Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 02. Aug 2015 · Theater

Temporeiches, luftig-leichtes Sommertheater - "Der tollste Tag" in Lauterach

Das Lauteracher Amateurtheater bühne68 unter der Leitung von Josef Ludescher lädt dieses Jahr in den Garten beim Lauteracher Vereinshaus, der mit wunderschöner Atmosphäre punktet - wenn es das Wetter denn zulässt. Die Premiere konnte planmäßig im Garten über die Bühne gehen, die zweite Aufführung musste im Vereinshaus gespielt werden. Das ist nicht dasselbe, aber auch Vereinshaus und Indoor-Bühne beweisen ihren eigenen Charme.

Brillanter Sprachwitz


Peter Turrinis Bearbeitungen  klassischer Komödien, wie  Goldonis "Die Wirtin", "Campiello" und eben auch "Der tollste Tag" - frei nach Beaumarchais - gehören zu den erfolgreichsten Werken des Schriftstellers. Bei Beaumarchais besiegt der Witz die Macht, Turrini nimmt den Klassikern die rosarote Brille, die komödiantische Illusion und schafft mit brillantem Sprachwitz und klugen Wendungen herrliche Komödien mit ordentlich Tiefgang.

Tempo und Rhythmus


Regisseur Josef Ludescher ist ein alter Hase, er weiß, was eine Komödie braucht. Ludescher führt  seine Schauspieler zu Höchstleistungen, trimmt sie auf Tempo und Rhythmus. In einem wunderbar reduzierten Bühnenbild liegt alle Aufmerksamkeit auf dem sich im Kreis drehenden Intrigenspiel. Es messen sich Sprachwitz und Liebe mit realer Macht, das Sein mit dem Schein, Empathie mit bloßer Gier. Die Lauteracher bühne68 bringt das Spiel, das von der Komödie zur Tragödie mutiert, einfühlsam und nuanciert auf die Bühne. Einzig der Schluss hätte noch eine Spur mehr Aufmerksamkeit und Genauigkeit vertragen.

Liebe und Triebe


Figaro steht im Dienste des Grafen Almaviva und liebt die Zofe der Gräfin, die hübsche Susanne. Doch der nimmersatte Graf, der jedem Rockzipfel nachstellt, hat seine gierigen Finger schon nach der jungen Frau ausgestreckt. Figaro kämpft mit Mut und Witz um seine Liebe, unterstützt von der vernachlässigten Gräfin. Intrigen werden gesponnen, Liebe und Triebe führen schlussendlich zu einem unerwarteten Ende.

Tolles Ensemble


Marco Geiert beweist als Figaro große Wendigkeit auf der Bühne und besticht durch seine Präsenz. Die wunderschöne Susanne wird mit Ausstrahlung und sprachlicher Virtuosität  von Belinda Pototschnig gespielt. Josef Zandler echauffiert sich herrlich als Graf Almaviva, ständig umtanzt vom schleimigen Bazillus - ganz wunderbar Sandra Girardi in dieser Figur. Eine tolle Leistung auch von Sonja Petrovic, die ihre Gräfin souverän mit zusehends bröckelnder Fassade präsentiert. Monika Büchele und Horst Ulmer überzeugen als höchst unsympathisches, sich gegenseitig nur benutzendes Paar Marcelline und Bartholo. Auch die kleineren Rollen beweisen sich auf der Lauteracher Bühne: Christian Mathis als ständig leidender Cherubin, Karlheinz Gmeiner ganz köstlich als betrunkener Gärtner, Erich Huster als das Abbild des korrupten Richters, Daniela Gorditsch und Helmut Höfle als Schreiber und Diener, die das System sklavisch unterstützen.

Großer Applaus für die engagierte Truppe vor und hinter der Bühne!

Weitere Aufführungen
5./7./8./12./14./15. August 2015
Jeweils 21 Uhr
Altes Vereinshaus, Lauterach
www.bühne68.at