Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 11. Mai 2018 · Theater

Über die Macht der Sprache – „Kaspar“ von Peter Handke am Vorarlberger Landestheater

Es ist eine einfache Geschichte in seiner hochkomplexesten Form, die Autor Peter Handke anhand der Figur des Kaspar Hauser erzählt und die in der Inszenierung der Regisseurin Carina Riedl seine faszinierende Umsetzung findet. Die Premiere von „Kaspar“, wurde am vergangenen Mittwoch im Vorarlberger Landestheater gefeiert und vom Publikum bejubelt.

Das Stück erzählt nicht, wie es wirklich war mit Kaspar Hauser, sondern was mit Sprache möglich ist, was sie vermag und auch anrichten kann. Peter Handkes Sätze sind zum Teil Unsinn, zum Teil wunderbare Poesie, und zum Teil fürchterliche Wahrheit, immer jedoch spannende Wortgebilde.

Präzision und Bühnenpräsenz

Das Ensemble leistet Großartiges, sowohl sprachlich als auch spielerisch. Jörg Ratjen brilliert als Kaspar in seiner kindlichen Naivität und noch mehr als der, durch Worte und Erkenntnisse gefolterte Mensch. Nancy Mensah-Offei, Michael Ruchter, Elisa Seydel und Bo-Phyllis Strube spielen und sprechen mit faszinierender Präzision, besonders in den Chorpassagen, sowie mit großer Bühnenpräsenz und kreativer Energie.

Ästhetischer Theatergenuss

Carina Riedl hat gemeinsam mit ihrem Team, der Bühnenbildnerin Sarah Sassen, Kostümbildner Otto Krause, dem Lichtdesigner Arndt Rössler, der Videokünstlerin Billy Roisz und der genialen Musikerin Tony Renaissance einen für Aug und Ohr höchst ästhetischen Theaterabend geschaffen. Die rote Halbkugel, ein Planet, auf der die Schlagzeugerin Katharina Ernst thront, wird wie auch der Rest der Bühne immer wieder in mystisches Licht getaucht. Die Musik ist mitreißend, nicht nur begleitend, sondern eine wichtige Säule in der gesamten Konstruktion, erzählend, definierend und formend.

Neugier auf Neues

Das Publikum bedankte sich mit jubelndem Applaus für einen sehr besonderen Theaterabend – einen Theaterabend, der all jenen von Herzen zu empfehlen ist, die mit großer Neugier Neues im Theater schätzen und dieses Neue mit allen Sinnen genießen möchten.