Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Dagmar Ullmann-Bautz · 08. Jun 2013 · Theater

Großartig gemeisterte Herausforderung – der interkulturelle Theaterverein Motif im Theater Kosmos in Bregenz

Es war eine mutige Stückwahl, die Yener Polat für den Theaterverein Motif dieses Jahr getroffen hat. „Spiel um Zeit“ von Arthur Miller ist eine Herausforderung für jedes Ensemble – ob Amateur oder Profi – und noch mehr wenn es sich bei den Schauspielerinnen und Schauspielern um Jugendliche handelt. Unter der Regie von Michael Schiemer bestanden die jugendlichen Darsteller bei der gestrigen Premiere diesen großen Auftrag mit Bravour.

„Spiel um Zeit“ thematisiert die wahre Geschichte der Fania Fenelon - Chansonsängerin aus Paris - die als „Halbjüdin“ Auschwitz nur deshalb überlebt hat, weil sie dem sogenannten „Mädchenorchester“ beigetreten ist. Um die Gefangenen im Gleichschritt marschieren zu lassen, wurde 1943 das Orchester von der Lagerleitung gegründet. Den Mitgliedern bot es eine Chance die Hölle Ausschwitz zu überstehen. Das Stück über den Verlust der Menschlichkeit fordert nicht nur die Mitwirkenden, sondern auch das Publikum.

Solides Regiekonzept


Michael Schiemer hat mit seiner Arbeit Einfühlungsvermögen in eine Geschichte bewiesen und ebenso beeindruckendes Gespür und Sensibilität für die Jugendlichen. Der von ihm für das jugendliche Ensemble bearbeitete Text, die goldrichtige Besetzung und ein solides Regiekonzept fügten sich zu einem runden, in sich stimmigen Theaterabend und sorgten bei der Premiere für beachtlichen Jubel.

Dichte Atmosphäre


Die Leistung des jugendlichen Ensembles – auf der großen Besetzungsliste finden sich deutsche und türkische Namen – muss einfach gebührend gelobt werden. Jede und jeder Einzelne verkörperte ihre/seine Figur mit Authentizität und Einfühlungskraft. Die permanente Todesangst, der unerträgliche psychische Druck dem Menschen in einer solch unmenschlichen Situation ausgesetzt sind, ist nicht wirklich begreifbar, geschweige denn nachspielbar. Und doch haben es die Schauspielerinnen und Schauspieler geschafft eine ungeheuer dichte Atmosphäre herzustellen und Gefühle zu vermitteln. Fast zwei Stunden standen sie alle hochkonzentriert auf der Bühne und fesselten die Aufmerksamkeit des Publikums.

Treffende Musik


Die jungen Talente belebten das schlichte, wunderbar funktionierende Bühnenbild von Peter Büchele, bewegten sich mit Natürlichkeit im stimmungsvollen Licht von Arndt Rössler. Musikalisch begleitet wurde das Spiel von der VOTEV und der Between Sazgruppe. Die Mischung von türkischer Musik mit der eigens für das Projekt geschriebenen sehr treffenden Musik von Lukas Schiemer war eine großartige Idee.

Ein interkulturelles Projekt dieser Art ist für das Zusammenleben jetzt und in Zukunft von unschätzbarer Bedeutung und man wünscht sich eigentlich viel mehr davon!