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Silvia Thurner · 29. Sep 2023 · Musik

Starke Komponistinnen bei der Pforte

Faszinierende Werke von Luise Adolpha Le Beau und Ethel Smyth

Das Epos:Quartett stellte beim vierten Konzert des Pforte-Abonnements zwei aufregende Frauen mit zwei mitreißenden Kompositionen in den Mittelpunkt. Streichquartette von Luise Adolpha Le Beau und Ethel Smyth beeindruckten durch ihre große musikalische Aussagekraft. Die aufmerksame Kommunikation und die leidenschaftliche Spielart von Christine Busch und Verena Sommer (Violine), Klaus Christa (Bratsche) sowie François Poly (Violoncello) zogen die Zuhörenden in ihren Bann.

Die aus England stammende Ethel Smyth war eine mutige und durchsetzungskräftige Künstlerin. Als Komponistin, Dirigentin und Schriftstellerin setzte sie sich ihr Leben lang auch für Frauenrechte ein. 1885 komponierte Ethel Smyth das groß angelegte Streichquartett in e-Moll, das das Epos:Quartett mit großem Konsens interpretierte. Zahlreiche Passagen waren mit raffinierten Überraschungen gespickt, die höchste Aufmerksamkeit einforderten. Immer neue Räume öffneten die Musiker:innen, spätromantisch-impressionistische Stimmungen herrschten vor und die melodischen Linien erklangen kunstvoll ineinander verwoben. Im Gegensatz zum erzählenden Allegro Lírico wirkte das Allegro molto leggiero humorvoll. Besonders die ineinander geflochtenen, pausendurchsetzten Phrasen lenkten die Aufmerksamkeit auf sich, denn die Stimmverläufe der Violinen, der Viola und des Cellos kamen – zukunftsweisend - wie eine Klangfarbenmelodie zur Geltung. Ätherisch legte das Epos:Quartett das Andante an, in dem das Violoncello wunderbar „eigenbrötlerisch“ seine Melodien entfaltete und sich schließlich ein versöhnlicher Konsens einstellte. In das abschließende Fugato steigerten sich die Quartettmusiker:innen so richtig hinein. Spannungsgeladene Allusionen, unter anderem mit Anklängen an Schubert, Beethoven oder auch Schostakowitsch zeichneten das Finale aus.

Mitteilsame Programmmusik

Eine weitere Entdeckung bot das Epos:Quartett mit Luise Adolphe Le Beaus Streichquartett op. 34. Das Werk wurde mit einem durchdringenden Akkord eingeleitet, der sogleich Energien freisetzte und die gegensätzlichen Charaktere der Hauptlinien emotional zur Wirkung brachte. Christine Busch und Verena Sommer, Klaus Christa und François Poly spielten die kontrastierenden Themen transparent und profiliert aus. Choralartig war der Variationssatz angelegt, dem ein eigentümliches Menuett alla zingaresca folgte. Die harmonisch vielfarbig modulierte Musik mit vorwärtstreibenden, parallel geführten Linien entwickelten die Musiker:innen zu einem imposant leuchtenden Schluss hin.
Zwischen die Streichquartette von Luise Adolphe Le Beau und Ethel Smyth setzte das Epos:Quartett Joseph Haydns Streichquartett op. 64/3. Freudvoll füllte die Primgeigerin Christine Busch ihre dominierende Rolle aus, François Poly am Violoncello bildete mit seinem warmen Celloklang den grundierenden Gegenpol. Nach der kauzigen Eröffnung, zelebrierten die Musiker:innen die Kantilenen im Adagio sensibel. Bemerkenswert bildete das Menuetto mit ungarischem Touch eine musikalische Klammer zum Menuett des Streichquartetts von Luise Adolpha Le Beau.
Die Zuhörenden feierten die Musiker:innen und ihre bewundernswerten Werkdeutungen mit großer Begeisterung.

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