel zwischen laut und leise, langsam und schnell, einfach und komplex waren sehr gelungen. So wirkten seine variablen Songs gleichermaßen entspannend wie treibend. Danceclub meets Jazzseminar. Ein Wermutstropfen, der nicht nur für seinen Auftritt, sondern für das gesamte Festival gilt: Es hätte deutlich mehr Publikum verdient. 

Livequalitäten im Vordergrund 

Andreas Mäser hatte sich bei der Auswahl der Bands am liebsten persönlich von den jeweiligen Livequalitäten überzeugt. Das war wegen der Pandemie nicht immer möglich gewesen, doch bei ÄTNA hatte es geklappt. Sein Eindruck der Show beim Reeperbahn Festival in Hamburg: „Das geht mächtig ab.“ Dem ist tatsächlich nichts hinzuzufügen – eine explosive Angelegenheit, der Bandname ist treffend gewählt. Ganz anders hingegen die Stimmung am Donnerstagabend, als Ankathie Koi zum Dynamo-Start im Cinema Dornbirn zu erleben war. Dieses Mal trat sie ohne Band, sondern „in Private“, nur in Begleitung eines Pianisten, auf. Die als Kathrin Isabella Winklbauer geborene Bayerin studierte Jazzgesang. In diesem ruhigeren Ambiente hatte ihre beeindruckende Stimme mehr Raum sich zu entfalten. Das innige Miteinander schätzten sowohl die Künstlerin als auch das Publikum. 
Zum Finale des Dynamo Festivals am heutigen Samstag geht es weiter am Spielboden mit folgenden Acts: Juleah (17 Uhr), Dreimalumalpha (18 Uhr), Ruhmer (19 Uhr), Catastrophe & Cure (20.15 Uhr), Pressyes (21.45 Uhr) und schließlich zum Finale um 23.30 Uhr Elektro Guzzi. Es gibt noch Tickets.

www.spielboden.at