"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Anita Grüneis · 13. Mär 2018 · Aktuell

Schwarze Blumen des Protestes für den Direktor des Liechtensteiner Landesmuseums

Das Liechtensteiner Landesmuseum wird zum heißen Thema. Seit einigen Jahren werden dort Ausstellungen veranstaltet, die weit entfernt sind vom Stiftungszweck „Die Sammlung, Pflege, Ausstellung und Inhaltsvermittlung liechtensteinischen Kulturguts“. Ob Marilyn Monroe, Pyramiden, chinesische Lackkunst, russische Malerei, Chopin-Rezital, die Welt des (Chinesen) Han Meilin oder Schätze aus Vietnam – all dies trägt sicher zur Belebung des Museums bei, hat aber mit der eigentlichen Aufgabe herzlich wenig zu tun. Nun scheint es, als habe Direktor Rainer Vollkommer – und mit ihm der Stiftungsrat – den Bogen überspannt.

Das Landesmuseum hatte am internationalen Tag der Frau zur Veranstaltung „Hommage an die Blumen – Werke von Alex Doll“ eingeladen mit dem Zusatz: „An diesem Abend möchte der Künstler Alex Doll die Besucherinnen und Besucher mit weiteren Schönheiten verzaubern: mit den Opernsängern Maria Gredniva und Vitaly Makarenko von OpenOpera aus Moskau und mit acht bekannten Schönheiten aus Jekaterinburg, die schon viele Titel erhielten und nun als besonderer Höhepunkt in einem Schönheitswettbewerb erscheinen.“ Ein Schönheitswettbewerb mit eigens eingeflogenen russischen Missen am internationalen Tag der Frau? Da wird Frau – und auch Mann - in Liechtenstein verständlicherweise stutzig. Oder aktiv. „La Fleur du mal“, nennt sich die Organisation, der sich eigens zu diesem Anlass formierte und einen Tag zuvor in den Social Media zum Flashmob ins Landesmuseum aufgerufen hatte.

Protest-Blumen vor die Füße

An die 30 Personen fertigten kurzfristig aus alten Strümpfen, Krepppapier und Sonstigem schwarze Blumen und nahmen sie mit ins Museum. Als nun Direktor Rainer Vollkommer den Anlass mit den Worten begann: „Es ist natürlich sehr schön, dass heute so viele Personen gekommen sind, um hier auf eine, vielleicht differenzierte Art, die einzige Veranstaltung in Liechtenstein zum Internationalen Frauentag zu begehen“, platzte einer der Frauen der Kragen, sie empfahl dem Direktor die Zeitungen zu lesen und warf ihm die erste Blume vor die Füße. Weitere Blumen folgten. Die allesamt schwarz gekleideten Akteure wandten dem Direktor den Rücken zu und verließen die Veranstaltung, unter heftigem Applaus der russischen Schönheiten, die wahrscheinlich gar nicht wussten, was da eigentlich geschehen war. Diesen Applaus nutzte der überraschte Vollkommer sofort für sich und meinte: „Soweit zur Toleranz für diese Performance“. 

Zum Frauentag die „Miss Charm“

Die Veranstaltung nahm ihren Lauf, in Breite und Länge übertragen von 1FLTV, dem Liechtensteiner privaten Fernsehsender. Da war dann zu sehen, wie sich die Missen zwischen den Stuhlreihen in hautengen Abendkleidern präsentierten, in der Jury saß auch Arzu Tschütscher, die Gattin des früheren Regierungschefs und natürlich der Direktor Vollkommer himself. Das Publikum konnte anhand eines ausgeteilten Faltblattes selbst abstimmen, welche Dame den Titel "Miss Charm" ihr Eigen nennen durfte. Die Königin aber wurde ohne Einwirkung des Publikums von der Jury gekrönt. Und Direktor Rainer Vollkommer spielte den „Bachelor“. 

Neid auf Schönheit?

Das Ganze sorgte für große Empörung in den Landeszeitungen und den Leserbriefspalten. Die einen forderten den Rücktritt des Direktors, andere verteidigen die Veranstaltung und warfen die Akteurinnen „Neid auf die Schönheit vor“. So war zu lesen: „Da tanzen im Landesmuseum wunderbar gebaute, an Anmut nicht zu übertreffende, äußerst sympathische Frauen aus Russland, um uns dessen kulturelle Schönheit in Form von Musik und Gesang mit Blumen untermalt näherzubringen und uns einzuladen, in Väterchen Russland mehr wie nur Kälte, Sibirien und die Grauen der Diktatoren zu entdecken.“

Die Stiftungsräte flüchten

Übrigens gab es schon im Vorfeld im Stiftungsrat heftige Diskussionen. Stiftungsratsmitglied Albert Eberle hatte noch eine Woche vor dem 8. März einen Antrag gestellt, die Veranstaltung abzusagen, was jedoch abgelehnt wurde. Eberle stellt sich nun nicht mehr als Stiftungsrat zur Verfügung. Neben Eberle werden – wie im Landeskanal zu lesen ist - drei weitere neue Stiftungsratsmitglieder sowie eine neue Präsidentin gesucht. Die Stelle eines neuen Direktors ist noch nicht ausgeschrieben. Da wird wahrscheinlich erstmal Gras über die Sache wachsen und dann wird eifrig am Gras gezupft, wie „Fleur du mal“ vermutet.