Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Anita Grüneis · 22. Mär 2022 · Theater

Premiere für das TAK: Zum ersten Mal in das Schweizer Theatertreffen eingebunden

„Die Hauptaufgabe des Schweizer Theatertreffens ist es, die Vielfältigkeit des helvetischen Theaterschaffens sichtbar zu machen", meinte Ute Haferburg, Präsidentin des Schweizer Theatertreffens bei einer Medienkonferenz im bündnerischen Fläsch. Für das diesjährige 9. Treffen im Mai wurden sieben Produktionen ausgesucht, die an zwei Orten in Chur sowie an drei Orten in Liechtenstein zu sehen sein werden. Damit gibt es gleichzeitig auch zwei Premieren: Das TAK wurde zum ersten Mal in das Schweizer Theatertreffen eingebunden und das Treffen selbst findet zum ersten Mal grenzüberschreitend statt.

Bei der Medienkonferenz wurde klar, was Ute Haferburg mit Vielfältigkeit gemeint hatte: Für das Theatertreffen wurden Produktionen in den vier Landessprachen deutsch, französisch, italienisch und rätoromanisch besucht, dies sowohl in der freien Szene wie auch in festen Theaterhäusern. So war die künstlerische Leiterin des Schweizer Theatertreffens Julie Paucker ein Jahr lang in der ganzen Schweiz unterwegs, um Inszenierungen anzuschauen und auszusuchen. Auch das ist eine Premiere, denn damit wurden alle Produktionen für das 9. Theatertreffen zum ersten Mal ausschließlich von einer Person bestimmt. Für die ersten sieben Treffen war ein Kuratorium verantwortlich, im letzten Jahr suchte eine Ko-Leitung die Produktionen aus.

Vielsprachigkeit und Vielfalt

Julie Paucker ist eine erfahrene Dramaturgin, Autorin und Dozentin, sie kennt die Theater in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland und hat mit mehrsprachigem Theater in den letzten Jahre viele Erfahrungen gemacht. Auf ihrer Shortlist standen 23 Inszenierungen, sieben davon schafften es nun zum Treffen. Einen Kriterienkatalog hatte sie bei ihrer Auswahl nicht angewandt, wie sie an der Medienkonferenz betonte. Auf der Liste stehen nun „besonders diskussionswürdige, eigenwillige und ästhetisch oder politisch bemerkenswerte Produktionen. Den Künstlerinnen und Künstlern ist es ein großes Bedürfnis, sich zu der aktuellen Situation zu äußern und wahrgenommen zu werden“, meinte sie und fügte hinzu: „Das Treffen bietet für das hiesige Publikum unter anderem die Möglichkeit, auch einmal eine Produktion aus der Westschweiz zu besuchen“. Gleichzeitig wies sie daraufhin, dass alle gezeigten Produktionen jeweils unter-, resp. übertitelt werden und betonte, dass sich vor allem auch für Theaterschaffende eine Chance bietet, sich kennenzulernen und auszutauschen.

Die glorreichen Sieben

Die sieben Auserwählten für das Schweizer Theatertreffen kommen aus Basel, Bern, Chur, Genf, Lausanne und Lugano. Das Schaaner TAK wird drei Produktionen zeigen: im SAL „Music for all“, eine Produktion von Marco Berrettini, Jonathan Capdevielle und Jérôme Marin – drei Regisseure, die in ihrer Liebe zur Musik zusammenfanden und daraus ein hybrides Werk schufen. Das zweite Stück „Swinger“ wird im TAK gezeigt und ist keineswegs eine „Peepshow“, wie Regisseur Manfred Ferrari bei der Medienkonferenz betonte. Er habe sich mit Beziehungsmodellen beschäftigt und dabei auch die Subkultur der Swinger untersucht. Sein Resümee: „Normaler geht’s nicht“. Die dritte Produktion „Metamorphosen“ vom Theater Basel wird im Vaduzer-Saal aufgeführt. Die Sammlung griechisch-römischer Mythen von Ovid wurden vom Regisseur Antú Romero Nunes ungewöhnlich neu in Szene gesetzt. „Eine extrem mutige Arbeit“, meinte Julie Paucker.

„Hoselupf“ als Pas de Deux

Im Churer Stadttheater werden gezeigt: „Danse Macabre“ von Martin Zimmermann, ein international besetztes Ensemblestück um Zimmermanns Alter-Ego-Figur Mr. Skeleton - oder anders gesagt: dem Tod. Ebenfalls im Stadttheater findet „Giselle“ statt, der zweite Teil einer Werktrilogie von François Gremaud in Zusammenarbeit mit dem Théâtre Vidy-Lausanne. Die Trilogie ist drei großen, tragischen Frauenfiguren gewidmet, wobei jeweils nur ein Darsteller oder eine Darstellerin auf der Bühne zu sehen ist. Um den helvetischen Volkssport Schwingen geht es bei der Produktion „Dr Churz, dr Schlungg und dr Böös“, von Johanna Heusser, die in der Postremise Chur zu sehen sein wird. „Der ,Hoselupf‘ als Pas de deux, darauf muss man erstmal kommen“, sagte Julie Paucker. Das Stück habe nicht viel Text, es geht eher darum, wie „Männer mit Nähe und Distanz“ umgehen. Die siebte Produktion „Fedra“ aus Lugano kann aus terminlichen Gründen nicht im Mai gezeigt werden.
Neben den Theatervorstellungen sind etliche weitere Events geplant, das genaue Programm wird derzeit entwickelt. „Das Festival ist eine großartige Gelegenheit um zu feiern“, meinte TAK-Intendant Thomas Spieckermann bei der Medienkonferenz und fügte hinzu: „Wir werden das Zentrum des Schweizer Theaters“.
Das 9. Schweizer Theatertreffen findet vom 18. bis 22. Mai statt. Zwischen dem TAK Schaan und dem Theater Chur wird ein Shuttlebus eingesetzt, somit kann das Publikum bequem jede Veranstaltung besuchen.

www.schweizertheatertreffen.ch
www.tak.li
www.theaterchur.ch