Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Gunnar Landsgesell · 02. Dez 2022 ·

Violent Night

Der Filmtitel hält, was er verspricht: Santa Claus, den es übrigens wirklich gibt, gerät in die Geiselnahme einer Millionärsfamilie und metzelt die Bösen mit dem Vorschlaghammer dahin. „Violent Night" ist ein mäßig komischer Gewaltreigen, in den auf irritierende Weise die Perspektive eines Mädchens eingearbeitet ist, das an den Weihnachtsmann glaubt. Ein seltsamer Fall.

Falls es ein Subgenre schlecht gelaunter Weihnachtsmänner gibt, dann war Billy Bob Thornton in „Bad Santa" vor 20 Jahren ein Engelchen gegen die neueste Eskalationsstufe. David Harbour erschlägt als blutrünstiger Weihnachtsmann mit dem Vorschlaghammer reihenweise Bösewichte, und wenn es nicht anders geht, rammt er einem Widersacher einen elektrischen Weihnachtsstern ins Auge und brutzelt ihn genüsslich zu Tode. Der Titel „Violent Night" ist keine leere Versprechung, der Film schrammt mit seinen Splatter Effekten an der Grenze zum Horrorfilm. Der Humor verkrümelt sich dabei zusehends. Wer also einfach eine satte Portion Sarkasmus zur Abgrenzung von den gar nicht christlichen Vorweihnachtsgeschäften erhofft, wird hier eher noch tiefer in die Sinnkrise gestürzt. Das krasseste an dieser Produktion ist, wie hier die Ausgestaltung von Gewalt mit der Perspektive eines Mädchens verbunden wird, die tatsächlich noch an den Weihnachtsmann glaubt. Das Nebeneinander von Blut und Unschuld ist zumindest gewöhnungsbedürftig. 

Alles niedergeprügelt

Die rudimentäre Handlung besteht darin, dass eine recht abgebrühte Millionärsfamilie (mit Beverly D'Angelo als dauerfluchender Clan-Chefin) von einer Gruppe von Söldnern überfallen und als Geisel gehalten wird. John Leguizamo kommt dabei als Anführer mit ein paar geharnischten Auftritten über die Runden. Eine Störung erfährt der blutige Plan durch Santa Claus, der eher irrtümlich dazustößt. Dass es den Santa wirklich gibt, wirkt hinsichtlich der grobschlächtigen Brutalo-Dramaturgie irritierend märchenhaft. Dem nicht genug, war der Weihnachtsmann in seinem früheren Leben ein Wikinger, der seine Feinde mit einem schweren Hammer erschlagen hatte. Angefeuert von der kleinen Trudy (Leah Brady), die über ihr Funkgerät mit dem Weihnachtsmann spricht und fest an ihn glaubt, schwingt der verbitterte alte Santa seine Lieblingswaffe von früher noch einmal und prügelt damit ein paar Bösewichte aus der Welt. Der norwegische Filmemacher Tommy Wirkola, der etwa durch die Fantasy-Adaption von „Hansel & Gretel: Witch Hunters" aufgefallen ist, erweist sich einmal mehr als Mann fürs Grobe. Ein wenig erinnert seine Inszenierung an Video Games, in denen man Räume betritt, um Feinde auszuschalten. Die Zeit dazwischen wird durch ein paar markige Sprüche überbrückt. Dabei hätte die Achse des Guten mit der kleinen Trudy und dem Santa, die sich beide in ihren Hoffnungen bestärken, durchaus Raum für ein paar humorvolle Betrachtungen geboten. Von den Drehbuchautoren von „Sonic Hedgehog", Pat Casey und Josh Miller, hätte man dafür durchaus eine größere Affinität erwarten können. So bleibt der Eindruck einer unentschiedenen Dramaturgie darüber, was man hier eigentlich erzählen wollte.