Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Dagmar Ullmann-Bautz · 14. Mär 2018 · Theater

Ich bin ich! – dieheroldfliri.at spielt „Di_ver*se“, ein berührendes Stück über das Anderssein und die bereichernde Vielfalt menschlicher Diversität

Am vergangenen Samstag feierte ein Stück über die Diversität menschlichen Seins seine Uraufführung im Alten Hallenbad in Feldkirch und zum wiederholten Mal überzeugte Barbara Herold mit ihrer neuesten Produktion. Herold hat dafür sehr genau, sehr präzise recherchiert und einen höchst einfühlsamen, den Menschen gerecht werdenden Text geschrieben.

Intoleranz und Dummheit

„Di_ver*se“ erzählt von Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht der sogenannten Norm entspricht, von Menschen, die mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren wurden, sich aber als Mann fühlen oder umgekehrt, von Menschen, denen nach der Geburt kein eindeutiges Geschlecht zugewiesen werden kann, von Menschen, die nicht selten von der Gesellschaft gemieden, gemobbt, abgelehnt werden, die zum einen schon genug mit ihrer eigenen Geschichte zu schaffen haben, im weiteren dann aber auch noch der Intoleranz und Dummheit etlicher Mitmenschen ausgeliefert sind.

Zur rechten Zeit

Eigentlich sollte man denken, dass das Thema schon längst gegessen sein müsste, doch gerade heute, in einer Zeit, in der konservatives Gedankengut und Intoleranz wieder an Bedeutung gewinnen, kommt das Stück von dieheroldfliri.at genau zur rechten Zeit. Gerade für junge Leute kann dieses Stück einerseits Hilfestellung bieten, andererseits Augenöffner sein.

Großartige SchauspielerInnen

Barbara Herold hat ihr Material für „Di_ver*se“ aus diverser Fachliteratur extrahiert und, vielleicht noch wichtiger, in unzähligen Gesprächen mit Betroffenen gesammelt und dieses geschickt zu einem unterhaltsamen, berührenden, aber auch kritischen Theaterabend zusammengebaut. Nur etwas hätte ich mir vom Stück, von der Inszenierung noch gewünscht: vielleicht die eine oder andere Grenze etwas schärfer auszuloten, sie nicht unbedingt zu überschreiten, aber doch anzutippen. Maria Fliri, Helga Pedross und Peter Bocek  spielen ganz wunderbar, bewegen sich sicher durch die Geschichten, nehmen Kontakt zum Publikum auf und jede/n Einzelne/n mit auf eine spannende Reise.

Witzige Details

Caro Stark spielt sich mit ihrer Ausstattung nicht in den Vordergrund, besticht aber durch herrlich komische Details. Die Choreographien von Anne Thaeter spielen mit einem verschmitzten Augenzwinkern mit männlichen und weiblichen Klischees. Das Licht von Martin Beck unterstützt und hält die Geschichte zusammen.

Weitere Auffühungen:

Feldkirch, Altes Hallenbad
14. / 15./ 16. und 17. März 2018, 20h
14.3., 10:30h

Special: 17. März 14h Themennachmittag mit Diskussion und Workshops