Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Füssl · 12. Jun 2011 · Tanz

Ein kurzes, aber inniges Vergnügen – die Iceland Dance Company eröffnete das tanz ist Festival am Spielboden

Mit dem rund zwanzigminütigen Stück „The Swan“ der jungen isländischen Choreographin Lára Stefánsdóttir gelang es der Iceland Dance Company eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, dass sich die außergewöhnliche Kreativität auf dieser Insel am Rande Europas keineswegs nur auf den Musikbereich beschränkt.

Der Bubble Chair, eine durchsichtige, an vier Seilen hängende Plastikhalbkugel, des finnischen Designers Eero Aarnio, ein Kultobjekt aus den 60-er Jahren, ist Anfangs- und Endpunkt des Stückes. In ihm schwingt der männliche Hauptdarsteller, wenn man sich an Tschaikowskis „Schwanensee“ orientieren will also der Prinz, und scheint sich in fieberhaften Träumen zu wälzen. Die dazwischen liegende Viertelstunde kann man als getanzte Traumsequenz interpretieren, ein fulminantes Pas de deux von Emilia Benedikta Gisladóttir und Hannes pór Egilsson. Mit der märchenhaften Handlung von „Schwanensee“ hat das nichts mehr zu tun, vielmehr ist es sozusagen die Essenz des berühmten Klassikers, die da tänzerisch dargestellt wird. Es geht um die Mann-Frau-Polarität, Anziehung und Abstoßung, Sexualität und Erotik, ewige Liebe und bodenlose Enttäuschung. Gisladóttir und Egilsson verbinden in ihrem Tanz klassische und zeitgenössische Elemente, toben über die Bühne, schmiegen sich und reiben sich aneinander, ahmen immer wieder Flügelschlagbewegungen nach und lassen auch kurz humorvolle Elemente aufblitzen. Aus den Lautsprechern ertönt eine rasante Mischung aus elektronischen Tönen von BJ Nilson und Thom Willems und Sergei Prokofjew-Musik, Lichtdesigner Adalsteinn Stefánsson und Bühnen- und Kostümdesignerin Filippia Elisdóttir setzen auf einfache, aber wirkungsvolle Effekte. Ein durch und durch gelungenes Stück, aber nach zwanzig Minuten schon wieder den Saal verlassen zu müssen, wo man es gerade einmal geschafft hatte, den Alltagsstress abzuschütteln und sich voll und ganz auf den Tanz einzulassen – man hätte sich mehr gewünscht ...

Videofilm als Ergänzung

„The Swan“ wird immer mit einem zweiten, meistens sogar gemeinsam mit einem dritten Kurzstück aufgeführt, erklärt Katrin Hall, künstlerische Leiterin, Herz und Hirn der Iceland Dance Company, die in 15 Jahren aus einem klassischen Allerweltsballett eine der kreativsten und originellsten Kompagnien des zeitgenössischen Tanzes gemacht hat. Was diese Kompagnie wirklich drauf hat, konnte man sich im Kinosaal anhand eines erst kürzlich fertiggestellten Videofilms über mehrere Produktionen der Isländer zu Gemüte führen. Die ideale Ergänzung  zu „The Swan“, die auch von vielen BesucherInnen genutzt wurde.


Weitere tanz ist-Veranstaltungen:

So, 12.6., 20.30 Uhr: Labor Gras.Com Production: "Rückwärts" mit Renate Graziadei
Mi, 15.6./Do, 16.6., 20.30 Uhr: Liquid Loft/Chris Haring: "Talking Head"
Sa, 18.6., 20 Uhr tanz ist Finale: Mitwirkende des Research-Programmes von Renate Graziadei präsentieren ihre tänzerische Arbeit