Neu in den Kinos: „The Substance“ (Foto: Mubi)
Silvia Thurner · 02. Mai 2023 · Musik

Unterhaltsame Kammermusik und Bierbrauergespräche

„Klang & Raum“ machte Station im ehemaligen Gasthaus Brauerei in Alberschwende

Die Konzertreihe „Klang & Raum“ rund um Angelika und Martin Gallez, Bianca Riesner und Heidrun Wirth-Metzler bietet Kammermusik im besten Sinne des Wortes. Das Konzert mit Werken von Devienne, Mozart, Rasetti, Romberg und Vivaldi, musiziert auf historischen Instrumenten, brachte das Flair längst vergangener Zeiten in die ehemalige Gasthausstube. Bereichert wurden die Werkdeutungen mit einem informativen und unterhaltsamen Gespräch, das der Hobby-Bierbrauer Allen Smith und Lukas Dorner, Geschäftsführer der Brauerei Egg, miteinander führten.

Das Gasthaus zur Brauerei kennen alle Autofahrer:innen, die über den Achraintunnel in den Bregenzerwald fahren, denn es liegt direkt an der stark befahrenen Landesstraße. Von innen haben es jedoch die wenigsten gesehen, weil das Gasthaus schon lange geschlossen ist. Lediglich Kulturinteressierten werden gelegentlich die Türen geöffnet, im Frühjahr 2022 bespielte das Café Fuerte die ehemaligen Gaststuben und im vergangenen Herbst fand die „Kunstbräu Ausstellung“ statt.
Der Einladung der Musiker:innen von „Klang & Raum“ folgten viele Kulturinteressierte. Im Zentrum des Konzertprogrammes standen Kompositionen aus dem Barock, der Klassik und Frühromantik, jedoch mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und dementsprechenden Ausdrucksformen. Ganz an die Musiksprache Mozarts angelehnt wirkten das Trio in C-Dur von Francois Devienne für Flöte, Fagott und Pianoforte sowie das Trio op. 13/3 von Amédéé Rasetti. Beide Werke verströmten in der Interpretation mit Angelika Gallez (Traversflöte), Heidrun Wirth-Metzler (Fagott) und Martin Gallez (Hammerklavier) eine fröhlich heitere Grundstimmung, wunderbar abgerundet erklangen die Modulationen in die dunkleren Molltonarten. Gut phrasierten die Musiker:innen die tänzerischen Themen. Einen besonderen Aufforderungscharakter verströmte dabei die Fagottistin.

Auch innermusikalisch gab es einiges zu entdecken, so korrespondierten beispielsweise die Variationen über österreichische Themen für Violoncello und Pianoforte op. 46 von Bernhard Romberg hervorragend mit den volksmusikalischen Themen, die auch Rasetti in seinem Trio anklingen ließ. Rombergs Duett für Violoncello und Hammerklavier musizierten Bianca Riesner und Martin Gallez in einem kommunikativen Austausch miteinander. Sie modellierten die alpenländischen Melodien und Jodler-Passagen mit viel Elan und brachten damit eine gute Stimmung in die Gaststube.

Das Rondo von Franz Xaver Mozart war wie ein musikalisches Theaterstück angelegt, eine große Geste öffnete den Vorhang für eine mitteilsame Musik, die in einem überraschend „versöhnlichen“ Schluss ihr Ende fand. Mit ihrem plastischen Spiel setzten Angelika Gallez an der Traversflöte und Martin Gallez am Hammerklavier Bilder in die Köpfe der Zuhörenden.
Eine große Spielfreude zeichnete die Interpretation von Vivaldis Sonate in a-moll RV 86 aus. Zudem wechselten die Flötistin, die Fagottistin und der Pianist ihre Instrumente und spielten auf Barockinstrumenten bzw. auf einem Spinett. Die andere Klangfarbe und die mitreißende Virtuosität setzten einen musikalisch inspirierenden Wettlauf zwischen der Flöte und dem Fagott in Gang, indem ein amüsantes Geben und Nehmen von Themen und Phrasen stattfand.

Angelika und Martin Gallez, Bianca Riesner und Heidrun Wirth-Metzler suchen für ihre Konzerte nicht nur außergewöhnliche Orte, sondern sie bereichern die musikalischen Darbietungen stets mit Gesprächen, die in einem direkten Bezug zum Spielort stehen. 
Allen Smith kennen viele als Fagottisten im Symphonieorchester Vorarlberg sowie als ehemaligen Professor am Vorarlberger Landeskonservatorium, zudem war Allen Smith auch der Lehrer von Heidrun Wirth-Metzler. Dass der Musiker auch ein begeisterter Hobby-Bierbrauer ist, ist öffentlich weniger bekannt. Allen Smith führte mit Lukas Dorner, Geschäftsführer der Brauerei Egg, ein unterhaltsames Gespräch, bei dem viel zu erfahren war, beispielsweise, dass es Anfang des 19. Jahrhunderts noch 18 Brauereien im Bregenzerwald gab, um 1900 waren es noch fünf und ab 1950 blieb die Brauerei Egg als einzige der ganzen Talschaft übrig. Wie in der Musik gehören auch beim Bierbrauen die Tradition und die Innovation zusammen, und dass Biertrinken (in Maßen) im Einklang mit der Gesundheit stehe, wurde im fröhlichen Gespräch und in der gemütlichen Wirtshausstube betont.

https://www.klangundraum.at/