Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Dagmar Ullmann-Bautz · 13. Dez 2013 · Theater

Beglückend! Ein perfekter Theaterabend! – Projekttheater im Feldkircher Hallenbad

Ein frühes Weihnachtsgeschenk lieferte das Projekttheater am gestrigen Abend ins Feldkircher Hallenbad. Bravourös beschenkten sie das Premierenpublikum mit einem ganz einfachen, in sich absolut stimmigen und bis ins letzte Detail genialen Theaterabend. Autor Philipp Weiss hatte im Auftrag des Projekttheaters das Stück „Ein schöner Hase ist meistens der Einzellne“ über die beiden Künstler Ernst Herbeck und August Walla geschrieben.

Ernst Herbeck (1920 – 1991) und August Walla (1936 – 2001) verbrachten, als schizophrene Patienten klinisch kategorisiert, große Teile ihres Lebens in der niederösterreichischen Landesnervenklinik Gugging. Beide wurden in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu dem, was man renommierte Künstler nennt: Herbeck als Dichter, der insbesondere von der österreichischen Nachkriegsavantgarde gefeiert wird, Walla als einer der bedeutendsten Repräsentanten der internationalen Art Brut.

Genau recherchiert und sensibel inszeniert


Beide sind nur knapp dem Ermordungsprogramm des dritten Reichs entkommen. Ihren Werdegang vom „lebensunwerten Leben“ zu gefeierten Künstlern beschreibt Autor Weiss in 5 ausdrucksstarken Bildern. Von der Vernichtung, über Verwahrung, Verwandlung bis zu Verklärung und Vermarktung werden diese vom Projekttheater in einer äußerst sensiblen Inszenierung dargestellt. Philipp Weiss hat ungemein viel und genau recherchiert und einen Text geschrieben, der der Fremdbestimmung schizophrener Patienten intensiv nachspürt. Die beiden Künstler sprechen lange gar nichts, reagieren nur körperlich auf die sie umgebenden Stimmen. So kommen auf den trefflichen Video- und Toneinspielungen von Petra Zöpnek und Gilbert Handler die Eltern, Anstaltspfleger, Nachbarn, Ärzte, Ausstellungsbesucher u.a. zu Wort. Bild, Text und großartig gewählte Musik vereinen sich zu einem genussvollen Gesamtkunstwerk.

Schauspieler mit immenser Strahlkraft


Auf der Bühne sind Peter Badstüber als Ernst Herbeck und Dietmar Nigsch als August Walla zu sehen. Ihre körperliche Präsenz, ihr Ausdruck überzeugt mit immenser Strahlkraft, nimmt einfach gefangen und berührt zutiefst.

Perfekt gewählte Drehorte


Regisseurin Susanne Litzow hat mit ausgeprägtem Gespür den Theaterabend inszeniert, hat mit kleinen Details ganz großes Theater geschaffen, das zu Tränen rührt und auch mit gutem Witz ausgestattet ist. Auch für die Ausstattung verantwortlich, lässt sie einerseits die geflieste Kühlheit des Hallenbades seine Wirkung tun und verändert andererseits die Atmosphäre mit den perfekt gewählten Drehorten der Videos.

Großartiges Porträt


Im zweiten Teil des Stückes bekommen die Texte und Werke der beiden Künstler immer mehr Raum. Man saugt als Zuschauer förmlich jedes gelieferte Wort und jedes Bild gierigst in sich auf. Weiss, Litzow, Zöpnek, Handler, Badstüber und Nigsch sind den beiden Künstlern und auch den Menschen Herbeck und Walla absolut gerecht geworden, haben diese auf wundersame Weise dem Publikum ganz nahe gebracht, haben sie weder ausgestellt noch Tatsachen verschleiert oder verborgen.

Für dieses großartige Porträt zweier herausragender Persönlichkeiten bedankte sich das Premierenpublikum mit jubelndem Applaus.


Weitere Aufführungen:
13. / 14. / 15. / 16. / 17. Dezember jeweils 20 Uhr

Infos: www.projekttheater.at