Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Dagmar Ullmann-Bautz · 15. Nov 2014 · Theater

Trauern, loslassen, weiterleben! - "Kilometerfressen macht auch nicht satt" von Nadja Spiegel im Theater Kosmos

"Kilometerfressen macht auch nicht satt", das erste Stück der jungen Vorarlberger Autorin Nadja Spiegel feierte gestern seine Uraufführung. Die Leiter des Theater Kosmos, Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig, erteilten der aufstrebenden Autorin den Stückauftrag und wurden nicht enttäuscht. "Kilometerfressen macht auch nicht satt" ist ein poetisches Stück über den Umgang mit Verlust, mit Trauer, auch über das Erwachsenwerden und Weichenstellen.

Junge Formulierkunst


Nadja Spiegel wurde 1992 in Dornbirn geboren, begann schon mit 11 Jahren zu schreiben und ließ mit ihren Texten wiederholt aufhorchen. Nach ihrem hochgelobten, 2011 erschienenen Erzählband "Manchmal lüge ich und manchmal nicht" wird auch ihr erstes Bühnenstück "Kilometerfressen macht auch nicht satt" Aufmerksamkeit erregen. Spiegels Sprache kommt kraftvoll und poetisch, ihre Gedanken stringent und werden erst durch ihre Formulierkunst weich und rund. Manchmal wird Spiegel hochdramatisch, doch sie ist so klug, dass sie das sogleich thematisiert und damit entschärft. Der Humor im Stück ist herrlich trocken und punktgenau platziert.

Sauber inszeniert


"Kilometerfressen macht auch nicht satt" erzählt von der Tochter Marie, der Mutter Beate und dem Großvater, die in einem gemeinsamen Haushalt leben und mit dem Tod von Maries Zwillingsschwester umzugehen lernen müssen und dabei scheitern. Marie sieht den einzigen Ausweg im Weggehen, im Verreisen, sehr weit und sehr, sehr lang.

Augustin Jagg hat den Text inszeniert, sehr sauber und brav, extrem genau, politisch korrekt, betont zurückhaltend. Die Bühne von Peter Büchele ist wunderschön. Europaletten als Metapher für das Reisen, das ständig Unterwegssein und nie wirklich Ankommen, besetzen in verschiedensten Aufbauten, als hohe filigrane Türme und als sicher am Boden stehende, wuchtige Blöcke, die gesamte Bühne, die von Markus Holdermann dezent und passend ausgeleuchtet wird. Die von Herwig Hammerl ausgewählte Musik kommt stimmig, assistiert den Text, die Inszenierung.

Tolles Ensemble


Augustin Jagg hat die Schauspieler, allesamt Grenzgänger in ihren Figuren und stets in Gefahr abzustürzen, perfekt gewählt und sicher geführt. Daniela Gaets weiß als hart geprüfte Mutter zu überzeugen, lässt sich ein bisschen, aber nie allzu tief, in die Seele blicken. Der Großvater wird von Helmut Kasimir dargestellt, der Routinier ist ein wunderbarer Komödiant und vermag dies auch punktgenau einzusetzen. Last but not least spielt die junge Schauspielerin Katharina-Sara Huhn großartig auf der Klaviatur der Emotionen.

Alles perfekt möchte man sagen! Wenn dem Abend eine Winzigkeit fehlt, dann sind dies die Ecken und Kanten, vielleicht auch die kleinen Momente der Überraschung und Verunsicherung.

Das Publikum spendete langanhaltenden Applaus und bedankte sich damit bei der Autorin, den SchauspielerInnen und dem Leadingteam.

 

Weitere Vorstellungen:
20., 21., 22., 27., 
28., 29. November, 5. und 6. Dezember 2014, jeweils 20 Uhr 

16. und 23. November 2014,
 jeweils 17 Uhr