Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Dagmar Ullmann-Bautz · 13. Apr 2013 · Theater

Eine köstlich unterhaltsame Revolution – das aktionstheater ensemble im Festspielhaus Bregenz

Bregenzer Frühling, das heißt: Aktionstheater-Fans freuen sich, wie jedes Jahr, auf die Premiere der neuesten Produktion im Festspielhaus. Am gestrigen Freitag überzeugte Regisseur Martin Gruber mit einer witzigen wie auch unendlich traurigen Aufarbeitung von alltäglicher Gegenwart und Vergangenheit. Der Text „Werktagsrevolution“ stammt von der jungen Dramatikerin Claudia Tondl.

Sechs unterschiedlichste Existenzen, sechs Ich-AGs, Arbeit suchend, jeder in seiner engen kleinen Welt gefangen, ohne irgendwelche Antennen nach außen, treffen sich im Jobcenter, warten, warten vergeblich, blicken zurück, erinnern sich und erzählen ihre Geschichten, von denen sie anfangs noch sehr überzeugt wirken. Im Laufe des Abends bröckelt jedoch die Fassade, bricht  zusammen. Doch halt, ganz zum Schluss bewahren sie dann doch wieder Haltung – Contenance, meine Damen und Herren! Ein kleiner Schimmer Zukunftsperspektive blitzt auf.

Jeder bleibt für sich


Was bis zum Schluss hartnäckig, wie in Beton gegossen, bleibt: die Isolation – keiner kommuniziert mit dem anderen. Ja, man möchte dem anderen schon was erzählen; aber zuhören, sich auseinandersetzen, das will hier niemand. Jeder bleibt für sich!

Wunderbare Schauspieler


Das Aktionstheater-Ensemble brilliert wieder einmal – die Schauspieler überzeugen fast durchwegs. Allen voran Babett Arens und Susanne Brandt, die beide mit einer Bühnenpräsenz agieren, die in Staunen versetzt. Arens, die Alleswissende und alles Durchschauende, die ständig Kommunizierende, schafft es, unheimlich witzig zu sein und im selben Moment ihre Pfeile abzuschießen, trifft dabei mitten ins Herz und berührt. Eine ganz gegensätzliche Figur verkörpert Susanne Brandt. Die sanfte, schüchterne, sich frei atmende Sternenkugel nimmt einen ganz sacht bei der Hand und lässt sie nicht mehr los. Wolfgang Lesky, häuslich und äußerst reinlich, bannt durch seine Ruhe, gepaart mit unheimlich trockenem Witz. Den Kontrast dazu bilden der sportliche Philipp Stix und das intellektuelle Nervenbündel Aron Arens – beide quirlig und aktiv auf der Bühne. Stix' aggressiver Ausbruch überzeugt und vermittelt den Schmerz. Aron Arens und Michaela Bilgeri, die jugendliche Revoluzzerin, arbeiten sich wahrhaft ab an ihren Figuren, wirken in ihrer Erzählweise aber leider etwas aufgesetzt.

Fantastische Musik


Die Band „Morbidelli Brothers“, die den Abend begleitet, ist der absolute Hammer – vom einfachen Song über Rock bis Punk bestechen sie in jeder Disziplin und sind somit ein gewichtiger Part dieser vergnüglichen und gleichzeitig sehr nachdenklich stimmenden Performance.