Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Dagmar Ullmann-Bautz · 09. Apr 2016 · Theater

Vom Vergnügen anderen beim Scheitern zuzusehen – „Rosenkranz und Güldenstern sind tot“ am Vorarlberger Landestheater

Rosenkranz und Güldenstern, zwei Jugendfreunde Hamlets und Figuren von geringer Bedeutung in Shakespeares gleichnamiger Tragödie, wollen ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen. Sie rackern, mühen sich ab, wollen ihrem Schicksal entrinnen, ihrem zugedachtem Ende entgehen und schlittern dabei immer tiefer hinein ins offenbar Unvermeidbare. Der englische Dramatiker Tom Stoppard hat den beiden Shakespeare-Figuren mit „Rosenkranz und Güldenstern sind tot“ ein eigenes Stück gewidmet. In Shakespeares „Hamlet“ sind sie die Nebenfiguren, die im Strudel der Ereignisse untergehen, deren Tod am Ende des Stücks von einem Boten verkündet wird.

Das Spiel des Lebens


Diesen letzten Satz aus Shakespeares „Hamlet“ nimmt der Autor als Titel für sein Satyrstück auf das englische Drama. „Rosenkranz und Güldenstern sind tot“ ist ein herrlich witziges und doch sehr nachdenklich stimmendes Stück über die Unentrinnbarkeit, über den Tod, das Spiel des Lebens und auch über die Abgründe des Theaterbetriebs.

Kluger und witziger Text


Die Premiere am Vorarlberger Landestheater lebt nicht allein vom so brillant klugen wie auch witzigen Text, sondern ganz besonders von vier faszinierenden Darstellern und Musikern. Toks Körner (Rosenkranz) und Felix von Bredow (Güldenstern) sind ein kongeniales Paar. In ihrer Unterschiedlichkeit vereint sie ihr außergewöhnliches Können, sie ergänzen sich ganz wunderbar, sowohl optisch, als auch in ihrem Spiel. Beide, jeder auf seine so unverwechselbare Art, spielen sich die Seele schier aus dem Leib. Oliver Welter und Alex Jezdinsky von Naked Lunch vervollkommnen das Quartett und glänzen sowohl als Musiker als auch als Schauspieler in verschiedenen Figuren.

Eingeflochtene Zeitbezüge


Die junge Regisseurin Nele Weber hat das Stück mit viel Slapstick und kreativen Regieeinfällen, manchmal, so denkt man, beinahe ein wenig zu viel, auf alle Fälle höchst rasant und turbulent inszeniert. Sie hat nicht nur Zeitbezüge eingeflochten, sie schickt ihre Figuren auch ins Publikum und nimmt somit den Zuschauer unvermeidlich mit ins Geschehen. Heike Hasse hat ein schlichtes, vielseitig nutzbares Bühnenbild gebaut, das recht schön mit Lichteffekten korrespondiert.

Jubelnder Applaus


Der Theaterabend entlässt ein zutiefst beeindrucktes Publikum, beeindruckt von den wirklich großartigen Leistungen des Ensembles, aber auch beeindruckt von Themen, die wie Stacheln mit Widerhaken im Fleisch sitzen. Großer, jubelnder Applaus für alle Protagonisten!

 

Weitere Aufführungen: 15/05, 19/04, 30/04, 04/05, 12/05, 15/05
Stückeinführungen: 19/04, 04/05, 18.45 Uhr, Kleines Haus