Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 06. Jän 2023 · Musik

Sinfonietta Lustenau auf anregender musikalischer Weltreise

Die Konzert-Abonnementreihe im Lustenauer Reichshofsaal eröffnet traditionell die Sinfonietta der Rheintalischen Musikschule Lustenau mit einem Neujahrskonzert. Erstmals unter der Leitung von Marcus Hartmann musizierten Lehrer:innen und Musikschüler:innen ein abwechslungsreiches Programm mit Werken, die dies- und jenseits des Atlantiks entstanden sind. Im Mittelpunkt standen Valentin Kalb an der Viola und Julius Mayer am Violoncello. Mit ihren Darbietungen stellten die Jugendlichen ihr Talent eindrücklich unter Beweis.

Den Rahmen der klug zusammengestellten Werkauswahl bildete eingangs „Sleigh Ride“ von Frederick Delius und am Schluss „A Night in the Tropics“, der zweite Satz aus der ersten Symphonie von Louis Moreau Gottschalk. Die beiden farbenreichen Kompositionen gaben der Sinfonietta die Gelegenheit, sich mit ihrem abgerundeten Orchesterklang zu präsentieren. Aufhorchen ließen auch solistische Passagen der Holz- und Blechbläser. Während im ersten Stück die klingenden Schellen den Rhythmus der Schlittenfahrt vorgaben, bot der Samba einen beschwingten und effektvollen Ausklang.
André Vitek hat für Valentin Kalb (Bratsche) und Julius Mayer (Violoncello) ansprechende Arrangements gefertigt. So konnten sich die jungen Solisten mit ihren Soloparts hervorragend präsentieren und doch waren in den kniffligen Passagen dezent geführte Orchesterstimmen als willkommene Hilfestellung präsent. Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ spielte der 14-jährigen Valentin Kalb aus Höchst poesievoll und mit guter Intonation. Ebenso formte er Angel Villoldos Tango „El Choclo“. Viel Applaus erhielt auch der 13-jährige Julius Mayer aus Lustenau. Er spielte das rhythmusbetonte Werk „La bella Cubana“ von José White Lafitte, das ihn am Instrument bis in höchsten Lagen führte.
Mehrere Werke von Antonin Dvorak begleiteten die Sinfonietta Lustenau auf ihrer Reise zwischen den Kontinenten. Der „Sousedská“ aus den Slawischen Tänzen (op. 46/6) musizierte das Orchester galant und in gemäßigtem Tempo mit straffen Phrasierungsbögen. Damit erhöhten sie den Kontrast zum „Furiant“ (op. 46/8). Gut akzentuiert wirkte die Harmonik der markanten Rufmotive, beim Hauptmotiv hätten sich die hohen Stimmen gerne mehr in Szene setzen dürfen. Drei Sätze aus Dvoraks „Amerikanische Suite“ (op. 98) fügten sich hervorragend in die Konzertdramaturgie ein. Mit Bedacht auf die einzelnen Stimmgruppen interpretierte das Orchester das Andante con moto und betonte im Mittelteil (Moderato alla Pollacca) den melancholischen Grundcharakter. Marcus Hartmann animierte und motivierte die Musik:innen, die sich im abschließenden Allegro durchaus mehr zutrauen hätten können. In einen schönen Flow kam die Sinfonietta der Rheintalischen Musikschule Lustenau in Franz Lehars Walzer „Gold und Silber“ (op. 79) und schließlich verbreitete die Polka „Feuerfest“ von Josef Strauß mit dem amüsanten Solopart am Amboss gute Laune.