Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Dagmar Ullmann-Bautz · 27. Feb 2009 · Theater

Über Stock und Stein

Volker Schmidts „Die Mountainbiker“ feierte Premiere im Theater KOSMOS

 

Eine Talfahrt wird es - abschüssig und gefährlich. Am Ende: Zerstörung und ein wenig Hoffnung.
In seinem prämierten Stück „Die Mountainbiker“ paraphrasiert der Autor Volker Schmidt ein Soziogramm unserer Wohlstandsgesellschaft – überzeichnet, überhöht, zugespitzt.
Während das Publikum Platz nimmt, hat die Höllenfahrt der Protagonisten längst schon begonnen.
In einer sich zusehends schneller drehenden Spirale, in Zweier- und somit Kampfszenen, rasen die Protagonisten, selbst in die Pedale tretend, ihrem Schicksal entgegen.
Manfred (Marko Pustisek) versteht die Welt nicht mehr, als sich Frau und Geliebte abwenden, und er zerbricht an seinem eigenen Lügengebilde, während Anna (Daniela Gaets), seine Frau, gefühllos auszuckt und sich in bester Mrs. Robinson-Manier auf den 15-jährigen intelligenten, schüchternen und auch etwas verrückten Thomas (Eric Klotzsch) stürzt. Thomas Mutter Franziska (Jutta Fastian) sucht nichts anderes als das kleine Glück, das sie sich mit Manfreds Freund Albert (Arthur Werner) vielleicht endlich erhoffen darf. Lina (Anja Pölzl), Manfred und Annas Tochter, sieht der ganzen häuslichen Misere distanziert zu bis zu den Momenten, in denen sie von ihrer Mutter aufs äußerste provoziert wird.

Komik sorgt für donnernden Applaus

Der Text enthält viel Komik und wird von Regisseur Augustin Jagg auch genau an diesen Stellen unterstrichen. Damit wird der gewünschte Effekt erzielt: Das Premierenpublikum ist begeistert, spendet donnernden Applaus.
Das herrlich kulinarische Bühnenbild von Vazul  Matusz, das einen üppig wuchernden Garten mit einem multifunktionalen leeren Raum verbindet, wird von Stefan Pfeistlinger  effektvoll ausgeleuchtet. Herwig Hammerls Musik überbrückt einschmeichelnd charmant, dann wieder provokant aufpeitschend die kleinen Pausen, nimmt den Zuschauer bei der Hand und führt von einer Seelenverfassung in die nächste.
Wer sich angewöhnt hat, eine Aufführung vorwiegend nach Reiz- und Schauwerten zu beurteilen, wird nicht enttäuscht. In „Die Mountainbiker“ amüsiert sich der Zuschauer einfach köstlich, weil es jede Menge aus dem eigenen und dem Leben seiner Mitmenschen wiederzuerkennen gibt.

Infos & Karten: www.theaterkosmos.at