Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Ingrid Bertel · 22. Jän 2014 · Theater

Butter, Bunny und die Kilometerfresser - Das Theater Kosmos präsentiert seinen neuen Spielplan

Beobachten, was im Land vor sich geht, die entsprechenden Fragen ironisch, poetisch, spielerisch zuspitzen und mit jungen Stücken darauf reagieren – das macht das künstlerische Profil des Bregenzer Theater Kosmos aus. Eine durchaus erfolgreiche Bilanz der abgelaufenen Spielzeit zogen die beiden Direktoren Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig heute Vormittag. 11.000 Besucher und eine Auslastung von 80 % - das kann sich sehen lassen. Erste Früchte zeigt die Theater-Allianz: die Uraufführung von Max Langs Drama „Das Reich der Mitte“ wurde etwa ans Schauspielhaus Wien eingeladen.

Kosmodrom


Seit Jahren bietet das Haus jungen AutorInnen ein erstes Podium. In der vergangenen Spielzeit ergingen an sie Stückaufträge für Kurzdramen. Unter dem Titel „OberUnterOderland“ sollten sie sich mit den Lebensverhältnissen in Vorarlberg auseinandersetzen. An vier Wochenenden werden die Ergebnisse nun in der von Stefan Kasimir betreuten Reihe „Kosmodrom“ präsentiert. Und zwar von jugendlichen Theaterschaffenden, wie der aus Bregenz stammenden Schauspielerin Alina Bachmaier, der jungen Regisseurin Lisa Weiss oder der Ausstatterin Christine Steinböck.

Kilometer fressen macht auch nicht satt!


Eine der jungen Autorinnen schafft es ins Hauptprogramm: Nadja Spiegel. Die Dornbirnerin beeindruckte mit ihrem literarischen Debüt, dem Erzählband „manchmal lüge ich und manchmal nicht“. 2011 wurde ihr das Literaturstipendium des Landes Vorarlberg zugesprochen, ebenso der exil-literaturpreis der Stadt Wien. Spiegel arbeitet an einem Stück, das drei Generationen aufeinanderprallen lässt. Die Individualitätsfahnen werden hoch in den wechselnden Wind gehalten, während gleichzeitig eine verzweifelte Suche nach Zugehörigkeit die drei umtreibt. „Und nicht nur nach örtlicher, sondern nach der Herzheimat“, betont Augustin Jagg, der das Stück inszenieren wird.

Man muss dankbar sein


2009 sorgte der Autor Volker Schmidt mit seinem Stück „Die Mountainbiker“ für Heiterkeit. In dieser Spielzeit inszeniert Hubert Dragaschnig seine Industriefarce „Ihr könnt froh sein“. Eigentlich handelt es sich um zwei zusammenhängende Kurz-Stücke. Sie erzählen von den Textilarbeiterinnen Hanni, Kathi und Liesl. „Die Wirtschaft hat sich einmal um die Erde globalisiert“, meint Dragaschnig. „Jetzt ist Österreich ein Billiglohnland.“ Die drei sollen vor Vertretern von NGOs von ihrer Arbeit erzählen und die Arbeitsbedingungen möglichst positiv darstellen. Motto: „Man muss dankbar sein!“ Im zweiten Stück pfeifen sie auf die Dankbarkeit und suchen ihr Glück in einer Industrienation. Nur sind die Grenzen bekanntermaßen schwer zu passieren. „Ihr könnt froh sein“ lautet der drohende zweite Titel. Der Abend verspricht durchaus aktuelle Brisanz!

Am Beispiel der Butter


Ferdinand Schmalz scheint ein Pseudonym zu sein; fix ist aber, dass der Autor Gewinner des Retzhofer Dramapreises 2013 wurde. Dieser Preis unterscheidet sich von anderen dadurch, dass die AutorInnen vorab ausgesucht werden, mit Skizzen und Ideen anreisen und diese dann ein Jahr lang mit Theaterschaffenden ausarbeiten. Die so entstandenen Bühnenwerke haben sich in den vergangenen Jahren als durchsetzungsfähig erwiesen. Gute Aussichten also für das Stück „Am Beispiel der Butter“ von Ferdinand Schmalz, das nach seiner Präsentation im März als österreichische Erstaufführung in Bregenz zu sehen sein wird.

Es geht darin um den Molkereiarbeiter Adi, der zwischen Bahnhofs-Restaurant, Hobbykeller und Joghurt-Ausgabe sein Dorf ziemlich durcheinander wirbeln. Dort wird zwar urtümliches Landleben als Maske angeboten; dahinter aber drückt eine durchindustrialisierte Lebensweise die Dorfbewohner nieder. Adi, der sich selbst als „träge Buttermasse“ empfindet, errichtet eine Butterfaust, verteilt löffelweise Joghurt und findet in Carina eine Gleichgesinnte – bis die zu allem entschlossenen dörflichen Honoratioren für ihn eine Art Fritz-Keller einrichten.

Bunny


Zum Start in die neue Spielzeit gibt’s – weil Fasching ist – britischen Humor. Hubert Dragaschnig inszeniert „Bunny“ von Jack Thorne, eine „coming of age“-Geschichte. Die 18-jährige Katie, die sexuell ziemlich aktiv ist, erlebt da einen turbulenten Nachmittag. Ihr Freund gerät in eine Prügelei mit einem Pakistani. Ein Eis fällt zu Boden und eine bizarre Treibjagd beginnt. „Katie trägt ihr Herz auf der Zunge“, meint Hubert Dragaschnig, „sie überlegt, was sie gesagt hat, wenn alles schon ausgesprochen ist“. „Bunny“ wird eine Art Konzert – und Dragaschnig hat in Herwig Hammerl einen Komponisten, der so jung klingen kann, wie es Katie und ihre Kumpels sind. Premiere feiert „Bunny“ schon am 6. Februar!

 

Theater KOSMOS | Spielplan 2014

Bunny
von Jack Thorne
Österr. Erstaufführung | Premiere: 06. Februar 2014

Am Beispiel der Butter
von Ferdinand Schmalz
Österr. Erstaufführung | Premiere: April 2014

Ihr könnt froh sein
von Volker Schmidt
Uraufführung |
Premiere: September / Oktober 2014

Kilometer fressen macht auch nicht satt
von Nadja Spiegel
Auftragswerk / Uraufführung | Premiere: November 2014

KOSMODROM Weekends